Verpackung & Kennzeichnung Gas geben, Vorsprung halten

03.04.2014

Abgefüllt, verpackt und palettiert wird in vielen Branchen. Doch die Anforderungen sind höchst unterschiedlich. Die Beumer Group will weiter als Schrittmacher gelten. Das Unternehmen ergänzt dazu sein Produktportfolio mit großer Dynamik. Neuentwicklungen aus den eigenen R&D-Zentren und Zukäufe machen es zum Komplettlieferanten, auch für die Intralogistik in Chemie- und Food-Unternehmen. Als solcher tritt Beumer auf der Interpack das erste Mal auf.

Wenn der Druck steigt, braucht man ein Ventil. Das weiß die Prozessindustrie. So kann man ihn regulieren und lenken, dorthin wo Druck gebraucht wird. Auch im übertragenen Sinne schwören viele darauf. Mit Druck geht manches besser. Peter Schmidt hat diese Erfahrung bestimmt auch gemacht. Seit Jahresbeginn leitet er den Geschäftsbereich Palettier- und Verpackungstechnik bei der Beumer Group. Kein leichter Job, denn der internationale Wettbewerb steigt. Schmidt sieht das positiv: „Dieser Druck hält uns wach – und innovativ.“ Dass die Beumer Group es versteht, diese Art von Druck in die richtigen Bahnen zu lenken, kann man unter anderem an den Produktentwicklungszeiten erkennen. Sie lagen einst bei drei Jahren. Heute sind weniger als ein Jahr typisch. An drei Standorten ist Beumer inzwischen mit Forschung und Entwicklung aktiv, nicht zuletzt zurückzuführen auf den Zukauf mehrerer Unternehmen, mit denen sich die Gruppe in verschiedenen Bereichen verstärkt hat. „So können wir unseren Vorsprung halten“, ist Schmidt überzeugt.

Schnell entwickeln ist aber nur die halbe Miete. Diese müssen selbstverständlich in die richtige Richtung gehen. Im Center of Competence (CoC) für Palettier- und Verpackungstechnik, das Schmidt steuert, werden hierzu die Weichen gestellt. Das CoC unterstützt die Tochtergesellschaften (lesen Sie dazu das Interview auf S. 16). Doch das ist keine eingleisige Sache. Schmidt weiß: „Nur unsere Kollegen vor Ort kennen die jeweiligen Markt- und Kundenanforderungen. Sie erkennen Potenziale und eventuellen Handlungsbedarf.“

Aus dem Wachstum, das die Beumer Group in den vergangenen Jahren verzeichnete, ergeben sich ebenfalls Impulse für die Entwicklung. Das Beckumer Unternehmen gründet sich auf den Bau von Förderanlagen für die umliegende westfälische Zement- und Kalkindustrie. Die Gruppe hat jedoch in der Zwischenzeit in fast allen Branchen Fuß gefasst, in denen Schüttguthandling ein Thema ist – und weit darüber hinaus. Schmidt schildert: „Unsere Erfahrung in der Zementindus­trie bezog sich auf große und robuste Zementsäcke, die mittels einer Stabdrehvorrichtung in die korrekte Stellung gebracht werden. Das Sackhandling ist insbesondere in der Chemie­industrie jedoch völlig anders. Hier geht es um die sanfte Behandlung der Säcke, die kleiner und empfindlicher sind.“

Sackhandling für die Chemie perfektioniert

Die Weiterentwicklung der bestehenden Technik mündete in einer Doppelbanddrehvorrichtung, bei der die Säcke nur sanft geführt werden und dennoch in die richtige Lage kommen. Sie biete einen immensen Vorteil gegenüber herkömmlichen Drehverfahren, so Schmidt. Die gefüllten Säcke dreht sie schnell, schonend und formstabil in die geforderte Position. Dabei kommt die Anlagenkomponente ohne mechanische Teile aus. Stattdessen kommen zwei parallel angetriebene Förderbänder zum Einsatz, die während der Drehung mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten angetrieben werden. Diese bringen die Säcke schonend in die gewünschte Position.

