Grüne Produktion Etikettier-Anbieter Herma wird klimaneutral

Die Herma-Geschäftsführer Dr. Thomas Baumgärtner (links) und Sven Schneller: „Mit diesem Schritt sind wir in unserer Branche wahrscheinlich der Pionier auf diesem Gebiet.“

Bild: Herma
07.10.2020

Die in Filderstadt ansässige Firma Herma will ab 2021 ohne CO2-Fußabdruck produzieren. Erreicht werden soll das unter anderem durch den Bezug von erneuerbarem Gas. Die Geschäftsführer sprechen von einem Pioniercharakter in der Branche.

Der Selbstklebespezialist Herma hat sich Klimaneutralität auf die Agenda gesetzt: Ab 2021 will das Unternehmen die Emissionen in seinem direkten Einflussbereich auf null reduzieren. Das betrifft die Emissonen, die im international anerkannten „Greenhouse Gas Protocol“ unter Scope 1 und 2 fallen.

„Wir entwickeln und fertigen dann Haftmaterial, Etiketten und Etikettiermaschinen, ohne einen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen“, erklären die beiden Geschäftsführer Sven Schneller und Dr. Thomas Baumgärtner. „Mit diesem Schritt sind wir in unserer Branche wahrscheinlich der Pionier auf diesem Gebiet.“

Grünes Gas und Ausgleichsleistungen

Um die Klimaneutralität zu erreichen, plant Herma eine Reihe von Maßnahmen. Seit mehreren Jahren bezieht das Unternehmen bereits ausschließlich Ökostrom, was pro Jahr rund 10.000 t CO2 einspart. Weitere 10.000 t entstehen aktuell jährlich durch den Einsatz fossiler Brennstoffe, zum Beispiel für die Wärmeerzeugung. Hier will Herma künftig grünes Gas beziehen, das von Seiten des Energielieferanten CO2-neutral ist.

Durch Förderung und Bereitstellungslogistik des Gases entstehen allerdings wieder Emissionen, ebenso für die Transportinfrastruktur des Ökostroms und den Einsatz von Öl. „Um eine tatsächliche Klimaneutralität gemäß Scope 1 und 2 zu erreichen, werden wir die in absehbarer Zeit unvermeidbaren Emissionen in vollem Umfang durch Kompensationsmaßnahmen ausgleichen“, sagen die Geschäftsführer. Über die Schweizer Stiftung MyClimate investiert Herma dazu weltweit in soziale und ökologische Projekte.

Tochtergesellschaften noch nicht eingebunden

Den Maßnahmen zugrunde liegt eine Treibhausgasbilanz, die Herma in Zusammenarbeit mit MyClimate erstellt hat. Sie basiert auf dem „Greenhouse Gas Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard“ und umfasst die klimarelevanten Treibhausgase, die unter die operative Kontrolle des Unternehmens fallen – eben das erwähnte Scope 1 und 2.

Die bei Herma umgesetzten oder eingeleiteten Maßnahmen zur Klimaneutralität beziehen sich zunächst auf die Werke in Deutschland, die sich alle in Filderstadt befinden. „Da wir aber fast ausschließlich in Deutschland fertigen und fast alle klimarelevanten Emissionen hierzulande anfallen, haben wir die internationalen Tochtergesellschaften zunächst noch nicht eingebunden in die durchaus aufwendige Erstellung der Treibhausgasbilanz“, erklären Schneller und Baumgärtner.

Bereits umgesetzte Maßnahmen

Herma setzte bereits in der Vergangenheit Konzepte zur CO2-Reduzierung um. Beispielsweise gelang es, den spezifischen Energieverbrauch je Quadratmeter Haftmaterial – dem mit Abstand energieintensivsten Geschäftsbereich bei Herma – in den vergangenen Jahren um rund 20 Prozent zu reduzieren.

In einem neuen Beschichtungswerk, das im Frühjahr 2020 in Betrieb ging, sank außerdem der Energieverbrauch durch eine neuartige Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Die eingesparte Strommenge entspricht in etwa dem jährlichen Verbrauch von 200 Einfamilienhäusern. Bei der Wärme entspricht die Einsparung dem Jahresverbrauch von gut 100 Einfamilienhäusern.

„Uns war in erster Linie wichtig, jetzt schnell zu signifikanten Resultaten zu kommen“, begründen die Herma-Geschäftsführer das ambitionierte Ziel für 2021. „Der sich beschleunigende Klimawandel bedroht die Menschheit in einem unvorstellbaren Ausmaß. Wir müssen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln auf die Bremse treten. Das gilt für Unternehmen genauso wie für private Konsumenten.“

Bildergalerie

  • Seit Anfang 2020 betreibt Herma ein neues Beschichtungswerk, das den Energieverbrauch im Vergleich zum 2008er Werk (hinten rechts) nochmals stark senken konnte.

    Seit Anfang 2020 betreibt Herma ein neues Beschichtungswerk, das den Energieverbrauch im Vergleich zum 2008er Werk (hinten rechts) nochmals stark senken konnte.

    Bild: Christoph Hermann, Herma

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