Interview mit Benjamin Hebendanz, Axon Components, über alternative Finanzierung „Mit dem Schwarm geht es schneller“

Bild: iStock, aluxum
14.03.2018

Um wachsen zu können, benötigen gerade junge Unternehmen oftmals auch kurzfristig Zugang zu Kapital. Axon Components, dessen Kerngeschäft der Ein- und Verkauf von elektronischen Bauteilen ist, hat deshalb schon mehrfach auf Crowdlending als Finanzierungsmethode gesetzt. Im Gespräch mit E&E erklärt Geschäftsführer Benjamin Hebendanz, weshalb die Zusammenarbeit mit Banken schwierig ist und welche Erfahrungen sein Unternehmen mit Crowdlending gemacht hat.

E&E:

Herr Hebendanz, Sie haben letztes Jahr über die Crowdlending-Plattform Kapilendo einen Kredit über 50.000 Euro erhalten. Wieso haben Sie sich für diese Finanzierungsmethode entschieden?

Benjamin Hebendanz:

Das hatte mehrere Gründe. Erstmal ist es in der aktuellen Marktlage sehr schwierig als Unternehmen mit unserer Risikoklasse, Geld von der Bank zu bekommen. Außerdem dauert die Bearbeitung bei der Bank unendlich lange.

Mit welcher Bearbeitungsdauer muss man denn rechnen?

Bei uns hat es das letzte Mal acht Monate gedauert. Und man muss sehr viele unrealistische Papiere und Dokumente ausfüllen. Wer kann wissen, wie sein Auftragseingang oder sein Umsatz in fünf Jahren aussieht? Bei Crowdlending ist dieser Schritt dagegen relativ harmlos. Hier geht es um die nackten, aktuellen Geschäftszahlen und natürlich auch ein wenig um die Aussichten. Und es geht viel schneller.

Zeit ist also ein besonders wichtiger Faktor für ein Unternehmen wir das Ihre?

Das ist richtig. Wir hatten in den letzten Jahren immer eine 10- bis 30-prozentige Umsatzsteigerung pro Jahr und man kommt dann mit dem Finanzieren gar nicht mehr so schnell hinterher. Das war mit der Bank letztlich nicht mehr abzubilden.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Die Banken waren einfach nicht mehr willig. Dazu hat sich in den letzten Jahren die Gesetzeslage auch entsprechend geändert. Bankinterne Vorschriften haben das Ganze so sehr verkompliziert, dass es auch nicht mehr wirklich möglich ist, mit der Bank zusammen zu arbeiten. Eigentlich bekommen nur noch die Leute das Geld, die es gar nicht mehr brauchen. Wenn ich eine Million habe, bekomme ich auch eine Million.

War das Ihre erste Erfahrung mit Crowdlending?

Nein, wir haben das schon einmal gemacht, auf den Plattformen Lendico und Funding Circle. Die waren sogar erfolgreicher. Wir konnten damit jeweils fast 100.000 Euro generieren.

Wie geht man an eine Crowdlending-Kampagne heran?

Man meldet sich auf der Plattform an und gibt seinen Wunschpreis an. Zum Beispiel: Ich will den Betrag X für eine so und so lange Zeit finanziert haben. Dann reicht man seine Unterlagen ein. Anschließend gibt die Plattform ein Angebot ab, mit einem bestimmten Zinssatz und der Laufzeit. Die Plattformen arbeiten hier alle relativ ähnlich.

Was ist sonst noch notwendig, damit das Projekt online geht?

Wir mussten eigentlich nur noch eine kurze Beschreibung erstellen. Wer sind wir, was wollen wir mit dem Geld machen? Das dient aber eher dazu, damit die Investoren sich ein Bild machen können. Es geht vor allem darum, auf der Plattform ein gewisses Image zu transportieren, sodass die Investoren gewillt sind, ihr Geld bei den Firmen zu lassen. Unsere Kampagne war nicht einmal zwei Minuten online, dann hatte sie ihr Ziel schon erreicht.

Waren Sie mit dem ganzen Prozedere zufrieden?

Ja. Innerhalb von einer Woche war alles geklärt und wir sind mit der Kampagne online gegangen. Eine Woche später war das Geld auf unserem Konto. Wir hatten vielleicht auch Glück, da unser Ansprechpartner in der gleichen Woche noch in den Urlaub ging. Er wollte es wahrscheinlich schnell vom Tisch haben (lacht). Auch die anderen Plattformen versprechen, dass sie innerhalb von 48 Stunden eine Rückmeldung geben.

Wie läuft dann die Rückzahlung des Kredites ab?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Bei Lendico und Funding Circle gab es fixe, monatliche Ratenzahlungen bei einem Ratenkredit. Bei Kapilendo sind es quartalsweise Zinszahlungen und am Ende der Laufzeit müssen die 50.000 Euro komplett zurückgezahlt werden. Wobei in der Regel angestrebt wird, dass sich der Kredit um ein Jahr verlängert.

Ist das ein Vorteil?

Uns hat es sehr geholfen. Das Gute bei einem Kapilendo-Kredit ist, dass das Kapital erst einmal für ein Jahr dableibt und nicht ständig in kleinen Raten wieder zurückfließt und einem damit die Liquidität Stück für Stück wieder entzieht.

Werden Sie in Zukunft noch einmal auf Crowdlending 
setzen?

Das kommt darauf an. Der Nachteil an diesen Plattformen ist, dass es sich um Risikokapital der Investoren handelt und diese wollen natürlich dann auch einen entsprechenden Zinssatz sehen. Es ist kein billiges Geld. Es ist billiger als ein Kontokorrentkredit, aber man kann sich auch günstiger finanzieren, wenn man genug Zeit hat und die entsprechenden Zahlen vorliegen.

Das Konzept eignet sich also eher für die kurzfristige Kapitalbeschaffung?

Ja, für uns ist es eher eine Brückenfinanzierung. Wir erhöhen jetzt unser Eigen­kapital durch Hinzunahme eines stillen Gesellschafters. Danach wollten wir wieder eine Finanzierung über die Banken anstreben.

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