Bitkom-Studie über Implementierung von Industrie 4.0 Jede vierte Maschine in Deutschland ist heute schon smart

Eine neue Studie des Digitalverbands Bitkoms sieht den Einsatz von smarten Maschinen im Sinne von Industrie 4.0 bereits auf einem guten Weg.

26.04.2018

Der Digitalverband Bitkom hat im Vorfeld der Hannover Messe Industrieunternehmen zu ihre Umsetzung von Industrie 4.0 befragt. Während über 70 Prozent der befragten Firmen bereits in diesem Bereich aktiv sind, halten nur noch neun Prozent das Thema für irrelevant. Große Unterschiede zeigen sich aber bei der Entwicklung konkreter Strategien.

Sie generieren Daten, kommunizieren untereinander und geben dank Sensoren wichtige Hinweise zu Produktion und Bedienung: Jede vierte Maschine in deutschen Fabriken ist heute smart und arbeitet vernetzt. Das ergibt eine Befragung von 553 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom im Vorfeld der diesjährigen Hannover Messe. Demnach sind bereits 24 Prozent der Maschinen und Anlagen in deutschen Unternehmen mit dem Internet verbunden. „In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Industrie 4.0 viel getan. Machine-to-Machine-Kommunikation ist in den Fabriken Realität“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Jetzt geht es darum, den kompletten Maschinenpark aufzurüsten und ganze Geschäftsmodelle von analog auf digital zu drehen.“

Jedes zweite produzierende Unternehmen nutzt Industrie-4.0-Anwendungen

Bereits jedes zweite Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe (49 Prozent) nutzt heute Industrie-4.0-Anwendungen, weitere 22 Prozent haben konkrete Pläne für den Einsatz. Das heißt: Mehr als sieben von zehn deutsche Industrieunternehmen (71 Prozent) sind bereits im Bereich Industrie 4.0 aktiv. 18 Prozent der Befragten haben noch keine konkreten Pläne für den Einsatz von Industrie 4.0, können sich aber vorstellen, künftig entsprechende Anwendungen zu nutzen. Nur neun Prozent sagen, dass Industrie 4.0 für sie kein Thema ist oder sein wird.

Besonders spannend sind diese Zahlen im direkten Vergleich mit der weltweiten PwC Strategy& „Global Digital Operations Study 2018“, für die über 1.100 deutsche und internationale Entscheider aus dem produzierenden Gewerbe befragt wurden. In dieser Befragung gaben 47 Prozent der deutschen Unternehmen an, auf vorausschauende Wartungssysteme und das industrielle Internet der Dinge zu setzen. Einen Vorsprung deutscher Unternehmen im internationalen Vergleich hinsichtlich des Implementierungsgrades von Industrie 4.0-Technologien sieht PwC Strategy& aktuell nur im Einsatz von Fertigungsmanagementsystemen.

Die Strategien der Unternehmen haben unterschiedliche Dimensionen

Bei der Umsetzung von Industrie 4.0 gehen die Unternehmen mehrheitlich (97 Prozent) strategisch vor, wobei die Ansätze unterschiedlich weit reichen: Lediglich 55 Prozent haben eine Strategie für das Gesamtunternehmen, 42 Prozent nur für einzelne Bereiche. „Auch wenn sich viele Unternehmen mit Industrie 4.0 auseinandersetzen, so zeigt unsere Studie doch, dass oft nur einzelne Projekte in Angriff genommen werden“, sagt Berg. „Alte Geschäftsmodelle funktionieren noch gut, gerade in Hochkonjunktur-Zeiten wie jetzt.“ Das Ausprobieren in Teilbereichen sei zwar ein guter Anfang. „Um das volle Potenzial von Industrie 4.0 auszuschöpfen, müssen aber alle Bereiche konsequent digital aufgestellt werden. Industrie 4.0 endet nicht an den Fabriktoren. Intelligente Produkte, die während ihrer Nutzung mit dem Internet verbunden sind und Daten generieren, werden erst dann richtig wertvoll, wenn den Kunden damit neue datenbasierte Smart Services angeboten werden.“

