Gefördert mit 1,23 Millionen Euro Elektrizität für Afrika

Erneuerbare Energien sollen bei der Energieversorgung von Afrika helfen.

Bild: iStock; MrRuj
13.05.2019

In Namibia hat mehr als die Hälfte der ländlichen Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität. Es fehlt eine bedarfsgerechte Infrastruktur für die Energieversorgung. Diese Situation auf der Basis erneuerbarer Energien nachhaltig zu verbessern, ist das Ziel des Projekts Proceed des Bayerischen Forschungsinstituts für Afrikastudien (BRIAS).

In dem neuen Vorhaben, zur Verbesserung der Elektrizitätsanbindung in Afrika, kooperiert der Lehrstuhl für Sozial- und Bevölkerungsgeographie der Universität Bayreuth mit Partnern an der Technischen Hochschule Ingolstadt und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Neu-Ulm. Die Forschungsarbeiten werden in den nächsten drei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 1,23 Millionen Euro gefördert.

Mini-Grids für Energieversorgung

Um die Energieversorgung in abgelegenen Gebieten Namibias zu sichern und auszubauen, setzen die bayerischen Forscher auf erneuerbare Energien und auf Inselnetze, sogenannte Mini-Grids. Dies sind dezentrale, auf kleinere Gebiete beschränkte Stromnetze, die von lokalen Anbietern betrieben werden und nicht in ein einheitliches landesweites Verbundnetz integriert sind. Gemeinsam mit namibischen Partnern sollen dezentrale Modelle für die Energieinfrastruktur entwickelt werden, die dem jeweiligen Strombedarf vor Ort entsprechen, aktuelle technische Möglichkeiten nutzen und bei der ländlichen Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen. Die Inselnetze sollen wirtschaftlich rentabel und leicht zu warten sein.

„In unserem interdisziplinär angelegten Vorhaben legen wir großen Wert darauf, technologische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte von vornherein zu verknüpfen. Nur so werden wir gemeinsam mit unseren afrikanischen Partnern Technologien und Dienstleistungen auf den Weg bringen können, die den Herausforderungen einer nachhaltigen Energieversorgung im 21. Jahrhundert entsprechen. Unser Ansatz ist dezentral ausgerichtet, soll sich aber zugleich in eine nationale Entwicklungsstrategie für Namibia einfügen und diese weiter voranbringen“, sagt Prof. Dr. Eberhard Rothfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Sozial- und Bevölkerungsgeographie an der Universität Bayreuth. „Letztlich arbeiten wir darauf hin, dass unsere Forschungsergebnisse und Handlungsempfehlungen in weiteren subsaharischen Ländern aufgegriffen werden. Proceed soll sich als Pilotprojekt bewähren, aus dem geeignete Maßnahmen für die Energieversorgung auch in anderen ländlichen Räumen Afrikas abgeleitet werden können“, betont der Bayreuther Wissenschaftler.

Mini-Grid Community

Rothfuß leitet das Teilprojekt Mini-Grid Community, das in ausgewählten ländlich-peripheren Regionen die soziokulturellen und geographischen Voraussetzungen für eine verstärkte Stromerzeugung durch Inselnetze erkunden soll. Mit Interviews in ausgewählten Haushalten und Datenerhebungen bei kommunalen Stromerzeugern werden die Forscher vor allem die gesellschaftlichen Voraussetzungen untersuchen, unter denen die vorhandene Infrastruktur an neue und nachhaltige Formen der Energieversorgung angepasst werden muss. Dabei wollen sie auch herausfinden, in welchem Umfang, an welchen Orten und zu welchen Zeiten Strom von Haushalten im ländlichen Namibia nachgefragt wird. Aus den Forschungsergebnissen sollen konkrete Empfehlungen für die Einrichtung von Inselnetzen erarbeitet werden.

Mini-Grid Economics

Im Teilprojekt Mini-Grid Economics werden Wissenschaftler der Hochschule Neu-Ulm die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Energieversorgung in den Blick nehmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach einem kostendeckenden Tarif- und Zahlungssystem. Zudem sollen für Unternehmen in Namibia geeignete Geschäftsmodelle entwickelt werden, die die erzeugte Elektrizität für gewerbliche Zwecke einsetzen.

Mini-Grid Technology und Sustainability

Für das Teilprojekt Mini-Grid Technology sind wiederum die Projektpartner an der Technischen Hochschule Ingolstadt verantwortlich, die auch das Gesamtvorhaben koordiniert. Hier werden alle technologisch relevanten Aspekte untersucht – von technischen Analysen bestehender Energiesysteme über die Ermittlung von Verbrauchsprofilen und Gebäudelasten bis hin zu einer optimalen Gestaltung von Anlagen zur Stromerzeugung. Im Teilprojekt Mini-Grid Sustainability werden schließlich die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Aspekte einer nachhaltigen Energieversorgung im ländlichen Namibia zusammengeführt.

Forschungsförderung und wissenschaftliche Partner

Das BMBF fördert das Vorhaben Proceed aus dem Rahmenprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA)“, das unter anderen den Förderbereich „Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ umfasst. Wissenschaftlicher Partner in Afrika ist das Namibia Energy Institute, das vom namibischen Ministerium für Bergbau und Energie unterstützt wird. Partner bei der Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis sind die Hanns-Seidel-Stiftung Namibia sowie das SADC Centre for Renewable Energy and Energy Efficiency – SACREEE mit Sitz in der Hauptstadt Windhoek.

Wissenstransfer mit Partnern in Afrika

Das 2014 gegründete Bayerische Forschungsinstitut für Afrikastudien (Bavarian Research Institute for African Studies, kurz: BRIAS) beruht auf einer Zusammenarbeit der Universität Bayreuth, der Universität Würzburg, der Technischen Hochschule Ingolstadt und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Neu-Ulm auf dem Gebiet der Afrikastudien. Gemeinsam mit Partnern in Afrika sollen neue Forschungsideen entwickelt und umgesetzt werden. Ein wichtiges Aufgabenfeld für BRIAS ist dabei der Wissenstransfer zu den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft. BRIAS arbeitet eng mit dem neuen Exzellenzcluster „Africa Multiple“ der Universität Bayreuth zusammen.

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