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Energieerzeugung Energie zum Festpreis

Produktion der E3-Kraftwerke: 2016 sollen im Werk in Pfaffenhofen mehr als 500 dieser Anlagen hergestellt werden.

Bild: Entrade/Karl Kramer
09.04.2016

Die Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes verbessert die Voraussetzungen für die Stromproduktion auf Basis erneuerbarer Brennstoffe. Bis 2025 sollen 120 Terawattstunden KWK-Strom zur Energieversorgung beitragen. Doch in Sachen Wärme fehlen politische Ziele. Das Beispiel Großbritannien zeigt, dass es auch anders geht – mit einer Technologie aus Deutschland.

Die Novelle des KWK-Gesetzes (Kraft-Wärme-Kopplung) ist zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Aus Sicht der Hersteller entsprechender elektrische und thermische Energie produzierender Kraftwerke enthält es eine Reihe von Verbesserungen. So ist etwa die Förderungsdauer für Kleinst-KWK-Anlagen (bis zu 50 Kilowatt elektrische Leistung), auf 60.000 Vollbenutzungsstunden erhöht worden. Strom, der innerhalb einer Kundenanlage etwa durch Contractoren geliefert wird, wird bei Entrichtung der vollen EEG-Umlage (Erneuerbare-­Energien-Gesetz) mit vier Cent je Kilowattstunde gefördert. Außerdem sind die Brennstoffe weiterhin von der Stromsteuer befreit. Bei allen positiven Veränderungen durch das Gesetz spielt ein Aspekt kaum eine Rolle: Für erneuerbare Wärme aus KWK gibt es weder politische Vorgaben noch eine Einspeisevergütung. Organisationen wie der Verband für Wärmelieferung oder der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung sehen darin ein entscheidendes Manko und fordern Nachbesserungen (siehe „Wärmewende mit grüner Energie“ in der Februar-­Ausgabe der Energy 2.0).

Großbritannien setzt auf erneuerbare Wärme

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel Großbritannien: Dort wurde die Einspeisevergütung für erneuerbare Wärme, die sogenannte Renewable Heat Incentive, erst Anfang des Jahres verlängert. Damit dürfte der Anteil erneuerbarer Wärme aus KWK-Anlagen in den kommenden Monaten rasant steigen. Mit Entrade Energiesysteme tummelt sich beispielsweise ein deutscher Hersteller von Kleinst-KWK-Kraftwerken auf dem britischen Markt, der sich ein besonderes Angebot ausgedacht hat. Das Unternehmen aus Düsseldorf hat ein Kraftwerk (pro Modul 25 Kilowatt elektrisch (kWel) / 60 Kilowatt thermisch (kWth) zur Serienreife entwickelt, das auf unterschiedlichste Biomasse als Brennstoff setzt und dank kombinierter Strom- und Wärmeproduktion einen Wirkungsgrad von bis zu 85 Prozent erreicht.

„Wir erleben gerade in England rege Nachfrage nach unserer Technologie“, sagt Entrade-Chef Julien Uhlig. Der Anbieter ist von seinen „E3“-Anlagen so überzeugt, dass er diese nun als Doppelanlage im 20-Fuß-Container im Konzept des „Power Plant as a Service“ anbietet. „Wir verkaufen das E3 50 für den symbolischen Beitrag von 500 Pfund an das Unternehmen, das auf Clean Energy umstellen möchte. Finanziert wird die Anlage über eine Service-Pauschale, die bei knapp 5.000 Pfund im Monat beginnt“, so Uhlig. Dafür bekommt der Kunde zirka 375.000 Kilowattstunden (kWh) Strom und 900.000 kWh Wärme pro Jahr. „Die Unternehmen profitieren von sauberer Energie und sparen zugleich 20 Prozent ihrer Energiekosten ein“, sagt Uhlig.

Von Graz in Österreich werden die Kraftwerke rund um die Uhr überwacht – bei Liverpool entstand ein Biomass Re­search Center, in dem unterschiedliche Brennstoffe und Brennstoff-Mischungen ausprobiert werden. Von dort werden die Anlagen im Dienstleistungsmodell auch gewartet und – bei entsprechendem Vertrag – mit Brennstoff versorgt. 7.500 Volllaststunden garantiert der Anbieter, der sieben Jahre entwickelt und mehr als 60 Millionen Euro investiert hat, um nun das kompakte E3-Kraftwerk anbieten zu können. Das Kraftwerk verwendet insbesondere Standard-Komponenten, etwa einen V6-Motor von GM oder Papierfilter, und ist so für den weltweiten Einsatz geeignet. Aufgrund des Online-Managements der Anlagen ist es nicht erforderlich, immer einen Techniker vor Ort zu haben.

Holz-Pellets, Nussschalen und Essensreste

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der E3-Kraftwerke ist neben der hohen Zahl der Volllaststunden vor allem, dass Strom und Wärme in erheblichem Umfang zum Eigenverbrauch genutzt werden. Die größten Kosten entstehen für den Brennstoff – momentan vor allem Holz-Pellets. Doch Entrade möchte in den kommenden Monaten deutlich flexibler werden. So hat das Ingenieur-Team beispielsweise Nussschalen oder Reste aus dem Weinanbau als 100-Prozent-Brennstoff ausprobiert. Mit dem britischen Partner Tidy Planet arbeiten die Düsseldorfer daran, Essensreste etwa aus Restaurants oder von Flughäfen so aufzubereiten, dass diese effizient in Strom und Wärme verwandelt werden können.

Bis derartige Sonderbrennstoffe in das Serviceangebot integriert werden können, wird es aber noch eine Weile dauern. Dennoch: Technologien wie diese könnten auch in Deutschland dazu beitragen, den KWK-Bereich mittelfristig auf erneuerbare Energie umzustellen, wie es beispielsweise auch Othmar Verheyen vom Lehrstuhl für Energietechnik an der Universität Duisburg-Essen fordert. Wenn die erneuerbare Wärme im KWK-­Gesetz nicht vernachlässigt worden wäre.

Bildergalerie

  • Entrade-Chef Julien Uhlig: Unterschiedliche Brennstoffe wie Sonnenblumenkernschalen und Hackschnitzel dienen als Brennstoff für die KWK-Anlage.

    Entrade-Chef Julien Uhlig: Unterschiedliche Brennstoffe wie Sonnenblumenkernschalen und Hackschnitzel dienen als Brennstoff für die KWK-Anlage.

    Bild: Entrade

  • Das erste Entrade-Kraftwerk in Großbritannien: Im Silo werden die Holz-Pellets gelagert.

    Das erste Entrade-Kraftwerk in Großbritannien: Im Silo werden die Holz-Pellets gelagert.

    Bild: Entrade

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