Chemisches Kunststoffrecycling Erdöl aus Abfällen gewinnen

igus GmbH

Wollen Kunststoffen einen neuen Lebenszyklus verleihen (von links): Steve Mahon (Geschäftsführer von Mura Technology), Frank Blase (Geschäftsführer von Igus) und Oliver Borek (Geschäftsführer von Mura Europa).

Bild: Igus
20.01.2020

Mit der Catalytic-Hydrothermal-Reactor-Technologie, die ein deutscher Wissenschaftler 2007 entwickelt hat, lassen sich Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten wieder in Erdöl umwandeln. Nun soll die erste kommerzielle Cat-HTR-Anlage in Großbritannien entstehen. Igus unterstützt das Vorhaben mit fast fünf Millionen Euro.

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Jedes Jahr geraten Millionen von Tonnen Plastik in die Weltmeere. Der Wert dieser verlorengegangen Ressourcen liegt bei gut 80 Milliarden US-Dollar. Das Problem: Bisher wird ein Großteil der Kunststoffe verbrannt und nur 14 Prozent recycelt.

Mit seinem Recycling-Programm verwertet Igus seit vergangenem Oktober bereits alte Energieketten aus Kunststoff weiter. Dieses klassische Recycling – das Schreddern und Wiederverwenden von Kunststoffen – soll nun um ein chemisches ergänzt werden: Igus investiert 4,7 Millionen Euro in das Unternehmen Mura Technology, das in Großbritannien die erste kommerzielle Anlage auf Cat-HTR-Basis in Betrieb nehmen will.

Aus Abfällen wieder Erdöl machen

„Mitte des Jahres 2019 bin ich in einem Artikel der FAZ auf die Catalytic-Hydrothermal-Reactor-Technologie aufmerksam geworden und habe mit dem deutschen Erfinder Prof. Thomas Maschmeyer in Sydney den Kontakt aufgenommen“, erzählt Frank Blase, Geschäftsführer von Igus. Sieben Monate später, nach intensiven Recherchen, investiert Igus jetzt vier Millionen Britische Pfund (4,7 Millionen Euro) in die Firma Mura Technology und damit auch in den Bau der ersten Cat-HTR-Anlage.

Die patentierte Catalytic-Hydrothermal-Reactor-Technologie wurde 2007 entwickelt und über zehn Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Mit Cat-HTR sollen sich klassisch nicht-recycelbare Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten wieder in Erdöl umwandeln lassen – und das ressourcenschonender im Vergleich zur Gewinnung fossiler Erdöle. Notwendig sind lediglich Wasser, hohe Temperaturen und Druck, um die Zellen zu trennen und neu zu verbinden.

Eine Anlage allein könnte in einem Jahr 20.000 t Plastik verarbeiten und damit 28.180 Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 5.983 Autos oder dem jährlichen Strombedarf von 4.914 Haushalten.

Jährlich 80.000 t Kunststoff verarbeiten

Der Bau der Cat-HTR-Anlage soll in diesem Jahr in Wilton, Großbritannien, starten. Abfallunternehmen liefern dann den Müll, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, welches der Kunde zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl beziehen kann.

Insgesamt vier Catalytic-Hydrothermal-Reaktoren sollen in Wilton entstehen, um jährlich über 80.000 t Kunststoffmüll verarbeiten zu können. Im nächsten Schritt plant Mura, weltweit Lizenzen zu vergeben und Anlagen zu bauen. „Wir engagieren uns dafür, die Welt der Kunststoffe mit technischen Lösungen in die Balance zu bringen“, sagt Igus-Geschäftsführer Blase.

Mehr zu der Cat-HTR-Technologie sehen Sie in diesem YouTube-Video:

Erklärvideo zu Cat-HTR

Bildergalerie

  • Grafische Darstellung des angestrebten Kunststoff-Kreislaufs

    Grafische Darstellung des angestrebten Kunststoff-Kreislaufs

    Bild: Igus

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