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Energiewende Klimabilanz stagniert trotz Rekordjahr für Ökostrom

Strommix 2015: Ein Drittel des deutschen Stroms stammte aus erneuerbaren Energiequellen.

Bild: Energiewende/AG Energiebilanzen
08.01.2016

Im vergangenen Jahr wurde hierzulande mehr grüner Strom produziert als je zuvor, berichtet Agora Energiewende. Zudem erreichte die Stromproduktion mit 647 Terawattstunden ein neues Rekordhoch. Die Klimabilanz habe sich aber nicht verbessert, weil Kohlestrom verstärkt ins Ausland verkauft wurde.

Deutschland deckt seinen Stromverbrauch immer mehr aus erneuerbaren Energien. Jede dritte Kilowattstunde (32,5 Prozent), die hierzulande verbraucht wurde, stammte aus Wind-, Solar, Wasser und Bioenergiekraftwerken. 2014 lag der Ökostromanteil noch bei 27,3 Prozent. Dazu trug vor allem die Windenergie bei, deren Stromproduktion im Vorjahresvergleich um 50 Prozent wuchs, heißt es in einer aktuellen Studie der Denkfabrik Agora Energiewende. Für 2016 werden weiter steigende Anteile erneuerbarer Energien erwartet. Dazu trage zunehmend die Windstromerzeugung auf See bei.

Auch die Stromproduktion insgesamt erreichte ein neues Allzeithoch: Mit 647 Terawattstunden wurde 2015 mehr Strom erzeugt als jemals zuvor in der Geschichte Deutschlands. Seit 2014 ist die Stromerzeugung um etwa drei Prozent angestiegen, vor allem weil die Kohlekraftwerke ihre Stromproduktion trotz der gestiegenen Anteile erneuerbarer Energien kaum gedrosselt haben.

Da sich der Verbrauch kaum geändert hat, schlägt sich die gestiegene Stromproduktion in einem gestiegenen Export nieder. So wuchs die Ausfuhr von Strom im Jahr 2015 um rund 50 Prozent und erreichte mit 60,9 Terawattstunden ebenfalls einen neuen Rekordwert. Damit wurde etwa ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms ins Ausland verkauft. „Das zeigt, dass Deutschland Strom im Überfluss hat – trotz der Stilllegung der Atomkraftwerke“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Die Kehrseite sei aber, dass der von den erneuerbaren Energien im Inland überflüssig gemachte Kohlestrom jetzt ins Ausland drängt. „Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems hat sich deshalb im vergangenen Jahr kaum verbessert, die Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands sind sogar leicht angestiegen.“

Leicht rückläufig war im Jahr 2015 die Stromproduktion von Kern- und Gaskraftwerken. Die Kernenergie reduzierte ihren Anteil am deutschen Strommix aufgrund der Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Gaskraftwerke lieferten weniger Strom, weil sie aufgrund der niedrigen CO2-Preise im EU-Emissionshandel zu höheren Kosten produzierten als Kohlekraftwerke.

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