Umsatz um 43 Prozent gestiegen Deutsche Bauelemente-Distribution mit starkem zweiten Quartal

Die größte Überraschung am zweiten Quartal ist der weitere große Anstieg an Auftragseingängen in der Bauelemente-Distribution.

Bild: iStock; Sezeryadigar
31.08.2022

Das Jahr 2022 könnten für die deutsche Bauelemente-Distribution zum Rekordjahr werden. Mit einem Umsatzanstieg von 43 Prozent und einem Auftragseinganganstieg von 21 Prozent befindet man sich immer noch vor dem Vorjahresniveau.

Ein fulminantes zweites Quartal 2022 lässt die deutsche Bauelementedistribution weiterhin von einem Rekordjahr träumen. Der Umsatz der im FBDi meldenden Distributoren stieg um 43 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro, der Auftragseingang immerhin noch um 21 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro, annähernd so hoch wie in Q1. Die Book-to-Bill-Rate hat zwar das absolute Rekordniveau des letzten Jahres verlassen, verharrt mit 1,52 dennoch weiter über „Normal“. Das erste Halbjahr endete damit bei knapp 2,3 Milliarden Euro Umsatz und Neuafträgen von knapp 3,5 Milliarden Euro.

Anstiege nach Produktsektmenten

In den Produktsegmenten verlief die Entwicklung deutlich unterschiedlicher. Während die Halbleiter um 47 Prozent auf 756 Millionen Euro wuchsen, standen die Passiven mit 34,7 Prozent plus bei 135 Millionen Euro etwas zurück. Die Elektromechanik „normalisierte“ sich auf plus 28,4 Prozent und 139 Millionen Euro Umsatz.

Andere Produkte wie Stromversorgungen, Sensoren, Displays und Baugruppen & Systeme bewegten sich zwischen plus 31 Prozent (Baugruppen) und plus 75 Prozent (Sensoren). Deutlicher als bei dem Umsätzen fielen die Unterschiede bei den Auftragseingängen aus: Halbleiter plus 26 Prozent, Passive minus 2,3 Prozent und Elektromechanik plus 10,4 Prozent.

Allerdings war hier die Vergleichsbasis von 2021 wesentlich höher als beim Umsatz.Nur leicht anders verteilte sich in Q2 auch der Umsatzkuchen: Halbleiter 68 Prozent, Passive und Elektromechanik je 12 Prozent, Stromversorgungen knapp 4 Prozent und 4 Prozent für die restlichen Produkte (Stromversorgungen, Sensoren, Displays und Baugruppen & Systeme).

FBDi-Vorstandsvorsitzendert kommentiert

FBDi-Vorstandsvorsitzender Georg Steinberger: „Was am zweiten Quartal am meisten überrascht, ist die Tatsache, dass der Auftragseingang bis jetzt weiterhin drastisch über einem gesunden Maß liegt. Traditionell beginnt der Markt ab einer Book-to-Bill-Rate von 1,2 von Knappheit zu sprechen, wir verharren seit Anfang 2021 bei über 1,5. Differenzierter betrachtet, sieht man jedoch schon Normalisierungstendenzen bei fast allen Produktbereichen außerhalb der Halbleiterbauelemente. Was das für das weitere Jahr beziehungsweise für nächstes Jahr heißt, darüber kann man trefflich spekulieren – die Wetten über eine Abbremsung schon in diesem Jahr beziehungswiese eine sich fortsetzende strukturelle Knappheit bei einzelnen Produktsegmenten bis ins nächste Jahr laufen bereits.“

Potentielle Störfaktoren in der weiteren Komponentenmarkt-Entwicklung sind offensichtlich und nur bedingt im Markt selbst zu suchen, meint Steinberger: „Die horrende Inflation, die Energiepreisentwicklung samt drohender Knappheit, der anhaltende Krieg in der Ukraine und die wachsenden Spannungen zwischen China und dem Westen demolieren die allgemeinen Wachstumsaussichten erheblich und werden ihre Spuren auch in unserem Markt hinterlassen, wenn sich die großen Wachstumsmöglichkeiten wie Digitalisierung, E-Mobility, 5G, Erneuerbare Energien und Investments in die gesamte öffentliche und private Infrastruktur aufgrund von fehlenden Finanzmitteln nicht oder nicht so schnell realisieren lassen.“

Dennoch steht die Erwartung, dass der europäische High-Tech-Markt langfristig glänzende Aussichten hat, weiterhin fest im Raum. Steinberger sagt: „Weiter wachsender Bedarf und weitere Innovation sind ja nicht weg, wenn‘s mal wieder langsamer zugeht – Voraussetzungen wären jedoch, dass wir mehr zu den Lösungen als zu den Problemen beitragen, dass wir die nötigen Rohstoffe und technischen Fertigkeiten haben, und dass wir vor allem die nötigen gut ausgebildeten Mitarbeiter zur Verfügung haben. Der allenthalben sichtbare Nachwuchsmangel in allen technischen Berufen könnte sich zu größten Wachstumsbremse entwickeln.“

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