Kommentar Distribution im Wandel

Martin Bielesch ist President EMEA Components bei Arrow Electronics. Bielesch war vorher bei Silicia, einem Tochterunternehmen von Avnet beschäftigt, zuletzt als Regional Vice President Central Eruopa. Bis zum Jahr 2012 arbeitete Bielesch knapp 18 Jahre bei Future Electronics.

Bild: Arrow Electronics
26.08.2019

Im ausgehenden 20. Jahrhundert bestand die Distributionslandschaft primär aus Unternehmen, die um die beste Servicequalität, den besten Preis und die schnellste Lieferung konkurrierten. Das heutige Umfeld ist im Vergleich zu früher aber beinahe nicht wiederzuerkennen.

Martin Bielesch war mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten.

Mit der zunehmenden Vernetzung von Technologien und der damit einhergehenden Entstehung gegenseitiger Abhängigkeiten haben einige Anbieter die große Bedeutung erkannt, die einer Vereinfachung der Interaktionen zwischen den verschiedenen Teilen des Ökosystems zukommt. Unternehmen, die früher abgeschieden in einer kleinen Nische existieren konnten, sind heute zunehmend gezwungen, auch in anderen Bereichen tätig zu werden, für die sie nicht über das notwendige Know-how verfügen.

Eine Erkenntnis aus dieser Entwicklung ist, auf welche Art und Weise Technologien und Fachkenntnisse zusammengeführt werden können, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Ziele auf die einfachste und effizienteste Weise zu erreichen. So hat Arrow beispielsweise ein Ökosystem geschaffen, das es dem Unternehmen gestattet, „Best-in-Class“-Ressourcen zu nutzen, um die Bedürfnisse seiner Kunden zu erfüllen.

Digitaler Wandel fordert Unternehmen heraus

Eine der größten Herausforderungen, denen Unternehmen heute gegenüber stehen, ist der digitale Wandel. Es reicht nicht mehr aus, dass ein Distributor nur ein breites Spektrum an elektronischen Komponenten anbietet; es wird erwartet, dass er die Unternehmen über den gesamten Produktlebenszyklus von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Ende der Lebensdauer unterstützt.

Hinzu kommt, dass eine Vielzahl der heutigen Produkte Teil des IoT wird und in jeder Ebene einer IoT-Gesamtlösung und sogar bei kompletten IT-Lösungen strategische Unterstützung erwartet wird. Um diese Erwartungen in die Realität umsetzen zu können, ist umfangreiches Detailwissen gefragt, von Sensoren in einem einzelnen IoT-Knoten über Konnektivität, Beschaffung, Sicherheit, Fernüberwachung und Datenanalyse bis hin zur Hardware- & Softwareintegration und Systemverwaltung.

Da sich die Einführung neuer Endprodukte immer weiter beschleunigt und der damit verbundene Wettbewerbsdruck steigt, ist eine Verkürzung der Time-to-Market ein kontinuierliches Erfordernis. Ein Weg, den der moderne Distributionskanal in diesem Bereich einschlagen kann, ist die Bereitstellung von Tools, die den Einsatz von elektronischen Komponenten vereinfachen und beschleunigen.

In vielen Fällen haben Halbleiter-Hersteller Tools für ihre eigenen Geräte entwickelt, aber wenn es dann um den nächsten Schritt geht – die Gestaltung von Plattformen, die Komponenten verschiedener Anbieter verwenden – ist ein Distributor in einer guten Position, um den Übergang einfacher und schneller zu gestalten. Die Entwicklung von Referenzdesigns, Entwicklungsboards und vollständig produktionsreifer Systems-on-Modules (SoM) sind hilfreiche Ansätze, um Zeit und Kosten zu optimieren.

Allianzen beschleunigen Verwirklichung

All das soll natürlich nicht heißen, dass die ursprüngliche Aufgabe der Distribution verschwunden ist. Ganz im Gegenteil, pünktliche Lieferung und wettbewerbsfähige Preise werden nach wie vor als wesentliche Faktoren angesehen, aber die Beziehung hat sich weiterentwickelt – von modernen Distributoren wird heute wesentlich mehr verlangt als früher und sie bieten auch erheblich mehr.

Um diese zusätzlichen Serviceleistungen erbringen zu können, werden neue Allianzen gebildet. Arrow hat etwa den Design-Services- und Engineering-Lösungsanbieter eInfochips übernommen, oder ArrowPlus in Zusammenarbeit mit dem Online Marktplatz Freelancer geschaffen, um Anwendern auf breiter, globaler Basis bedarfsgerechten Zugang zu Engineering-Ressourcen zu bieten. Auch die Zusammenarbeit mit dem Start-up-Hub Indiegogo zählt dazu, welche letztendlich die Verwirklichung vieler Produktideen erheblich beschleunigt.

Veränderungen wie diese haben zu einem vielfältigen, flexiblen Ökosystem beigetragen, das die Unternehmen bei der Entwicklung von Elektronikprodukten unterstützt, und da immer wieder neue funktionale Anforderungen in den Fokus rücken, beispielsweise KI, ist zu erwarten, dass das Tempo des Wandels in der Welt der Distribution auch künftig nicht nachlassen wird.

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