Studie zu Connected-Car-Services Fahrer vernetzter Autos sehen Datensicherheit in Gefahr

Der Großteil der in der Studie befragten Autofahrer befürwortet Funktionen wie Car2Car-Kommunikation, sorgt sich aber auch um die Sicherheit seiner Daten.

Bild: iStock, a-image
14.09.2020

Das Internet hat inzwischen auch in das Auto Einzug gehalten und eröffnet zahlreiche neue Funktionen. Die Studie „Connected-Car-Services in Deutschland“ hat die aktuell verfügbaren Konnektivitätsdienste aus der Kundenperspektive analysiert und die Ergebnisse vorgelegt. Eines davon: Viele Fahrer fürchten um ihren Datenschutz.

Ob Unfall- und Pannen-Management, Verkehrszeichenerkennung oder die Gesundheitsüberwachung des Fahrers: Connected-Car-Services sollen den Komfort und die Sicherheit im Fahrzeug weiter erhöhen. „82 Prozent der Befragten sieht großes Potenzial in der Konnektivität von Fahrzeugen“, sagt Dr. Hans-Christian Riekhof, Professor für Internationales Marketing an der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) und einer der Autoren der Studie.

Als besonders zukunftsweisend betrachten die Befragten Car2Car-Kommunikationdienste, die vor allem nachfolgende Fahrzeuge bei Gefahrensituationen warnen. Größtes Hindernis für die Weiterentwicklung der Dienste wird aus Sicht der Autoren jedoch das mangelnde Vertrauen in die Datensicherheit bleiben. Gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) äußerten Bedenken hinsichtlich Datensicherheit und Datenverwendung.

Hohes Interesse an Car2Car-Kommunikation

Im Mittelpunkt der Studie standen insbesondere Aussagen zur Relevanz der aktuell verfügbaren und zukünftigen Connected-Car-Services sowie Erkenntnisse zur Entwicklung und zu den Perspektiven dieser Dienste. Zudem untersuchten die Autoren auch die konkreten Einflussfaktoren wie die Zahlungsbereitschaft, den Umgang mit Daten und die Akzeptanz dieser Services.

„Unsere Erhebung zeigt, dass 83 Prozent der Befragten ein hohes Interesse an der Car2Car-Sicherheitskommunikation haben, also beispielsweise der Warnung nachfolgender Fahrzeuge vor einem Unfall, vor plötzlichem Glatteis oder ähnlichen Gefahren“, erläutert Marc Scholz, Co-Autor der Studie und Masterabsolvent der PFH. An zweiter Stelle nennen die Befragten die Möglichkeit, auf digitalem Wege ein Update oder eine Erweiterung von Funktionalitäten des Fahrzeugs zu buchen. Dies sind laut Scholz Funktionalitäten, die unmittelbar mit der Fahrzeugnutzung zusammenhängen.

Deutlich abgeschlagen in der Priorität sind Themen wie die Gesundheitsüberwachung des Fahrers, das Übersenden von Gutscheinen und Coupons im nahegelegenen Einzelhandel oder die Steuerung des Kühlschranks und anderer Geräte im eigenen Haushalt. „Gerade die beiden letzten Themen kann der Fahrer genauso über sein Smartphone abwickeln“, sagt Scholz.

Wenig Vertrauen in Facebook und Google

Wie Scholz erklärt, spielen für Konsumenten bei der Entscheidung für oder gegen Connected-Car-Services nicht nur Kosten-Nutzen-Aspekte eine wichtige Rolle, sondern auch die Frage nach der Sicherheit der Daten. Daher untersuchte die Studie, ob Autofahrer bereit sind, Informationen über ihre gesundheitsbedingte Fahrtüchtigkeit, über ihr Fahrverhalten oder überhaupt über die gewählten Routen und Umwege einem internationalen Konzern zu überlassen.

„Die Befragung ergab, dass im Vergleich führender Automobilkonzerne mit führenden IT-Konzernen die Nutzer höheres Vertrauen in die Automobilkonzerne setzen“, berichtet Scholz. Dennoch blieben die Sicherheitsbedenken bezüglich ihrer Daten mit 68 Prozent vergleichsweise hoch.

Der Studie zufolge ist das Vertrauen in die Premium-Hersteller bei der Verwendung der Daten aus den Connectivity-Services groß. Apple liegt auf Platz 4 vor weiteren europäischen Herstellern; Facebook und Google sind deutlich abgeschlagen.

Geringe Zahlungsbereitschaft für Connected-Car-Services

Die Frage nach der Zahlungsbereitschaft der Kunden für Konnektivitätsdienste ergab, dass fast ein Viertel nicht bereit ist, für diese Dienste zu zahlen, und nur etwas mehr als ein Drittel will zehn Euro und mehr im Monat ausgeben. Angesichts der jährlichen Gesamtkosten eines Autos lässt sich laut Riekhof damit sagen, dass die Zahlungsbereitschaft momentan eher gering ausfällt.

„Für die Automobilhersteller ist es von sehr hoher Bedeutung, zu erfahren, wie es um die Zahlungsbereitschaft für Connected-Car-Services bestellt ist“, erläutert der Professor. „Schließlich haben verschiedene Hersteller erklärt, dass sich ihr Geschäftsmodell in den kommenden Jahren deutlich verändern wird und dass sie nicht mehr allein Kraftfahrzeuge verkaufen, sondern sich zunehmend als Mobilitätsdienstleister verstehen wollen.“

Steigende Bedeutung von Konnektivitätsdiensten

Die Autoren der Studie rechnen damit, dass Bedeutung und Relevanz von Konnektivitätsdiensten auch zukünftig sowohl aus Kundensicht als auch für die Automobilhersteller weiter steigen werden. Allerdings wird es laut ihnen auch weiterhin eine sehr differenzierte Bewertung der Vielfalt dieser Dienste geben.

„Nicht alles, was technisch möglich ist, wird auf Interesse der Kunden stoßen. Und nicht alle Anwendergruppen werden die technologischen Optionen in gleicher Weise schätzen“, sagt Riekhof. Das werde dazu führen, dass die Hersteller ein Menü anbieten, aus dem jeder Autofahrer dann seinen Präferenzen entsprechend wählen wird, so das Fazit der Autoren.

Methodik der Studie

Die Studie „Connected-Car-Services in Deutschland“ fand im Zeitraum vom 2. bis 31. März 2020 statt und basiert auf einer quantitativen Datenerhebung in Form eines standardisierten Fragebogens. Insgesamt haben 543 Personen den Online-Fragebogen ausgefüllt.

Die vollständigen Studienergebnisse stehen hier zur Verfügung.

Bildergalerie

  • Die Grafik zeigt deutlich, dass Autofahrer ihre Daten eher Automobilherstellern wie Mercedes oder BMW anvertrauen als Anbietern wie Google oder Facebook.

    Die Grafik zeigt deutlich, dass Autofahrer ihre Daten eher Automobilherstellern wie Mercedes oder BMW anvertrauen als Anbietern wie Google oder Facebook.

    Bild: PFH

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