Speicher der Zukunft Flüssige Polymere verbessern Schaltleistung von Transistoren

Durch ihre thermoplastischen, plastischen und gummiartigen Eigenschaften weisen leitfähige polymere Flüssigkeiten unter anderem eine eine hohe mechanische Stabilität auf.

04.09.2018

Im digitalen Zeitalter fallen riesige Datenmengen an. Umso wichtiger ist es, Speicher zur Verfügung zu stellen, die schnell und effizient damit arbeiten können. Ein Ansatz ist dabei, die Schaltfähigkeit von Transistoren – also elektronischen Halbleiter-Bauelementen – zu verbessern. Das könnte anhand von polymeren ionischen Flüssigkeiten gelingen.

Chemiker und Physiker der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), des Max-Planck-Instituts für Mikrostrukturphysik (MPI) und der Universität Leipzig untersuchen im Rahmen Ihrer Forschungsarbeit den Bau und die Funktion von Transistoren. Das sind elektronische Halbleiter-Bauelemente, die meist niedrige Ströme und Spannungen steuern und auch in Speicherelementen zum Einsatz kommen.

Vielversprechendes Material

Bei sogenannten Feldeffekttransistoren lässt sich die Schaltfähigkeit verbessern, indem eine ionische Flüssigkeit als dünne Schicht im Transistor aufgebracht wird. Der Effekt ist bereits seit 1914 bekannt und wurde für organische Salze beschrieben, die bei unter 100 °C in einem flüssigen Zustand sind und ionische Eigenschaften besitzen. „Weil diese ionischen Flüssigkeiten jedoch nicht sehr anwendungsnah sind, haben wir polymere ionische Flüssigkeiten mit ähnlichen Eigenschaften entwickelt“, sagt Professor Dr. Wolfgang H. Binder vom Institut für Chemie der MLU, der verantwortlich für die Polymersynthese war.

Die polymeren ionischen Flüssigkeiten gehören zu den vielversprechendsten Materialien in der Elektrochemie. Sie wurden als dünne Schicht im Feldeffekttransistor aufgebracht, der von Stuart Parkin, Humboldt-Professor an der MLU und Direktor des MPI, entwickelt wurde. Anhand von elektrischer Spektroskopie untersuchte Professor Dr. Friedrich Kremer von der Abteilung Molekülphysik der Universität Leipzig die Ladungsgeschwindigkeiten im Transistor. Es zeigte sich, dass der Schaltvorgang mithilfe der dünnen Polymerschicht verbessert wurde und in tiefere Schichten hineinreichte.

Transistoren mit adaptiven Eigenschaften

Der Vorteil der polymeren ionischen Flüssigkeiten ist, dass sie einfacher aufzubringen und anwendungsnäher sind. Zudem weisen sie eine hohe mechanische Stabilität über viele Größenordnungen hinweg auf, wie in Bezug auf ihre thermoplastischen, plastischen und gummiartigen Eigenschaften. Damit erweitern sie die Verwendungsmöglichkeiten der ionischen Flüssigkeiten erheblich. „Das Ziel ist zukünftig die Entwicklung neuer Transistoren, die mit neuartigen Schaltmechanismen kognitive - also adaptive und merkfähige - Eigenschaften erlangen können“, sagt Binder.

Die Arbeit entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs TRR 102 „Polymere unter Zwangsbedingungen: eingeschränkte und kontrollierte molekulare Ordnung und Beweglichkeit“.

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