Verfahrenstechnik Klimaerwärmung - Schub oder Hürde für die Kältetechnik?

15.11.2012

Kältetechnik braucht viel Energie. Doch der Trend geht auch hier zu effizienten Methoden und Techniken. Burkhard Rüssmann von L&R Kältetechnik kommentierte auf der Roten Couch die fünf Fragen der Redaktion zum weiteren Weg der Kältetechnik.

Bis die Innovationen der Kältetechnik vom Markt angenommen werden, kann es in der chemischen Industrie einen Achemazyklus, also mindestens drei Jahre dauern.

Falsch. Ich glaube, dass der Zyklus wesentlich kürzer ist. Das größte Thema ist für uns momentan die Energieeffizienz. Und zur Zeit wird in diesem Bereich einiges getan, sodass dort die Zyklen immer kleiner werden.

Energieeffiziente Kältetechnik ist in der Anschaffung vielleicht teurer, spielt den höheren Investitionsaufwand aber binnen weniger Jahre wieder ein.

Richtig. Die Investition wird steigen, aber man muss sie immer dem Lebenszyklus der Kältemaschinen gegenüberstellen. Zu 90 Prozent sind die Folgekosten einer Kälteanlage reine Energiekosten. Hier muss man versuchen, Energie zu sparen, durch Technik mit Frequenzumformung oder durch freie Kühlung. Es gibt heute neue Kompressoren auf dem Markt, die sehr energieeffizient sind. Ich meine, man muss außerdem als erstes den Kühlprozess betrachten, damit man sehen kann, welche Kältemittel eingesetzt werden können. Dann kann man entscheiden, welche Technik angewendet wird. Von der Amortisationszeit der Kühlanlagen her liegen wir definitiv unter zweiJahren. Nach diesem Zeitraum rechnet sich die Investition.

Die jeweils gegebenen Außentemperaturen werden bei vielen Anwendungen der Kühltechnik oft noch zu wenig berücksichtigt. Künftig wird man mehr intelligente Technik sehen, die näher am theoretischen Optimum arbeitet.

Richtig. Wir haben heute Techniken wie die freie Kühlung und besonders entwickelte Wärmetauscher, bei denen wir mit unserem Temperaturniveau höher fahren können. Und je höher das Temperaturniveau zum Kühlen gefahren werden kann, desto eher kann ich freie Kühlung oder andere Energien einsetzen.

Die freie Kühlung zu nutzen, wo es geht, ist stets attraktiv, wird aber immer schwieriger - weil die Temperaturen steigen.

Bedingt richtig. Die Temperaturen steigen, aber wir haben in diesem Jahrhundert 0,6 bis 1Grad Steigerung. Ich glaube, bei den Temperaturen, bei denen freie Kühlung eingesetzt wird, ist das noch nicht gravierend. Als ich in der Kältetechnik angefangen habe, sind wir von Umgebungstemperaturen von 27Grad ausgegangen, später ging man auf 30Grad. Wir legen heute für Kondensationsanlagen die Umgebungstemperatur bei 35Grad fest. Und wir haben mittlerweile in Deutschland Spitzentemperaturen von bis zu 38Grad. Da hat sich auf jeden Fall was getan. Aber ich glaube, für die freie Kühlung ist das nicht ausschlaggebend.

Die globale Erwärmung spielt uns in die Hände. Für die Kältetechnik gibt es immer mehr Anwendungen - auch in unseren Breiten.

Teilweise richtig, aber wieder nur bedingt. In der Klimatisierung spielt die Klimaerwärmung auf jeden Fall eine Rolle. Dort wird es einen Mehraufwand geben. Mit der Kältetechnik hat die globale Erwärmung dagegen weniger zu tun. Die Kältetechnik steht eher unter Druck, weil wir neue Kältemittel produzieren und einsetzen müssen. Ich glaube nicht, dass die globale Erwärmung gerade in der Kältetechnik für mehr Arbeit sorgt. Wie schon gesagt: in einem Jahrhundert 0,6 bis 1Grad Erwärmung. Diese 0,6Grad in der freien Kühlung zu berücksichtigen, wäre sehr relativ. Im Klimabereich sieht die Sache anders aus. Die Klimatisierung im humanen Bereich ist viel stärker gestiegen.

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