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Interview über künftige Funktechnologien 5G versus WiFi 6: Wettrennen oder Win-Win?

Gunter Thiel, Country Manager DACH & Benelux bei D-Link, beantwortet im Interview die Frage, ob 5G das Potenzial besitzt, WLAN-Infrastrukturen großflächig abzulösen.

Bild: D-Link
02.04.2020

Mit ihren gesteigerten Datenübertragungsraten, geringeren Latenzzeiten und mehr Effizienz sind die neuen Standards WiFi 6 und 5G momentan in aller Munde. Besonders 5G gilt dabei als großer Hoffnungsträger für Unternehmen. Doch wie groß ist der Einfluss von 5G und für welche Szenarien eignet sich der neue Mobilfunkstandard? Wir haben bei Gunter Thiel, Country Manager DACH & Benelux bei D-Link, nachgefragt.

Hat der neue Mobilfunkstandard 5G das Potenzial, WLAN überflüssig zu machen?

Nein, eine solche Entwicklungen sehen wir nicht. Sowohl der Mobilfunk als auch das Wireless LAN haben ihre spezifischen Stärken und Anwendungsfelder. Daher sehen wir auch weiterhin eine (berechtigte) Koexistenz beider Wireless-Netzwerk-Technologien.

Welche Vorteile bietet 5G im Vergleich zu WLAN?

Mobilfunkdienste wie zukünftig 5G sind sehr effektiv im Hinblick auf eine großflächige Funkabdeckung sowie die Mobilitätseigenschaften bei schnellen Bewegungen. Die Stärken von 5G liegen daher vor allem im Außenbereich und in einer landesweiten Abdeckung mit schnelleren, mobilen Breitbandverbindungen. Auch gibt es Anwendungen, die ohne Mobilfunknetze wie 5G gar nicht zu realisieren sind. Dazu gehören mobile Szenarien, die vollkommen ortsungebunden stattfinden, wie das autonome Fahren oder Logistikdrohnen.

Welche Vorteile bietet WLAN im Umkehrschluss?

Für eine Vernetzung in räumlich eingegrenzten Bereichen, beispielsweise (Firmen-)Gebäuden oder größeren Arealen wie einem Universitäts-Campus, zeigen sich verschiedene Nachteile von Mobilfunk. Hier sei zunächst das Thema Kosteneffizienz genannt. Eine WLAN-Infrastruktur hat mit Blick auf Installation und Betrieb große wirtschaftliche Vorteile. Im Gegensatz zu Mobilfunknetzen können WLAN-Netze in kurzer Zeit von jedermann in Eigenregie aufgebaut werden. Des Weiteren fallen während der Nutzung keine nennenswerten Kosten für teure Lizenzen oder Verträge pro Endgerät an, da kein dazwischengeschalteter Provider benötigt wird. Hinzu kommt der Punkt Datenhoheit: Anwenderunternehmen stellen sich mit ihrer eigenen Drahtlosinfrastruktur unabhängig auf und haben ihre Netze vollständig unter Kontrolle. Zu guter Letzt stehen Unternehmen aller Branchen vor dem Problem einer schlechten Mobilfunkabdeckung in Innenräumen. Wie 3G und 4G zuvor wird auch 5G nicht jedes Gebäude ausreichend durchdringen können.

Welche Auswirkungen wird WiFi 6 auf die mobile Datenübertragung haben?

Wie bereits eingangs erwähnt, müssen sich – gerade mit Blick auf eine dringend zu fördernde Gigabit-Gesellschaft – beide Funktechnologien ergänzen. Es gibt allerdings Einsatzfelder, in denen die eine Technologie das Potenzial hat, die andere zu entlasten. Wer schon einmal auf einer Großveranstaltung in einem Stadion war, kennt sicher das Problem: totale Überlastung des Funknetzes. Hier schaffen zukünftige Access Points mit dem neuen WiFi-6-Standard die Möglichkeit, aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit und großen Benutzeranzahl pro Funkmodul auch mehrere Tausend Nutzer mit einer stabilen Funkverbindung zu versorgen. In Kombination mit einer oder mehreren Gigabit-Glasfaserleitungen als Internetzugang kann so der Spaß im Internet bei den Zuschauern deutlich erhöht werden.

Für welche Einsatzszenarien im B2B-Umfeld eignet sich WLAN besser als Mobilfunk – und natürlich auch umgekehrt?

Generell ist zu sagen, dass sich WLAN bei einer Vernetzung in räumlich eingegrenzten Bereichen, beispielsweise (Firmen-)Gebäuden oder größeren Arealen wie einem Universitäts-Campus, auch zukünftig besser eignen wird als Mobilfunk. Gerade WiFi 6 zeichnet sich gegenüber 5G mit einer höheren Kapazität, größerer Bandbreite, einer sicheren Übertragung im LAN und niedrigen Latenzzeiten aus. Man muss vor allem bedenken, dass auch das Datenaufkommen in Unternehmen stetig wachsen wird. Wie bereits vorher 3G und 4G wird auch 5G nicht das Potenzial haben, Business WLAN-Systeme abzulösen. Vielmehr werden WLAN und Mobilfunk mehr zusammenwachsen. WiFi 6 bietet beispielsweise Verbesserungen der automatischen Management- und Roaming-Fähigkeiten. So können sich Endgeräte bei WLAN-Telefonie oder Multimedia-Anwendungen je nach Standort nahtlos mit beiden Internetzugängen frei verbinden, ohne mit Verbindungsabbrüchen rechnen zu müssen. Ähnlich verhält es sich außerhalb vom Firmen-WLAN: Dort sind Mitarbeiter auf ihre Mobilfunkanbindung angewiesen. Um auch größere Datenmengen auf dem Smartphone oder Laptop senden und empfangen zu können, wählen sich viele in öffentlich zugängliche WLAN-Hotspots ein. Dieses Prozedere ist mitunter kompliziert und ortsgebunden. Ändern wird dies der Hotspot 2.0. Die Wahl des WLANs, der SSID und der Login-Daten laufen dann vollkommen im Hintergrund ab. Findet das Endgerät einen Hotspot-2.0-fähigen WLAN Access Point eines teilnehmenden Roaming-Partners, kann ganz automatisch eine Verbindung hergestellt werden.

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