Dezentral gegen Stau auf der Energie-Autobahn Stromspeicher erstmals mit Blockchain vernetzt

Netzausbau, eine stärkere Nutzung von Daten zur Stromerzeugung und Flexibilität tragen gemeinsam dazu bei, dass man das Stromnetz auch mit einem wachsenden Anteil an fluktuierendem Grünstrom sicher betreiben kann.“

Bild: iStock, ansonmiao
03.05.2017

Als erster Übertragungsnetzbetreiber nutzt Tennet mit der Blockchain vernetzte, dezentrale Heimspeicher zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Haushalte werden in Zukunft selbst zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen können. Als ersten Ansatz stellt der Übertragungsnetzbetreiber Tennet ein entsprechendes Pilotprojekt vor: Dabei werden dezentrale Batteriespeicher über eine Blockchain-Lösung in das Energieversorgungssystem eingebunden. Die Blockchain-Lösung wurde von IBM entwickelt. In dem Pilotprojekt nutzt Tennet einen Pool von Heimspeichern, den Sonnen dafür bereitstellt.

Energie-Engpässe flexibel ausgleichen

Getestet werden soll, inwieweit sich damit bei Engpässen im Stromnetz Notmaßnahmen wie die Abregelung von Windparks reduzieren lassen. Dazu werden von Sonnen E-Services die Heimspeicher miteinander vernetzt. Das intelligente Lademanagement der Batteriespeicher passt sich dabei individuell der jeweiligen Situation im TenneT-Netz an. TenneT und sonnen ermöglichen so die bessere Integration von erneuerbaren Energien in das Stromversorgungssystem.

Energie vernetzen statt wegwerfen

Als Netzbetreiber würde Tennet einen neuen Weg gehen, um die dezentralen erneuerbaren Energien besser zu integrieren und die Versorgung zu sichern.

„Die Blockchain bietet uns neue Möglichkeiten, auch dezentrale verteilte Anlagen sicher und intelligent überregional aus einer Hand zu vernetzen. Das hilft uns, den Einsatz von netzstabilisierenden Maßnahmen wie die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen. Zukünftig müssen wir also weniger Windstrom wegwerfen, weil wir ihn nicht transportieren können“, erklärte Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Tennet TSO.

Gegen Stau im Stromnetz

Heute kommt es wegen der zunehmenden dezentralen Einspeisung erneuerbarer Energien immer öfter zu Transportengpässen im Stromnetz. Um solche „Staus“ auf den Stromautobahnen zu verhindern, greifen Tennet und die anderen Übertragungsnetzbetreiber in die Erzeugung von konventionellen Kraftwerken und von Erneuerbaren ein (Redispatch, Netzreserve, Windabregelungen) und sorgen so dafür, dass weniger Strom transportiert werden muss.

2016 lagen die Kosten für solche Maßnahmen bei etwa 800 Millionen Euro deutschlandweit. Ein großer Teil davon entfällt auf die Abregelung von Windanlagen. Diese Kosten werden über die Netzentgelte letztlich von den Stromverbrauchern getragen. Neben dem Ausbau der Netze können zusätzliche sogenannte Flexibilitäten wie Speicher helfen, netzstabilisierende Maßnahmen zu begrenzen.

Vernetzte Batteriespeicher als Puffer

In dem Pilotprojekt stellt Sonnen Tennet zusätzliche Flexibilität aus miteinander vernetzten Heimspeichern zur Verfügung, um Engpässe im Netz zu managen. Die vernetzten Batteriespeicher können je nach Bedarf überschüssigen Strom sekundenschnell aufnehmen oder abgeben. Damit können sie dazu beitragen, Transportengpässe im Netz zu reduzieren. Das Pilotprojekt zählt zu einer Reihe von Maßnahmen von Tennet, um mit Hilfe von verstärkter Nutzung von Daten und der Erschließung neuer Flexibilitätsmöglichkeiten das Stromnetz fit für die Herausforderungen der Energiewende zu machen.

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