Computerforschung Kalifornische Top-Wissenschaftler kommen nach Jülich

Prof. Rami Barends ist einer von drei Experten und beschäftigt sich hauptsächlich mit Quantencomputing.

Bild: Ralf-Uwe Limbach, Forschungszentrum Jülich
07.09.2021

Diesen Sommer sind drei US-amerikanische Forscher aus Kalifornien ans Forschungszentrum Jülich gewechselt. Die Wissenschaftler, die von Google, Hewlett-Packard Labs und der University of California stammen, wollen Konzepte für Quantencomputer und neuromorphe Rechner in die Praxis überführen.

Das Forschungszentrum Jülich begrüßt drei neue Direktoren am Peter-Grünberg-Institut (PGI): Prof. Rami Barends, Prof. John Paul Strachan und Prof. Emre Neftci. Die Wissenschaftler aus Kalifornien beschäftigen sich mit neuen Formen des Rechnens, konkret mit Quanten- und neuromorphen Computern, die in Jülich bereits erforscht werden.

Rami Barends

Barends kommt von Google und war an der Hardwareentwicklung für den ersten Quantencomputer beteiligt. Der 40-jährige Physiker bringt praktische Erfahrung mit Quantensystemen nach Jülich. Zuletzt arbeitete er als Forscher und Projektleiter in Googles Quanten-Lab für Künstliche Intelligenz an der University of California in Santa Barbara. Mit dem Wechsel nach Jülich kommt der Niederländer seiner Delfter Heimat wieder ein wenig näher, wo er nach dem Studium auch promovierte.

In Jülich leitet Barends den Aufbau eines Tieftemperaturlabors, in dem unter anderem die Quantenrechner des europäischen Quanten-Flaggschiff-Projekts betrieben werden sollen. In den nächsten Jahren will er gemeinsam mit seinen Kollegen sowie externen Partnern daran arbeiten, Anwendungen für Quantencomputer so schnell wie möglich Realität werden zu lassen. Auch die Entwicklung eines experimentellen Quantenprozessors aus Deutschland steht auf seiner Agenda.

John Paul Strachan

John Paul Strachan und Emre Neftci beschäftigen sich mit neuromorphen Systemen, die der Funktion des menschlichen Gehirns nachempfunden sind. Das Thema wird am Forschungszentrum Jülich interdisziplinär erforscht, angefangen bei materialwissenschaftlichen Grundlagen über Computerarchitekturen und Algorithmen bis hin zur Hirnforschung. Neuromorphe Computer könnten viele KI-Anwendungen schneller, energieeffizienter und zuverlässiger machen und zudem dabei helfen, den Vorgang des biologischen Lernens besser zu verstehen.

In den Labors von Hewlett-Packard im Silicon Valley leitete Strachan zuletzt ein Team, das an einer solchen neuromorphen Hardware forscht. Der in Costa Rica geborene Physiker und Ingenieur hält über 50 Patente und hat am MIT und in Stanford studiert und promoviert.

In Jülich will der 42-Jährige nun neue, vom Gehirn inspirierte Computing-Konzepte erproben und als Hardware im Labor realisieren. So soll es unter anderem möglich werden, verschiedene wissenschaftliche Rechenprobleme zu beschleunigen, etwa um das theoretische Verständnis davon zu verbessern, wie Milliarden vernetzte Neurone miteinander interagieren.

Emre Neftci

Eng damit verbunden ist Neftcis Forschungsgebiet. Der 39-jährige Schweizamerikaner ist nach mehreren Jahren Forschung an der ETH Zürich in der Schweiz sowie der University of California in San Diego und Irvine in den USA nach Jülich gewechselt, um dort mit seinem Team Anwendungen für neuromorphe Hardware zu programmieren.

Im Mittelpunkt stehen Algorithmen für das maschinelle Lernen, die es auf Basis von Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften neu zu entwickeln gilt. Mit den richtigen Algorithmen und der passenden Software sollen sich dann die Vorteile der neuen Technologie voll ausschöpfen lassen.

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  • Prof. John Paul Strachan arbeitete zuvor bei Hewlett-Packard und legt den Fokus auf neuromorphe Systeme.

    Prof. John Paul Strachan arbeitete zuvor bei Hewlett-Packard und legt den Fokus auf neuromorphe Systeme.

    Bild: Ralf-Uwe Limbach, Forschungszentrum Jülich

  • Prof. Emre Neftci ist Spezialist für neuromorphe Software und forschte an der ETH Zürich sowie der University of California.

    Prof. Emre Neftci ist Spezialist für neuromorphe Software und forschte an der ETH Zürich sowie der University of California.

    Bild: Ralf-Uwe Limbach, Forschungszentrum Jülich

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