Interview zum Jubiläum 30 Jahre SPS-Messe: Wo geht es hin?

SPS – Smart Production Solutions

Sylke Schulz-Metzner, Vice President Mesago Messe Frankfurt, spricht im Interview über die zukünftige Ausrichtung der SPS-Messe.

Bild: Mesago Messe Frankfurt
31.10.2019

Trotz angespannter Konjunkturlage zeichnen sich im Vorfeld der Jubiläumsausgabe der SPS positive Zahlen mit rund 1.650 Ausstellern ab. Dennoch muss sich auch die Messe dem digitalen Wandel anpassen. Sylke Schulz-Metzner, Vice President Mesago Messe Frankfurt, Veranstalter der SPS, erläutert im Interview die künftige Ausrichtung.

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Die Digitalisierung ist das vorherrschende Thema in der Automatisierung. Positioniert sich die SPS bewusst als die Lösungsmesse für Digitalisierung und Industrie 4.0 – weg von den Komponenten?

Die SPS positioniert sich weiterhin als Lösungsmesse. Dabei fokussiert sie sich nicht mehr nur auf die Komponenten. Sie ist die Messe, die das gesamte Spektrum der smarten und digitalen Automatisierung zeigt. Zahlreiche Aussteller zeigen daher vor Ort ihre Lösungsansätze, aber auch diverse Produkte und Applikationsbeispiele zur Digitalen Transformation. Auch IT-Anbieter sind vermehrt auf der SPS vertreten und stellen ihre Themen oft im Verbund mit den Automatisierern aus. Dazu gehören auch die Themen Digitalisierung und Industrie 4.0, mit denen unsere Fachbesucher schon seit mehreren Jahren auf den Messeständen der Aussteller in Berührung kommen.

Industrial Security, Cloud-Plattformen und generell IT nehmen zunehmend Platz auf der Messe ein – das zeigt sich auch an den vertretenen IT-Firmen. Ziehen Sie damit ganz neue Besucherzielgruppen an?

Durch den Einzug der Digitalisierung in die Industrie ergeben sich neue Chancen für die industrielle Automatisierung. Wo vorher der Fokus vermehrt auf Hardware-Komponenten lag, spielen heute auch Schnittstellentechnologien, industrielle Kommunikation und ganzheitliche Lösungsansätze, vor allem die Software, eine wichtige Rolle. Somit gewinnt die Messe auch zunehmend für die Mitarbeiter aus den IT-Abteilungen an Bedeutung. Dies ist für uns zwar keine ganz neue Besucherzielgruppe aber eine die für uns und unsere Aussteller durchaus interessant ist und jährlich ansteigt.

Wenn es zunehmend um Lösungen geht, denken Sie mittelfristig über eine neue Hallenaufteilung nach Themen wie Cloud-Ecosystem, Industrial Security, KI & Co. nach?

Wir haben in den letzten zwei Jahren die Hallen 5 und 6 neu ausgerichtet. Damit wurde dem Thema Software & IT in der Fertigung zum ersten Mal ein eigener Bereich gewidmet. Wir versuchen die Hallenaufteilung immer zu optimieren, um den Messebesuch der Fachbesucher zu optimieren. Hierbei holen wir uns auch die Meinungen der Besucher und Aussteller ein, um ein gutes Ergebnis für alle realisieren zu können. Daraus resultiert in diesem Jahr die Industrial Security Area in Halle 6. Um das Thema zu bündeln, haben wir Aussteller wie die genua GmbH oder das Bundesamt für Sicherheit in einem gemeinsamen Bereich der Halle platziert und werden das Thema auch verstärkt in unsere Kommunikation einbinden.

Ist es für Sie ein Spagat, trotz Lösungs­orientierung und Digitalisierungsthemen den „klassischen“ Komponenten nicht deren Wichtigkeit auf der Messe zu nehmen?

