Industrial Communication „IIoT von der Messtechnik her denken“

Axel Kaltofen ist als Executive Vice President Industrial Instrumentation bei Wika Alexander Wiegand tätig.

Bild: Foto-Ziemlich-Sulzbach; Wika
03.08.2020

Manche Analysespezialisten aus der IT wollen das Industrial Internet of Things von der Cloud-Ebene, sozusagen von oben her, durchdringen. Folgerichtig wäre jedoch die umgekehrte Denkrichtung: Jede IIoT-Lösung beginnt bei den Sensoren, dem Messwert. Das ist wie bei einem Obstbaum: Sind die Wurzeln gesund, wird es reichlich Früchte geben.

Axel Kaltofen ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Industrieunternehmen setzen in hohem Tempo IIoT-Projekte um. Dies geschieht zum größten Teil in bestehenden Anlagen, in denen massive Investitionen stecken, ein erheblicher Teil davon in Steuerungssystemen, das heißt der Erfassung und Verarbeitung von Prozesssteuerungsdaten. Gerade hier, an den neuralgischen Punkten der Prozessdurchführung, greift der Wandel am stärksten ein. Neben den Prozessdaten werden Daten, die den Zustand der Assets widerspiegeln, immer wichtiger.

Wika denkt IIoT daher von der Messtechnik, die ohnehin seiner Kernkompetenz entspricht. Dieser Ansatz ist nur konsequent: Was, wenn nicht eine entsprechende Messinstrumentierung, soll die Daten und Informationen für das IIoT-System und seine Form der zusätzlichen Wertschöpfung bereitstellen? Das wirft die Frage nach den geeigneten Geräten auf. Nur mit einer feingliedrigen Bestandsaufnahme lässt sich klar benennen, welche Messstellen umgehend digitalisiert werden müssen und welche Bestandsgeräte integriert werden können.

Darüber hinaus gilt es, Anzeigeräte IIoT-fähig zu machen, weil diese weiterhin in unzähligen Prozessen als Back-up fungieren müssen. Deswegen hat Wika neben erforderlichen Digitalsensoren auch Manometer mit Wireless-Funktion entwickelt.

Mehrwert aus Informationen destillieren

Schon die messtechnischen Aspekte zeigen, dass ein IIoT-System keiner Pauschallösung entspricht, am allerwenigsten in einer Brownfield-Umgebung. Entsprechend divers ist Konnektivität bereitzustellen. Wika setzt hierbei in erster Linie auf die LPWAN-Standards LoRaWAN und MiOTY sowie auf Mobilfunk, bezieht aber auch Bluetooth und Ethernet in die Überlegungen mit ein.

Dem kundenspezifischen Ansatz folgend, gestaltet sich die dritte Ebene eines IIoT-Systems, auf der alle Daten zusammenlaufen und wo aus den Informationen der definierte Mehrwert destilliert wird. Das Spektrum reicht weit, von der Kontrolle der Normkonformität über die Prozessoptimierung bis zu Predictive Maintenance, und kann permanent erweitert werden. Wika stellt hier eine Plattform als skalierbare Ressource für einen offenen Datenaustausch zur Verfügung.

IIoT-Services nach Bedarf buchen

Individuelle IIoT-Lösungen sind das Produkt flexiblen Denkens, ein Zusammenwirken völlig unterschiedlicher Kompetenzen, vom Produktmanager bis zum IT-Experten. Dies ist ein nicht immer reibungsloser, aber fruchtbarer Prozess – in mehrfacher Hinsicht.

Denn IIoT-Anbietern eröffnen sich zusätzliche Geschäftsfelder über die eigentlichen Lösungen hinaus. Warum sollte Wika, gestützt auf sein globales Unternehmensnetzwerk, nicht auch Services für Wartungsaufgaben übernehmen, die über IIoT-Applikationen automatisch angefordert werden?

Dies wäre ein erster Schritt hin zu Geschäftsmodellen, die dem Kunden weitreichende Flexibilität einräumen. Der Kunde kann die Umsetzung der IIoT-Applikation komplett oder in Teilen erwerben und je nach Bedarf und seiner Umsetzungsgeschwindigkeit weitere Services addieren.

In einer weiteren denkbaren Stufe würde sich der Kunde mit Konzepten wie Assets as a Service (AaaS) oder Data as a Service (DaaS) umfangreiche Investitionen ersparen. Er bekäme ein maßgeschneidertes Leistungspaket mit Messgeräten, Konnektivität, Plattform, Updates in Hard- und Software plus ergänzende Services, welche er entsprechend seines Bedarfes „bucht“.

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