Kommentar von Wolfgang Heinz-Fischer, TQ-Group Konsolidierung und Security

Wolfgang Heinz-Fischer, Leiter des International Business Development TQ-Group

Bild: TQ-Systems
15.10.2016

Das IoT ist kein bloßer Trend mehr, sondern wird wirklich umgesetzt. Ein neuer Hype zeichnet sich noch nicht ab. Stattdessen konsolidiert sich die Embedded-Branche und diskutiert, wie sich Security am besten umsetzen lässt.

In vielen Bereichen bewegt sich der Embedded-Markt in ruhigeren Gewässern. Die Manie, jedes Jahr einen neuen Standard auf den Markt zu bringen, hat sich etwas beruhigt. COM Express mit Typ 6 und Typ 10 ist fest etabliert. Qseven bietet mit dem µQ7 in den Abmessungen 70 mm x 40 mm inzwischen ein sehr kompaktes Board an. SMARC in der Version 2.x hat einige Funktionen neu definiert und kann jetzt mit x86- und ARM-Prozessoren bestückt werden. Das alles ist allerdings nur Kosmetik und löst das eigentliche Problem nicht: Die eingesetzten Prozessoren sind in ihren Funktionen zu unterschiedlich. Ein echter Standard bleibt deshalb ein Traum. Die Austauschbarkeit ist weiterhin eingeschränkt und der Zugriff auf den kompletten Funktionsumfang des Prozessors nicht möglich. Für manche Anwender reicht das aus. Wer volle Design-Freiheit mit dem Prozessor haben möchte, kommt allerdings schnell ans Ende der Möglichkeiten.

Das Internet of Things (IoT) ist nicht mehr das Hype-Thema, sondern wird Schritt für Schritt realisiert. Es bleibt damit weiterhin der große Wachstumsmotor für den Embedded-Markt. Deutlich zeigt sich dabei, dass Security nicht nur immer wichtiger, sondern zwingend erforderlich ist. Umstritten in der Branche ist allerdings, an welcher Stelle sie umgesetzt werden soll. Wird jedes der erwarteten 50 Milliarden Devices direkt mit dem Internet verbunden sein und benötigt deshalb entsprechende Sicherheitsfeatures? Das scheint allein aus Kostengründen nicht sinnvoll. Außerdem würden dadurch Datenmengen entstehen, die kaum noch zu managen wären. Sinnvoller ist eine Bündelung der Devices über Datenkonzentratoren und Gateways. Die lokalen
Devices kommunizieren in dem Fall über Nahfeldkommunikation ohne große Security-Massnahmen mit dem Gateway. Die hohen Sicherheitsanforderungen bestehen nur für die Gateways, die direkt mit dem Internet oder der Cloud verbunden sind. Die ersten sicheren
Gateways werden bereits angeboten.

Die sogenannten Maker- oder Fruitboards, wie zum Beispiel der Raspberry Pi, kommen in regelmäßigen Abständen in immer mehr Varianten auf den Markt. Aufgrund ihres niedrigen Preises besteht auch in der Industrie Interesse daran, diese Boards einzusetzen. Doch lauern dabei erhebliche Gefahren. Die Boards sind in der Regel nicht industrietauglich und eine langfristige Verfügbarkeit ist nicht gegeben. Dennoch sind die Embedded-Anbieter gefordert, günstigere Lösungen, gerade für den IoT-Bereich, zu finden.

Auf der Anbieterseite ist etwas Bewegung in den Embedded-Markt gekommen. Im Moment laufen einige Übernahmen, andere Firmen konsolidieren ihr Geschäft, ändern ihr Business Modell oder legen ihren Schwerpunkt auf andere Marktbereiche. Trotz dieser Konsolidierungsphase tauchen immer wieder neue Namen auf. Für den Kunden ist das keine einfache Situation, möchte er Produkte doch über einen langen Zeitraum verfügbar haben. Schließlich ist der Kunde in gewisser Weise vom Lieferanten abhängig, was ein hohes Maß an Vertrauen voraussetzt. In einer solchen Konsolidierungsphase werden allerdings oft Produktbereinigungen vorgenommen. Produkte sind dann auf einmal nicht mehr verfügbar. Für den Kunden wird es deshalb immer wichtiger, nicht nur die technischen Aspekte eines Produkts im Blick zu haben, sondern auch die Situation des Lieferanten zu kennen.

Eines ist sicher: Der Embedded-Markt wächst auch in Zukunft weiter und bleibt spannend. Pannen sind dabei nicht ausgeschlossen.

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