CIJ-Drucker in der Lebensmittelbranche „Es gibt nur wenige Ereignisse im Drucker, über die wir keine Kenntnis haben“

Anthony Blencowe, Global Business Unit Director bei Videojet Technologies.

Bild: Videojet
05.03.2018

Anthony Blencowe, Global Business Unit Director bei Videojet Technologies, über die Kennzeichnung von Verpackungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie die neue Schlüsselrolle von Continuous-Inkjet-Technologien in der Produktion.

P&A: Welche neuen Trends beobachten Sie für die Kennzeichnung und Markierung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie?

Anthony Blencowe: Die Nachfrage nach höheren Geschwindigkeiten und einer längeren Betriebszeit ist in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie nach wie vor ungebrochen. Außerdem bringen neue Verpackungsmaterialien Herausforderungen mit sich.

Inwiefern?

Einzelhändler verlangen für die Produkte in ihren Regalen eine deutliche Kennzeichnung von herausragender Qualität. Hersteller benötigen ebenfalls eine Kennzeichnung, um die Qualität ihrer Produkte innerhalb der Lieferkette aufrechtzuerhalten. Während viele Lebensmittelprodukte bisher in Karton- oder Papierverpackungen geliefert wurden, werden heute zunehmend flexible Beutel verwendet. Bei Nüssen beispielsweise sind naturgemäß auch auf der Außenseite der Verpackung Öle vorhanden, und dies kann zu Problemen mit der Haftung führen, wenn Tinte auf einer Kunststofffolie mit den Ölen in Kontakt kommt.

Wie greift Videojet diese Trends auf?

Für Anwendungen wie beispielsweise die Nüsse hat
Videojet eine spezielle Tinte entwickelt, die die Auswirkungen von Verunreinigungen reduziert und sicherstellt, dass die Kennzeichnung während der gesamten Lebensdauer des Produkts deutlich und einheitlich bleibt. Es ist uns ein großes Anliegen, die Kennzeichnungsqualität und Haftung mit neuen Tintenrezepturen zu verbessern. Außerdem treiben wir die Entwicklung von Continuous-Inkjet-Druckern (CIJ) basierend auf Echtzeit-Feedback weiter. Der 1860-CIJ-Drucker wurde beispielsweise auf Grundlage von Erkenntnissen und Problemen entwickelt, von denen Anwender bei unserer Voice-of-Customer-Studie (VOC) berichtet haben.

Von welchen Herausforderungen für den Anwender sprechen wir hier?

Die drei wichtigsten Probleme sind unvorhersehbare Stillstandszeiten, vom Benutzer verursachte Fehler und die teilweise langwierige Wiederherstellung nach einem Stillstand. Mit dem 1860 wurden diese Probleme behoben. So ermöglichen Vorhersagefunktionen Korrekturen, noch bevor viele der gängigsten Ereignisse, die zu Stillstandszeiten führen, überhaupt auftreten. Der 1860 nutzt dafür Informationen von über 50 Echtzeit-Sensoren, die kontinuierlich mehr als 150 Schlüsselindikatoren der Druckerleistung überwachen. Außerdem bietet er in Echtzeit Diagnosen, Analysen und Anleitungen von Experten an.

Und alle diese Warnungen werden den Mitarbeitern dann auf das Smartphone gesendet?

Genau. Das Düsendesign verfügt über den branchenweit ersten Sensor zur Vorhersage von Tintenablagerungen und gibt für die meisten gängigen Fehlerzustände Frühwarnungen aus. Diese Meldungen werden auf dem Drucker angezeigt, können aber auch an ein Smartphone gesendet werden. So lassen sich während eines Linienwechsels oder bei anderen geplanten Produktionsstopps vorbeugend Vorkehrungen ergreifen.

Welche spezifischen Vorteile hat der 1860 Lebensmittel- und Getränkeherstellern zu bieten?

