Interview über One-Stop-Shop für kollaborative Anwendungen „Ein guter Greifer allein ist nutzlos“

Enrico Krog Iversen, CEO bei OnRobot, spricht über den One-Stop-Shop für kollaborative Anwendungen.

29.05.2020

Kollaborative Robotik erfüllt keinen Selbstzweck, wichtig ist der Mehrwert für den Anwender. Es geht also nicht um einzelne Produkte wie Greifer oder Roboterarme, sondern wie sich möglichst schnell und kostengünstig komplexe Fertigungsprozesse vereinfachen lassen. Mit seinem One-Stop-Shop für kollaborative Anwendungen will OnRobot genau hierfür sorgen, wie CEO Enrico Krog Iversen im Gespräch mit A&D erläutert.

OnRobot positioniert sich als One-Stop-Shop für kollaborative Anwendungen. Fassen Sie kurz zusammen, was Sie damit meinen?

Der One-Stop-Shop bedeutet, dass Sie alle Produkte und Technologien aus einer Hand bekommen, die Sie für die Entwicklung und den Einsatz Ihrer kollaborativen Roboteranwendung benötigen. Sie können natürlich auch zu unterschiedlichen Firmen gehen, die einen bieten ebenfalls hervorragende Greifer an, andere die besten Sensoren und viele Spezialisten warten mit ausgeklügelten Visionen-Systeme auf. Aber all diese Lösungen wurden nicht entwickelt, um absolut reibungslos zusammenzuarbeiten und um gemeinsam programmiert zu werden. Wenn Sie zu OnRobot gehen, dann basieren alle Produkte auf einer gemeinsamen technischen Plattform. Die Produkte sind also für die reibungslose Zusammenarbeit entwickelt worden und setzen auf eine Programmierumgebung. Über unseren One-Stop-Shop ermöglichen wir es, viel einfacher, schneller und günstiger kollaborative Anwendungen produktiv einzusetzen.

... heißt One-Stop-Shop aber: immer bis zum Roboter, nicht weiter?

Wir konzentrieren uns auf alles, was am oder um den Roboter herum passiert. Die Kunden können also jeden Roboter ihrer Wahl verwenden und wir stellen dabei sicher, dass sich OnRobot-Lösungen vollständig und einfach integrieren lassen.

Ihre Greiferlösungen funktionieren also völlig unabhängig vom verwendeten Robotersystem?

Ja, und dafür haben wir viel getan! Ursprünglich konzentrierten wir uns auf Universal Robots, aber seit dem vierten Quartal 2019 sind unsere Lösungen bereits für zehn verschiedene Hersteller voll integrierbar. Und bis Ende 2020 werden wir eine tiefe Integration für alle wichtigen Robotermarken auf dem Markt zur Verfügung haben. Integration heißt, die Robotersteuerung interagiert vollständig mit unseren Greifern. Das vereinfacht die Programmierung der gewünschten Applikation erheblich.

Ist eine einheitliche Schnittstelle zwischen Greifern und allen marktrelevanten Robotern das Erfolgsrezept von OnRobot?

Das ist von entscheidender Bedeutung. Hierfür setzen wir auf zwei Grundbausteine: Mit unserem Quick Changer für den schnellen Werkzeugwechsel in weniger als 5 Sekunden sorgen wir auch dafür, dass der Roboter den Greifer automatisch identifiziert. Und dann haben wir unsere Compute Box, die die gesamte Kommunikation zwischen unseren Greifern und den Robotern übernimmt und übersetzt. Der Quick Changer und die Compute Box bilden sozusagen das Herz und das Gehirn der gesamten OnRobot-Lösungen. Das ist auch der Grund, warum wir so viele neue Produkte relativ schnell auf den Markt bringen können, weil wir die Kommunikations- und Schnittstellenprobleme bereits gelöst haben.

Wollen Sie weg vom „Hersteller von Greifern“ hin zum Problemlöser für Anwendungen?

Greifer sind und bleiben unser Kernprodukt. Aber wir werden kontinuierlich weitere Software-Pakete anbieten, damit die gesamte Applikationsentwicklung für unsere Kunden immer noch einfacher, schneller und kostengünstiger möglich wird. Und bei Applikationen meinen wir alle Facetten von Maschinenbeschickung, Verpackung und Palettierung, Montage, Qualitätsprüfung, Oberflächenveredelung und viele weitere. Roboter sollen mit unseren Greifern per Plug&Play sofort produktiv loslegen können.

Wird der Roboter dabei zunehmend Commodity, entscheidend ist künftig der Greifer?

Mit Ihrer Einschätzung haben Sie durchaus recht. Aber ich glaube, die Anwendung wird in Zukunft einfach entscheidend sein. Wenn wir künftig also über kollaborative Robotik sprechen, so spielen die einzelnen Komponenten nur noch eine untergeordnete Rolle. Von wem der einzelne Greifer oder Roboterarm ist, interessiert den Anwender im Endeffekt nicht. Wichtig ist ihm der erreichte Mehrwert der Gesamtanwendung. Und wir von OnRobot sorgen dafür, dass wir den Industriebetrieben die Entwicklung und den Einsatz von kollaborativen Anwendungen maximal einfach machen. Unser kontinuierlich steigender Erfolg hängt somit definitiv von der Verlagerung des Fokus weg vom Roboter und hin auf die eigentliche Anwendung ab.

Können Sie mit OnRobots Greifertechnologien inzwischen alle Anwendungen abdecken?

Wichtig ist nicht die Anzahl der Produkte oder Greifertechnologien. Wir bauen gerne möglichst viel Flexibilität und Intelligenz in unsere Produkte ein. Die damit verbundene Anpassungsfähigkeit erlaubt uns, mit relativ wenigen Produkten eine Menge verschiedener Anwendungen bewältigen zu können. Und mit unseren Soft-, Gecko-, Vakuum- und Mehrfingergreifern können wir die Mehrzahl der verschiedenen Greifanwendungen bereits abdecken. Mit den geplanten neuen Produkten der nächsten Monate sind wir dann in der Lage, alle Greifanwendungen innerhalb des Nutzlastbereichs von 20 Kilogramm abzudecken.

Bei Greifern gibt es seit vielen Jahren bereits sehr bekannte Player auf dem Markt. Was macht OnRobot besser?

Wir bieten eine einzige Plattform, auf der alle verschiedenen Produkttypen aufeinander abgestimmt und mit einer Programmierumgebung zusammenarbeiten können: Greifer, Vision-System, Sensoren und vieles mehr. Kunden erhalten also durch unseren One-Stop-Shop alles von einem Lieferanten – und die Lösungen lassen sich nahtlos in alle verschiedenen Robotermarken integrieren. Das ist der große Unterschied.

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