Unabhängiger Kommunikationsstandard Schnittstellenloser Datenaustausch

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13.06.2017

Im Zuge der Digitalisierung ist es für Unternehmen entscheidend, Daten flexibel und schnell verarbeiten zu können. Mit den Geschäftsobjekten für die Energiewirtschaft gibt es inzwischen einen herstellerunabhängigen Kommunikationsstandard, der einen reibungslosen Austausch zwischen verschiedenen Softwarebausteinen ermöglicht. Die erste darauf aufbauende Plattform erleichtert das Handling von Apps noch weiter.

Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran, wenn auch in teils unterschiedlichem Umfang. Angesichts von Versorgungsleitungen, die bis in die einzelnen Haushalte führen, ist die Energiewirtschaft hiervon besonders betroffen. Zudem sind immer größere Teile des Energiepreises aufgrund steigender hoheitlicher Abgaben fest vorgegeben. Gleichzeitig sinken die erzielbaren Margen. Versorger sind in dieser Situation also gezwungen, bestehende Prozesse wirtschaftlicher zu gestalten und/oder neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Um die Effizienz zu steigern, stellen Softwareentwickler eine breite Palette von Lösungen bereit. Hierbei handelt es sich jedoch oft um reine Nischenprodukte. Der reibungslose Datenaustausch zwischen den einzelnen Applikationen ist allerdings eine zwingende Voraussetzung, damit sich Geschäftsprozesse wirtschaftlich gestalten lassen. Das Geschäftsobjekt-Modell für die Energiewirtschaft kann den Aufwand für die Einbindung spezialisierter Software erheblich verringern. Als unabhängiger Standard vereinheitlicht es den Datenaustausch frei von allen System-Schnittstellen.

Gemeinsame Sprache für Datenkommunikation

Geschäftsobjekte für die Energiewirtschaft (Business Objects for Energy, kurz BO4E) sind eine herstellerunabhängige Kommunikationsnorm und helfen bei der Verbesserung unternehmensinterner Datenflüsse. Sie stellen eine gemeinsame Sprache dar und standardisieren die Datenkommunikation zwischen verschiedenen Softwareapplikationen. Auf diese Weise können die einzelnen Programme zukünftig Daten ohne bilaterale Schnittstellen austauschen. Geschäftsobjekte (BOs) fungieren hierbei als Datenaustauschobjekte, die eine Verbindung zwischen verschiedenen Software-Bausteinen innerhalb von Geschäftsprozessen bilden.

Die BOs bilden Daten, Ereignisse und erforderliche Aktionen in normierter Form ab. Sie repräsentieren tatsächliche oder virtuelle Gegenstände der Leistungserstellung beziehungsweise Marktlokation in einem Geschäftsprozess. Das kann die Darstellung eines Kunden, eines Liefervertrags, einer Lieferstelle oder einer Rechnung sein. Mittels BOs können Applikationen selbstständig prüfen, ob bestimmte Ereignisse eingetreten sind und nachfolgende Module auf Aktionen hinweisen. Zudem können sie Daten zur Weiterverarbeitung bereitstellen.

Geschäftsobjekte erlauben also zum einen den schnellen und sicheren Austausch von Daten. Außerdem ist es möglich, sie in die Softwareapplikationen verschiedenster Hersteller zu integrieren und diese beliebig miteinander zu kombinieren. Hierbei treten keine Transformations- und Migrationshindernisse auf, da durch den gemeinsamen Standard aller ausgetauschten Daten die Einrichtung komplexer Schnittstellen entfällt. Für Versorger ergeben sich somit Kostenersparnisse, die sie gegebenenfalls an die Endverbraucher – zum Beispiel in Form von Preisstabilität – weitergeben können. Verbraucher profitieren zudem von einer zunehmenden Individualisierung des Angebotsportfolios.

Für die kontinuierliche Weiterentwicklung des herstellerunabhängigen Standards setzt sich die Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft ein. Der im Juli 2016 gegründete gemeinnützige Verein konzipiert neue Geschäftsobjekte und erstellt das Geschäftsobjekteverzeichnis. Ein Gremium aus Software-, Beratungs- und Versorgungsunternehmen sowie aus Hochschulen und Forschungsinstituten arbeitet zudem an der Optimierung unternehmensinterner Datenflüsse. Gemeinsames Ziel ist es, ein datenbasiertes Modell für Prozesse innerhalb von Unternehmen der Energiewirtschaft aufzubauen. Es soll ferner kontinuierlich und entsprechend der aktuellen, beziehungsweise zukünftigen Anforderungen der Branche ergänzt werden.

Erste standardisierte Plattform

Die erste standardisierte Plattform in diesem Bereich ist der Ene't Navigator. Er basiert auf Geschäftsobjekten für die Energiewirtschaft und setzt diese durchgängig ein. Der Austausch der BOs erfolgt dabei über eine gemeinsame Business-Objects-Datenbank. Der Navigator bietet die Möglichkeit, Apps zentral zu steuern und zur Abbildung von Geschäftsprozessen individuell miteinander zu verknüpfen. Mithilfe der schnittstellenlosen Verbindung von unterschiedlichen Prozessbausteinen können die Nutzer beliebige Geschäftsprozesse mühelos abbilden und nach Bedarf an neue Anforderungen anpassen.

Damit lassen sich Abläufe so gestalten, wie es für die Abarbeitung des Tagesgeschäfts am praktikabelsten ist. Anwendungen werden dazu einfach an Stellen eingebunden, an denen es für einen optimalen Prozessablauf notwendig ist. Darüber hinaus ist die Veränderung bestehender Prozesse ebenfalls problemlos möglich: Der Anwender ist imsande, Programme ohne großen Aufwand hinzuzufügen, zu verschieben oder sie zu löschen. Der Navigator wird hierbei zukünftig nicht nur das Softwareportfolio von Ene't bündeln. Als offene Plattform ermöglicht er auch die Integration beliebiger Applikationen anderer Hersteller innerhalb von Geschäftsprozessen, sofern diese BO4E unterstützen.

Bildergalerie

  • Der Ene’t Navigator ist die erste standardisierte Plattform, die auf Geschäftsobjekten für die Energiewirtschaft basiert. Über eine Business-Objects-Datenbank ist ein schneller Austausch unter den Programmen möglich.

    Der Ene’t Navigator ist die erste standardisierte Plattform, die auf Geschäftsobjekten für die Energiewirtschaft basiert. Über eine Business-Objects-Datenbank ist ein schneller Austausch unter den Programmen möglich.

    Bild: Ene’t

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