Organische Reststoffe nutzen Erste industrielle Produktionsstätte von Pflanzenkohle gestartet

In der ersten industriellen Produktionsstätte von Pflanzenkohle und erneuerbarer Energie werden organische Reststoffe zur Herstellung von Pflanzenkohle genutzt.

Bild: iStock, JuYochi
17.01.2023

Basierend auf Carbon-Dioxide-Removal-Technologie wurde mit der industriellen Produktion von Pflanzenkohle begonnen. Die Econnext-Tochter Circular Carbon nahm dafür jetzt in Hamburg die erste Karbonisierungsanlage für Reststoffe aus der Kakaoproduktion in Betrieb.

Circular Carbon produziert aus organischen Reststoffen landwirtschaftlich nutzbare Pflanzenkohle und grüne Energie. Dazu nutzt die Pyrolyseanlage in Hamburg die Schalen der Kakaobohne, ein Restprodukt aus der Kakaoherstellung, als Ausgangsstoff und karbonisiert diese unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff.

Auch weitere organische Materialien wie zum Beispiel Haferspelzen, Stroh oder Grünschnitt kann die Anlage umwandeln. Organische Reststoffe werden so zu wertvoller Pflanzenkohle, die in der Landwirtschaft, im Gartenbau und in der Industrie zur Bindung von CO2 eingesetzt werden kann. Pflanzenkohle ist im Sonderbericht des Weltklimarats, IPCC, als Methode zur CO2-Bindung anerkannt. Mit der Anlage in Hamburg verfügt Circular Carbon über eine vielversprechende Schlüsseltechnologie, die einen Beitrag zu einer klimaneutralen Wirtschaft leistet.

Zukunftstechnologien für die Energiewende und die Kreislaufwirtschaft

Die Carbon-Dioxide-Removal-Technologie (CDR) schafft Negativemissionen, denn CO2 wird in der Pflanzenkohle dauerhaft gebunden. Dies ermöglicht es zum Beispiel Dünge- oder Baustoffunternehmen, Produkte klimaneutral zu produzieren und zu vertreiben.

„Econnext investiert in Zukunftstechnologien für die Energiewende und die Kreislaufwirtschaft: die Anlage von Circular Carbon liefert einen wichtigen Beitrag zu beidem“, bewertet Dr. Sabrina Schulz, Co-CEO bei Econnext, das Potenzial der Technologie. „Im Pyrolyse-Prozess entsteht außerdem Wärme, die sich als wertvolle grüne Energiequelle nutzen lässt: Für kommunale Nahwärmenetze ebenso wie in Form von Prozessdampf für die industrielle Produktion. Hier kann erneuerbare Wärme künftig fossile Energieträger ersetzen.“

Die beiden Gründer von Circular Carbon haben das Verfahren zur Herstellung der Pflanzenkohle sowie die Anlage passgenau entwickelt und betreiben sie selbst. Die in der Produktion der Pflanzenkohle entstehende Prozesswärme wird zusätzlich in Form von Dampf zur Energieerzeugung für die Kakaoproduktion vor Ort genutzt. „Mit Hilfe unserer Cleantech-Lösung ermöglichen wir unseren Industriekunden, ihre industriellen Prozesse zu dekarbonisieren“, sagt Felix Ertl, Mitgründer von Circular Carbon.

„Mittelfristig hat Pflanzenkohle einen noch viel größeren Nutzen. Die von uns produzierte Pflanzenkohle entzieht der Atmosphäre einerseits CO2. Gleichzeitig fördert Pflanzenkohle den Humusaufbau in ausgelaugten landwirtschaftlichen Böden und verbessert so deren Fruchtbarkeit”, so Peik Stenlund, Geschäftsführer und Mitgründer der Circular Carbon.

Pflanzenkohle wird derzeit hauptsächlich als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft, als Torfsubstitut oder im Regenwassermanagement für blau-grüne Infrastrukturprojekte eingesetzt. Bei der Pflanzenkohle handelt es sich um einen stark wachsenden Markt für die langfristige Bindung von CO2 im Boden. Entsprechend steigen die Produktionskapazitäten: Der Europäische Pflanzenkohle-Verband (EBI) prognostiziert für 2022 ein Anwachsen um mehr als 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 betrug der Anstieg noch 71 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit rund 100.000 t CO2 Äquivalent, die in Europa durch Pflanzenkohle sequestriert werden können.

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