Decarbonisation & Sustainability Green Production mit quantifizierbaren Fortschritten

Dr. Christoph Zschocke wurde 1962 in Köln geboren und studierte an der FU Berlin Chemie und Biologie. Er promovierte 1995 zum Thema Risikoabschätzung von gentechnisch veränderten Mikroorganismen. 1992 gründete er gemeinsam mit Caroline Libotte das Unternehmen Ökotec Management, heute Ökotec Energiemanagement. Er war langjähriges Mitglied der Jury des Deutschen Umweltpreises und Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Junger Unternehmer (heute Familienunternehmen e.V.), und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Deneff.

Bild: Monique Wüstenhagen
07.12.2020

Vom Energie- zum Klimamanagement: Moderne Konzepte berücksichtigen neben der Energieeffizienz zunehmend das Thema Dekarbonisierung. Dabei fordern Stakeholder messbarere Klimaschutzmaßnahmen immer häufiger ein.

Dr. Christoph Zschocke ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Vor über 20 Jahren an einem Küchentisch in einer Berliner WG begann die Unternehmensgeschichte von Ökotec. „Als wir 1999 starteten, war es sehr schwierig, Kunden von Energieeffizienzprojekten zu überzeugen, da aufgrund der Liberalisierung die Strompreise um bis zu 50 Prozent gefallen waren. Wir haben uns nicht beirren lassen und auf Effizienz- und Einsparpotenziale von Querschnittstechnologien bei Industriekunden konzentriert“, sagt heute der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Christoph Zschocke. Gemeinsam mit dem Fraunhofer ISI und der Deneff, deren Gründungs- und Vorstandsmitglied Zschocke ist, entwickelte das Berliner Unternehmen unter anderem eine Methodik zur Standardisierung von Energiekennzahlen.

Doch das Umfeld ist für Unternehmen inzwischen eher noch komplexer geworden. „Unsere Kunden stehen vor der großen Herausforderung sich bis tief in die Produktionsprozesse hinein zu digitalisieren, um weitere Effizienzgewinne zu heben und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte in Deutschland zu sichern“, sagt Zschocke. Eine wichtige Herausforderung bestehe zudem in einem nachhaltigen zukunftsfähigen Klimamanagement, das neben Energieeffizienz auch die notwendige Dekarbonisierung berücksichtige. Dazu gehört dann auch, eine nachhaltige möglichst CO2-freie Energieversorgung der Standorte. Als Gründe dafür, dass das Thema CO2 bei seinen Kunden beim Energiemanagement stärker in den Vordergrund rückt, nennt der Energieexperte zum einen die CO2-Bepreisung, und zum andern die Forderungen von Stakeholdern, CO2-Emissionen möglichst zu vermeiden oder zumindest zu verringern.

Software-Produkt für alle Fälle

„Zukünftig werden Strategien und Technologien nachgefragt, die Unternehmen helfen, CO2 in den Prozessen transparent zu machen und zu verringern“, sagt der Chef des seit 2016 mehrheitlich zum Veolia-Konzern gehörenden Unternehmens. Dazu hat Ökotec die Software-Lösung CO2-Footprint im Angebot, das die klimarelevanten Emissionen produktscharf und in Echtzeit ermittelt. Ähnliche Lösungen hat man für das Thema Energieeffizienz parat. Der USP des Softwareprodukts ist laut Zschocke in den Algorithmen begründet. Damit lasse sich die Effizienz von Anlagen bewerten und überwachen. Darüber hinaus haben die Berliner mit statistischen Verfahren Algorithmen entwickelt, die Energieerzeugungs- und Produktionsanlagen nach Effizienzvorgaben automatisiert steuern und regeln.

Der Firmengründer zieht die Motivation für sein Wirken vor allem aus dem Engagement für Nachhaltigkeit: „Wir wollen in unserem interdisziplinären Team Umweltprobleme lösen und dabei zeigen, dass Ökologie und Ökonomie sich nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig gewinnbringend befruchten können“, sagt er.

Doch um die Vision einer vollständigen Green Production tatsächlich einmal verwirklicht zu sehen, muss auch die Politik mitspielen. Hier betrachtet Zschocke den Zustand der Energiewende und insbesondere den stockenden Ausbau der regenerativen Energien durch langwierige Genehmigungsverfahren und zahlreiche Klagen aufgrund naturschutzrechtlicher Belange mit Sorge. „Mit diesem Tempo können wir die Dekarbonisierung der Industrien nicht schaffen“, sagt der Firmengründer, der Sport und Musik zu seinen Hobbys zählt. Unter anderem ist er Mitglied im Bach-Chor.

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