Auch den Kundenservice entwickelt Beumer weiter. Im Vordergrund steht, kostenintensive Störungen und Maschinenstillstände bereits im Vorfeld durch hochwertige Anlagen zu vermindern – Wartung und Service sind trotzdem erforderlich. Schmidt konkretisiert: „Wir haben mit unserem Customer Support weltweit Fachleute an Bord, die für hohe Anlagenverfügbarkeit sorgen. Dabei bieten wir vom Teleservice über turnusmäßige Wartungs- und Inspektionsarbeiten bis hin zum Residential Service, bei dem wir eine vertraglich vereinbarte Verfügbarkeit sicherstellen, das komplette Spektrum an Service.“ Die Servicekonzepte werden dabei individuell mit den Kunden entwickelt und auf deren Anforderungen angepasst.

Von Wägeelektronik bis zum Packhaus

Einen weiteren Trend nennt Schmidt: „Die Anwender wollen immer weniger Ansprechpartner und Schnittstellen. Gefragt sind Systeme und Komplettanbieter.“ Als solcher präsentiert sich die Gruppe erstmals auf der Interpack. „Für uns bedeutet das eine Ergänzung des Produktportfolios up- und downstream“, sagt Schmidt. Mit dem eigenen R&D-Zentrum in Beckum setze man Maßstäbe. „Wir sehen uns als Innovationsführer.“ Parallel dazu wurde das Portfolio durch gezielte Akquisen im Bereich der Absacktechnik ergänzt. Entstanden ist die Produktfamilie fillpac, die sich vor allem durch ihre Wägeelektronik auszeichnet. Diese stellt sicher, dass die Anlage immer exakte Füllungsgrade erzielt. Der Anwender könne damit seine Verpackungslinie optimieren, weil keine fehlgewichtigen Säcke aus dem Prozess auszuschleusen seien.

„Durch diese gesunde Mischung aus Zukäufen und Eigen­entwicklung waren wir in vergleichsweise kurzer Zeit in der Lage, komplette Packhäuser anbieten zu können“, freut sich Schmidt. Doch bei aller Euphorie für das Systemgeschäft bilde das Produktgeschäft nach wie vor ein festes Standbein. Deswegen werden alle Produktlinien kontinuierlich weiterentwickelt. Beispielsweise hat das Unternehmen die Hochleistungsverpackungsanlage Beumer stretch hood von Grund auf neu konzipiert. Schmidt: „Wir haben verschiedene Komponenten analysiert und diese auf ihre Funktion, Anordnung und Ergonomie optimiert.“ Dazu gehören zum Beispiel eine intuitive Menüführung der Maschinensteuerung über ein Soft-Touch-Panel, ein optimierter, ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz für den Bediener sowie ein materialschonender Transport der Folie in die Anlage mit einem innovativen Folientransportsystem. Die neue Anlage verfügt zudem über eine höhere Systemleistung und benötigt deutlich weniger Aufstellfläche.

Beumer wolle nicht nur Lieferant, sondern Partner sein, das ist Schmidt wichtig: „Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Das bekommen Sie nicht von heute auf morgen. Das ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Ich würde es so formulieren: „Sage, was du tust, und tue, was du sagst“. Darauf beruhen langfristige Beziehungen – nicht nur im Geschäftsleben.“ Und genau wie bei einer guten Freundschaft wollen diese nicht nur aufgebaut, sondern auch gepflegt werden. Das gehe – auch oder vielleicht insbesondere in Zeiten von E-commerce & Co. – nur über den persönlichen Kontakt. Peter Schmidt: „Den gewährleisten wir weltweit mit unseren Mitarbeitern vor Ort, die ihr Ohr ständig am Markt beziehungsweise am Kunden haben.“

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