Dabei ist die Entwicklung einer konkreten IIoT-Strategie für den Umsetzungserfolg unabdingbar. Gespräche mit CEOs und CTOs klassischer Anbieter von Automatisierungslösungen haben deutlich gezeigt, dass wer einfach nur IT-Firmen und Experten „assimiliert“ höchstwahrscheinlich scheitern wird. Zu hoch ist die Gefahr des schrittweisen “Verloren Gehens“ neuer Ideen auf dem Weg durch die vielen Entscheidungsinstanzen. Einen höheren langfristigen nutzen könnten daher die Gründung eines unabhängig agierenden eigenen Start-ups oder neue Kooperationen sein.

Verhaltene Investitionsbereitschaft

Bei Investitionen in Industrie 4.0 agiert der Großteil der Unternehmen eher vorsichtig. So haben zwar so gut wie alle Betriebe, die Industrie 4.0 anwenden oder dies planen, in diesem Jahr Geld dafür eingeplant. Das Budget macht aber im Schnitt nur fünf Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der wichtigste Treiber für Investitionen und den Einsatz von Industrie-4.0-Lösungen sind für Anwender und Planer denn auch die Aussicht auf verbesserte Prozesse (68 Prozent) und verbesserte Kapazitätsauslastung (58 Prozent). Vier von zehn Unternehmen versprechen sich geringere Produktionskosten (43 Prozent) und eine schnellere Umsetzung von individuellen Kundenwünschen (41 Prozent).

Auch für kleine und mittelständische Unternehmen können sich Investitionen in Industrie 4.0 bereits innerhalb von rund einem Jahr amortisieren. Zu diesem Ergebnis kam zumindest der Verein “SEF Smart Electronic Factory“ im Zuge einer Erhebung seines Mitglieds Technische Hochschule Mittelhessen. So konnte in den zwei betrachteten Referenzfabriken beobachtet werden, dass sich “durch die Identifikation der Bauteile per Barcode Kostenersparnisse von 52,89 Prozent“ erreichen lassen und „eine Verkürzung des Vorgangs um 25 Prozent der ursprünglichen Zeit erreicht, wodurch u.a die Fixkosten um 50 Prozent sinken.“

Verschiedene Hürden gilt es noch zu nehmen

Trotz ist laut der Bitkom-Studie die größte Hürde beim Einsatz von Industrie 4.0 der hierfür nötige Mitteleinsatz. 72 Prozent aller Industrieunternehmen sagen, dass hohe Investitionskosten den Einsatz von Industrie 4.0 in ihrem Unternehmen hemmen. Anforderungen an den Datenschutz (58 Prozent) und an die Datensicherheit (56 Prozent) gehören ebenfalls zu den Haupthemmnissen. Der Mangel an Fachkräften wird von 49 Prozent als Problem genannt, genau wie der hohe Wert einer guten Aus- und Weiterbildung von Bestandskräften für die Fabrik 4.0 als solcher klar identifiziert wird.

Die Umsetzung einer vollständig vernetzten Industrie sowie die konsequente Entwicklung eines industriellen Internets der Dinge in Deutschland ist also noch lange nicht abgeschlossen. Eine schrittweise Umsetzung haben viele Unternehmen allerdings bereits begonnen. Neben den in der Befragung angesprochenen Hürden müssen zum Beispiel auch für das wichtige Thema der IT-Sicherheit noch drängende Fragen beantwortet werden. Doch die neue Bitkom-Studie bestätigt auch einen Eindruck, den ganz aktuell jeder Besucher der Hannover Messe gewinnen konnte: Es bewegt sich was in der deutschen Industrie.

Nach Material von: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Industrie-40-Jede-vierte-Maschine-ist-smart.html

Bildergalerie

  • Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen haben bereits 20 bis unter 50 Prozent ihrer Maschinen mit dem Internet verbunden.

    Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen haben bereits 20 bis unter 50 Prozent ihrer Maschinen mit dem Internet verbunden.

    Bild: Bitkom

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