Gasversorgung Erdgas wird unterschätzt

Uniper Energy Sales

Gundolf Schweppe, Geschäftsführer von Uniper Energy Sales, im Interview.

Bild: Uniper
28.01.2019

Warum Gundolf Schweppe, Vorsitzender der Geschäftsführung von Uniper Energy Sales, so überzeugt ist, dass Erdgas für die Energiewende unverzichtbar ist, welche weiteren Geschäftsmodelle daraus entstehen und wie der digitale Vertrieb der Energiequelle aussieht, erfahren Sie im Energy-4.0-Interview.

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„Ohne Gas geht es nicht…“, das ist eine Aussage von Ihnen, Herr Schweppe. Was genau meinen Sie damit?

Gas ist der Energieträger, der die Energiewende zum Erfolg führen kann – zunächst fossil, und zukünftig zunehmend regenerativ, indem erneuerbarer Strom zu synthetischem Methan umgewandelt wird. Auf Jahrzehnte hinaus brauchen wir eine verlässliche Energieerzeugung, die die Erneuerbaren Energien aufgrund ihrer Volatilität nicht gewährleisten können. Deshalb sind Gaskraftwerke im deutschen und weltweiten Erzeugungsportfolio unerlässlich. Ich bin überzeugt: Gas bildet in Zukunft die zweite tragende Säule unserer Energieversorgung neben den Erneuerbaren Energien und ist ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz. Denn Gaskraftwerke emittieren bei der Erzeugung bis zu 70 Prozent weniger CO2. Keine andere Erzeugungsform senkt kurzfristig so viel CO2 pro eingesetztem Euro wie der Ersatz von Kohle durch Gas.

Erdgas hat nicht den besten Ruf. Wie kann man diesen wieder aufpolieren?

Es wird häufig unterschätzt, wie viel Möglichkeiten dieser Brennstoff für die Energieversorgung bietet. Gaskraftwerke gewährleisten als flexibles Backup Versorgungssicherheit, auch wenn Windräder stillstehen und keine Sonne scheint. Durch die große Zahl an Bezugsquellen und -wegen bleibt die Versorgung stets gewährleistet. Das Erdgasnetz ist zudem der größte Energiespeicher Deutschlands. So ist die Power-to-Gas-Technologie aktuell einer der wenigen verfügbaren Langzeitspeicher für überschüssige Wind- und Sonnenenergie. Deutschland verfügt gleichzeitig über die größten Erdgas-Speicherkapazitäten in Europa. In den 50 unterirdischen Speichern kann rund ein Viertel des Jahresbedarfs gespeichert werden. Und in Spitzenzeiten im Winter werden teilweise bis zu 50 Prozent des deutschen Gasbedarfs aus deutschen Erdgasspeichern gedeckt. Für den Ruf von Erdgas plädiere ich daher schlicht dafür, einen ideologiefreien Blick auf diesen Energieträger zuzulassen.

Wie fördern Sie Erdgas in Deutschland?

Das Gas-Midstream-Geschäft bildet eine der wesentlichen Säulen der Geschäftsaktivitäten von Uniper, und mit unseren verschiedenen Aktivitäten entlang der Gas-Wertschöpfungskette zählen wir zu den wichtigsten Unternehmen im europäischen Gasmarkt. Neben dem Pipeline-Bezug sind wir auch eines der führenden Unternehmen im Energievertrieb und zählen in Deutschland zu den Marktführern. Darauf sind wir stolz. Außerdem sind wir im LNG-Geschäft und auf zahlreichen Stufen der LNG-Wertschöpfungskette vertreten. Wir arbeiten aber auch aktiv an der Herstellung von grünem Gas aus Erneuerbaren Energiequellen durch Elektrolyse in unserer Power-to-Gas-Anlage. Außerdem bringen wir mit unserem Start Up Liqvis das Gas buchstäblich auf die Straße, indem wir mit dem Ausbau eines LNG-Tankstellennetzes für den Schwerlastverkehr die Verkehrswende vorantreiben.

Sie sind der Meinung, dass man Erdgas zur Energiewende braucht. Genügen Solar, Wind und andere Erneuerbare hier nicht?

Wollen wir unsere Klimaverpflichtungen einhalten, müssen die Emissionen deutlich sinken. Effiziente Gaskraftwerke können schon heute die emissionsintensiven Braunkohlekraftwerke ersetzen, wodurch sich die CO2-Belastung bei der Stromerzeugung drastisch reduzieren ließe. Bestehende Gaskraftwerke können wegfallende Kohle-Kapazitäten bereits jetzt größtenteils auffangen – der schnellste und kostengünstigste Weg für mehr Klimaschutz. Wir als Uniper leisten bei der Reduktion von Emissionen und dem Erreichen der Klimaziele einen aktiven Beitrag. Wir verfügen über 30 Gaskraftwerke weltweit, davon ein Drittel in Deutschland, mit einer Erzeugungskapazität von jährlich 3,3 GW hierzulande sowie 18,1 GW weltweit.

Wie sieht der digitale Vertrieb aus?

Eine repräsentative Studie im Auftrag von Uniper hat ergeben, dass rund 50 Prozent der befragten Entscheider Energie künftig mit digitalen Lösungen beschaffen. Der B2B-Markt macht hier eine Entwicklung durch, die im B2C-Bereich bereits bekannt ist. Wir reagieren auf die steigende Nachfrage nach Online-Lösungen und etablieren immer mehr digitale Angebote. Daher haben wir mit Uniper Direkt einen der ersten Online-Shops für RLM-Kunden an den Markt gebracht, über den Mittelstand und Industrie Gas und Strom zu Großhandelspreisen beziehen können. Zudem haben wir bereits 2016 die Selfservice-Plattform Uniper Digital für Großkunden ins Leben gerufen. Hier können Großkunden ihr Portfolio selbstständig und online bewirtschaften. Dennoch können diese die klassischen Kanäle nicht komplett ersetzen. Viele Kunden wünschen weiterhin die Beratung eines Key-Account-Managers.

Welche Services bieten Sie hier an?

Von Kauf und Verkauf der Standardhandelsprodukte und Fahrplänen über Tranchenlogin, Limit-Order, Überblick zu Marktinformationen und Verbrauchdaten bis hin zur Vollversorgung ist alles über die Plattform Uniper Digital möglich. Zudem bieten wir Risikomanagement-Dienstleistungen an, die wir größtenteils ebenfalls in der Plattform abbilden.

Wie sehen Sie das Energiegeschäft der Zukunft?

Ich sehe hier aktuell zwei zentrale Stoßrichtungen – zum einen die Digitalisierung des Energieeinkaufs. Bei Stadtwerken erwarten wir einen Anstieg der Nutzung von Beschaffungsplattformen um bis zu 50 Prozent. Zum anderen entwickeln wir immer mehr grüne Produkte. Dabei bieten wir unseren Kunden von der regionalen Vermarktung bis zur tatsächlichen physischen Kopplung von Wasserkraft schon heute eine passende Antwort auf die gestiegene Nachfrage nach Energie aus CO2-freier Erzeugung. Im Zuge dessen stellen wir auf der e-world in diesem Jahr unser neues Produkt Grüne Vollversorgung vor. Dieses Produkt ermöglicht unseren Kunden die Stromlieferung aus CO2-freier Erzeugung mit flexiblen Herkunftsnachweisen.

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