Wir haben eine spezielle IP66-Version des 1860 im Programm, bei der der Drucker selbst bei aggressiven Washdowns an Ort und Stelle verbleiben kann. Die Drucker entsprechen dabei den bekannten Hygienerichtlinien der Lebensmittel- und Getränkeindustrie und verfügen zum Beispiel über abgeschrägte Flächen, die Washdowns sicherer machen und auch die Ansiedlung von Keimen und Bakterien verhindern. Früher mussten Drucker häufig bei jedem Washdown aus der Linie entfernt werden. Mit einem System der Schutzklasse IP66 können Hersteller den Zeitaufwand für routinemäßige Reinigungsarbeiten jetzt reduzieren und dadurch die Produktivität steigern.

Gibt es spezielle Tinten und Betriebsmittel für Anwendungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die mit dem 1860 kompatibel sind?

Es ist ein breites Spektrum von Tinten für den 1860 verfügbar, darunter einige Tinten für sehr spezifische Anwendungen. Wir haben beispielsweise eine spezielle Tinte für Anwendungen entwickelt, bei denen dünne Kondensatschichten entstehen. Beim Befüllen von Flaschen bei niedrigen Temperaturen stellt dies eine Herausforderung dar, da sich nach dem Befüllen von Flaschen immer eine Kondensatschicht bildet. Unsere Tinte durchdringt diese Kondensatschicht und haftet einwandfrei am Glas- oder Kunststoffsubstrat der Flasche.

Welche Anforderungen muss Tinte bei Konserven erfüllen?

In der Konservenherstellung werden Produkte versiegelt und anschließend unter Hochdruck sowie bei hoher Luftfeuchtigkeit pasteurisiert. Die gedruckte Kennzeichnung muss nicht nur diesem Verfahren standhalten, sie muss auch von ausreichend hoher Qualität sein, um die gesamte Lebensdauer des Produkts zu überdauern – wobei es sich im Fall von Konserven um mehrere Jahre handeln kann.

Tinten tragen aber auch zur Lebensmittelsicherheit bei …

Das stimmt. Thermochromische Tinten ändern abhängig von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ihre Farbe. Sie können ihre Farbe beispielsweise von Schwarz in Blau, Rot oder Pink ändern, um anzuzeigen, dass eine Konservendose im Herstellungsprozess ausreichend lange den hohen Temperaturen ausgesetzt wurde und damit sicher für die Einzelhandelslieferkette ist.

Industrie 4.0 und das Internet der Dinge sind in aller Munde – wie zukunftsfähig ist der 1860?

Das Internet der Dinge und Industrie 4.0 haben wir bei der Entwicklung des 1860 berücksichtigt. Sensortechnologie, Datenverarbeitungs- und Kommunikationstechnologien ermöglichen es dem System, mit Geräten in der Linie und bei Bedarf auch mit Anwendern außerhalb der Anlage zu interagieren. Solch eine Technologie liefert beispiellose Einblicke in Produktionsanalysen. Es gibt nur wenige den Drucker betreffende Ereignisse, über die wir keine Kenntnis haben. Und wir ermöglichen es den Anwendern, die vom System erfassten Daten nicht nur zu lesen, sondern sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das System wurde eigens dafür konzipiert, sich mit veränderten Druckanforderungen des Anwenders weiterzuentwickeln. Es kann durch Hardware- und Softwareupdates skaliert werden, wenn das Unternehmen des Anwenders wächst.

Und wie sieht es mit den Remote-Funktionen im Detail aus?

Anwender können sich per Remote-Verbindung direkt an der Produktionslinie mit dem technischen Support von Videojet verbinden. Unsere Experten beraten und unterstützen dann bei der Fehlerbehebung. So können Probleme in Echtzeit behoben, die Abhängigkeit von internen Wartungsteams minimiert und letztlich die Betriebszeit verbessert werden.

Bildergalerie

  • Der 1860-CIJ-Drucker wurde auf Grundlage der Ergebnisse einer Voice-of-Customer-Studie entwickelt.

    Der 1860-CIJ-Drucker wurde auf Grundlage der Ergebnisse einer Voice-of-Customer-Studie entwickelt.

    Bild: Videojet Technologies

  • Für Lebensmittel- und Getränkehersteller ist der CIJ-Drucker als IP66-Version erhältlich. So hält das Gerät selbst aggressiven Washdowns stand.

    Für Lebensmittel- und Getränkehersteller ist der CIJ-Drucker als IP66-Version erhältlich. So hält das Gerät selbst aggressiven Washdowns stand.

    Bild: Videojet

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