Digitalisation Dezentrale Energielösungen unkompliziert managen

Matthias Karger hat gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Lars Rinn 2016 Node Energy mit Sitz in Frankfurt am Main geründet. Heute verantwortet der Diplom-Kaufmann als Geschäftsführer dort die Bereiche Strategie, Personal und Finanzen. Bereits 2010 hatte er die Terajoule Energy mitgegründet, aus der später der Grünstromvermarkter Clean Energy Sourcing hervorging. Karger hat an der Universität zu Köln, an der Universität St. Gallen sowie der University of California Santa Barbara studiert.

Bild: Martin Leissl
04.12.2020

Viele Unternehmen wollen sich heute nachhaltig selbst mit Energie versorgen. Technische Möglichkeiten dafür gibt es inzwischen viele, allerdings sind die bürokratischen Hürden hoch. Software-Lösungen helfen, den Umstieg deutlich zu vereinfachen.

Matthias Karger ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Damit die Energiewende richtig in Gang kommt, würde Matthias Karger an drei Schrauben gleichzeitig drehen. Neben dem radikalen Zurückfahren der Förderung erneuerbarer und fossiler Energieträger und dem gleichzeitigen Zuweisen der Folgekosten an die Verursacher empfiehlt er regionale Preiszonen entlang der Netzengpässe. Damit, so sein Plan, würde der Netzausbau in den Wettbewerb mit anderen Flexibilitätsoptionen treten und es käme zu volkswirtschaftlich günstigeren Entscheidungen. Als dritten Hebel nennt der Gründer und Geschäftsführer von node.energy, den Stromverbrauch von Power-to-X-Anlagen von Netzentgelten und EEG-Umlage zu befreien, sofern diese keinen zusätzlichen Netzausbau verursachen oder Energie nutzen, die andernfalls abgeregelt werden müsste. Davon verspricht er sich eine schnellere und wettbewerbliche Sektorenkopplung und einen Umstieg auf erneuerbare Gase. Allgemein beschreibt Karger das Dilemma so: „Die Geschäftsmodelle der alten Welt sind nicht mehr im Geld und die der neuen Welt oftmals noch nicht.“

Genau diese Situation begegnet dem 38-jährigen Betriebswirt im Tagesgeschäft häufig. „Unsere Kunden möchten ihren CO2-Fußabdruck durch den Einsatz sauberer und wirtschaftlicher Energielösungen reduzieren“, sagt der Chef des Frankfurter Start-ups. Dabei stoßen sie auf diverse Hindernisse. Einerseits geht es darum, für jeden Einzelfall die ideale Variante beziehungsweise den besten Technologiemix zu eruieren. Andererseits bremst nach Kargers Beobachtung eine extrem komplexe Regulatorik mit nahezu 15.000 Regeln und Vorschriften und entsprechenden administrativen Pflichten und Aufgaben den Tatendrang.

Nachhaltige Energielösungen

All das sind Gründe, weshalb Node Energy die SaaS-Lösung „opti.node“ entwickelt hat. Damit lassen sich nachhaltige Energielösungen für Unternehmen, öffentliche Liegenschaften und Quartiere effizient planen und automatisch verwalten, so Karger. Als Besonderheit hebt er hervor, dass erstmals alle technischen, finanziellen und energierechtlichen Aspekte in einer Lösung abgedeckt sind. Dies reduziere sowohl den Planungs- als auch den Verwaltungsaufwand im Betrieb um 80 Prozent oder mehr, sagt der Manager, der vor seinem Leben in der Energiewirtschaft Spieler in der Deutschen Beachvolleyball Nationalmannschaft war. Unter IT-Aspekten verweist Karger auf das „einzigartige Datenmodell und eine spezielle Business-Rule-Engine“, die es erlaube, mehrschichtige digitale Zwillinge zu erzeugen. „Dadurch sind wir zeiteffizienter, kostengünstiger und umfassender als alle anderen Lösungen“, sagt er selbstbewusst.

Auf die SaaS-Lösung setzt heute unter anderem die Deutsche Post bei der Verwaltung und dem Management von rund 40 Standorten mit eigenen Erzeugungsanlagen. Und auch Energieversorger wie die Lechwerke unterstützen die Frankfurter mit ihrer Software etwa dabei, zusätzliche Energiedienstleistungen wie die kaufmännische Betriebsführung dezentraler Energiekonzepte als neues Geschäftsmodell auszurollen. Mittel- bis langfristig sieht der Geschäftsführer die Option einer Erweiterung des Geschäftsmodells jenseits des SaaS-Angebots. So schwebt ihm etwa die konkrete Umsetzung von Projekten mit Partnern vor oder auch Kunden die entsprechenden Anbieter zu vermitteln.

Beruflich besonders stolz ist er natürlich auf die Gründung des Unternehmens mit seinem Partner Lars Rinn sowie auf sein engagiertes Team. Dabei hat er eigentlich während des Studiums immer mit einer Karriere als Unternehmensberater geliebäugelt und ist dann während seiner Diplomarbeit eher per Zufall ins Unternehmertum gestolpert.

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