Der Grundstein der SPS waren und werden auch weiterhin die klassischen Komponenten sein. Die inhaltliche Ausrichtung der SPS ist das Erfolgskonzept und aus diesem Grund wird an dem bewährten Konzept auch nichts geändert. Somit fühlen sich auch die Aussteller der klassischen Automatisierungskomponenten weiterhin wohl auf der SPS und können auch nach so vielen Jahren immer noch erfolgreiche Messeteilnahmen verzeichnen. Im Rahmen der Namensänderung war es für uns zwar eine größere Kommunikationsaufgabe dieses Konzept nach außen zu tragen aber sonst ist es für uns kein Spagat beide Aussteller- und Besuchergruppen einzubinden. Software und IT werden in Zukunft integrale Bestandteile der Automatisierungstechnik sein, von daher werden wir eine solche Differenzierung wie heute künftig nicht mehr so trennscharf machen können. Selbstverständlich bleibt die Automatisierungstechnik der Nukleus der SPS, aber ohne IT gibt es keine Digitalisierung.

Sie bieten Besuchern Guided Tours für verschiedene Themen an. Wie kommt der Service an?

Wir bieten unseren Besuchern in diesem Jahr zum dritten Mal die Möglichkeit an unseren Guided Tours teilzunehmen. In ca. 1,5 Stunden haben die Fachbesucher die Möglichkeit sich bei ausgewählten Ausstellern zu den Themen Machine Learning und KI, Industrial Security in der Fertigung, Cloud Ecosysteme und Predictive Maintenance zu informieren. Dieser Service wird insbesondere von unseren internationalen Besuchern sehr gut angenommen, da sie in sehr kurzer Zeit einen guten Ausstellerüberblick erhalten. Unsere Guided Tours werden im Vergleich zu anderen Messen auch inhaltlich anders ausgerichtet, da unsere Fachbesucher mit sehr konkreten Anliegen zur Messe kommen und das technische Verständnis auf einem sehr hohen Niveau ist, reicht eine Unternehmenspräsentation oder oberflächliche Produktpräsentation nicht aus. Um hier einen weiteren Mehrwert bieten zu können, stehen bei den diesjährigen Guided Tours echte Use Cases im Fokus.

Wie entwickelt sich der Anteil der internationalen Austeller und Besucher? Und läuft man Gefahr, den lokalen Charakter zu verlieren?

Die Internationalität nimmt Jahr für Jahr zu. 2018 kamen 28 Prozent der Besucher aus dem Ausland, und das aus insgesamt 82 Ländern. Bei den Ausstellern können wir sogar 30 Prozent internationale Aussteller vorweisen. Diese Werte bestätigen die internationale Bedeutung der Messe. Trotz allem hat die SPS ihren familiären und somit auch lokalen Charakter über all die Jahre beibehalten. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der SPS und wir arbeiten jedes Jahr daran diesen Charakter beizubehalten.

Trotz angespannter Konjunkturlage zeichnen sich im Vorfeld der Jubiläumsausgabe der SPS positive Aussichten und Buchungszahlen ab. Was sind Ihre Prognosen hinsichtlich der Marktentwicklung für das 
kommende Jahr?

In der Branche der Automation ist derzeit definitiv eine Dämpfung zu spüren. Und es gibt sicher einige Unwägbarkeiten, die eine Prognose für die nächsten paar Jahre sehr schwer machen. Es ist aber anzunehmen, dass es die nächsten ein bis zwei Jahre ruhiger bleibt; wir hoffen natürlich, dass es auf keine langfristigere Dämpfung hinausläuft. Aber es gilt auch zu bedenken: Viele Automatisierer hatten in den letzten zwei Jahren zusammengenommen ein Wachstum von bis zu 25 Prozent – da verhilft der derzeitige Sidestep vielleicht sogar zu einer notwendigen Verschnaufpause. Langfristig wird die Automation sicherlich eine Speerspitze der Konjunktur bleiben und sich auch phantastisch entwickeln – davon sind wir und auch unser Ausstellerbeirat überzeugt.

Worin sehen Sie den Mehrwert der SPS gegenüber anderen Automatisierungsmessen?

Der Mehrwert für alle Teilnehmer der SPS ist die ausgeprägte Arbeitsatmosphäre, die auf den Messeständen herrscht. Die Anwender kommen mit einem konkreten Anliegen auf die Messe, führen ausführliche Gespräche über die Herausforderungen ihres Unternehmens, über Ideen und Lösungen. Die Fachbesucher finden auf den Messeständen Experten, die all ihre Fragen vollumfänglich beantworten können und gemeinsam mit ihnen eine Lösung finden. Es gibt wohl keine zweite Veranstaltung, die die Fachwelt in einer derart ausgeprägten Arbeitsatmosphäre zu konkreten Problemlösungsgesprächen zusammenführt.

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