Smart Traffic & Mobility Der Weg zum CO2-freien Dienstgang


Leise Streife: Die kommunale Verkehrsüberwachung ist mit E-Rollern erfolgreich im Zweischichtbetrieb unterwegs.

06.02.2013

Nachhaltigkeit im kommunalen Fuhrpark bedeutet mehr als nur Elektrofahrzeuge beschaffen und nutzen. Entscheidend ist ein Mobilitätskonzept, an dem Mitarbeiter und Politik mitwirken müssen. Wenn die Mitarbeiter die E-Fahrzeuge auch privat nutzen dürfen, steigt die Akzeptanz.

Elektromobilität wird in Zukunft nur dann erfolgreich sein, wenn sie sichtbar und erlebbar ist. Dabei kann die Verantwortung aber nicht nur an die großen Flottenbetreiber oder Bürger delegiert werden. Es sollte auch die Aufgabe der Kommune sein, sich selbst zu engagieren und somit eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Wenn sie in diesem Zuge den eigenen Fuhrpark und das allgemeine Mobilitätsverhalten der beteiligten Akteure kritisch und kreativ betrachtet, dann können dadurch mittelfristig Haushaltsmittel eingespart und der Klimaschutz gefördert werden.

Die Kommune als Vorbild

Bereits 2010 hat die Stadt Dortmund mit allen relevanten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Akteuren das „Handlungsprogramm Klimaschutz“ erarbeitet und gemeinsam Wege zur Umsetzung entwickelt. Ziel war, bis 2020 mindestens 40 Prozent CO 2gegenüber 1990 einzusparen.

In diesem Zusammenhang wurde eine Potenzialanalyse zur kommunalen Mobilität erstellt, die sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Einsparpotenziale aufzeigte. Die Maßnahmen umfassen sowohl die Integration der technischen Lösungen als auch die Optimierung des Fahrzeugpools im Hinblick auf Umfang und Klassifizierung sowie konzeptionelle Ansätze, um ein Umdenken der „mobilen“ Mitarbeiter der Verwaltung zu fördern.

Auf Basis der Ergebnisse dieser Potenzialanalyse haben der Rat der Stadt und der Verwaltungsvorstand die Einführung der Elektromobilität und den Mobilitätsumbau priorisiert. Mit dem Projekt „Dortmund elektrisiert“ erhielt die Stadtverwaltung den Auftrag, zehn Elektroautos für den kommunalen Fuhrpark zu beschaffen. Zudem ist bei zukünftigen Fahrzeugbeschaffungen stets zu prüfen, ob der Einsatz von Elektrofahrzeugen technisch und wirtschaftlich möglich ist.

Fachabteilungen gewinnen

Um die Akzeptanz der Fachbereiche zu erhöhen, wurden diese Demonstrationsfahrzeuge aus dem gesamtstädtischen Etat beschafft. Damit entstehen den Fachbereichen keine Zusatzkosten bei Anschaffung und Nutzung, was das Interesse an der neuen Mobilität verstärkt. Zudem kann sich auf diesem Wege auch keine Fachabteilung dem Testen von Elektrofahrzeugen entziehen, wenn der Wunsch einer Erprobung an sie herangetragen wird.

Zehn E-Autos und Pedelecs zu beschaffen reicht aber nicht, um ein innovatives Mobilitätskonzept in die Abläufe der Stadtverwaltung zu integrieren. Analog zur zentralen Immobilienwirtschaft gilt es auch hier, die Verwaltung des Fuhrparks zu zentralisieren. Im ersten Schritt ist dies mit einer Bestandsaufnahme der gesamtstädtischen Mobilität verbunden. Das heißt, dass neben der Erfassung des Fahrzeugbestandes inklusive den Informationen zu dessen Nutzung, Art und Alter mittels Fahrzeugakten auch Daten zu den dienstlich genutzten Privatfahrzeugen oder den Dienstgängen im Allgemeinen analysiert werden. Ergänzt wird die Analyse dann durch Daten zur Nutzung des ÖPNV oder von Zweirädern.

Mitarbeiter früh einbinden und beteiligen

Ein wichtiger Aspekt ist dabei, die Mitarbeiter frühzeitig zu informieren, aufzuklären und und sie zu beteiligen. Alle Aktivitäten werden schon vor Ausführungsbeginn mit dem Personalrat diskutiert und gemeinsam geplant. In Seminaren erhalten die betroffenen Mitwirkenden Antworten auf ihre Fragen. Um etwa für einen direkten Vergleich elektronische Fahrtenbücher sowohl in den Elektroautos als auch in den Verbrennern einzuführen, wurde Art und Umfang der zu sammelnden Datensätze konsultativ festgelegt.

Ein neutraler Server der TU Dortmund hat die über GPS-Sender übertragenen Daten gesammelt und der Stadt anonymisiert zur Auswertung übergeben. Sie nutzt die daraus abgeleiteten Erkenntnisse zusätzlich zur Planung neuer, bedarfsorientierter Ladeinfrastrukturen.

Auf der anderen Seite konnten in Absprache mit der Kämmerei, dem Personal- und Rechtsamt auch die Parameter festgelegt werden, auf deren Basis die Mitarbeiter die E-Fahrzeuge privat nutzen dürfen. Dies erhöht die Akzeptanz und dient gleichzeitig der Verbreitung der neuen Technologie. Mit weniger als zehn Cent pro Kilometer sind die Kosten deutlich geringer als vorab erwartet.

Ansprechpartner für Elektromobilität schaffen

Parallel entstand der „Lenkungskreis Elektromobilität“ als zentraler Ansprechpartner für alle Akteure der Stadtgesellschaft. Dem Lenkungskreis gehören führende Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Kammern sowie der Verwaltung und Politik an. Den Vorsitz hat der Oberbürgermeister. Die Wirtschaftsförderung Dortmund organisiert die Geschäftsstelle gemeinsam mit dem Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters. Die Verteilung der Aufgaben ist klar geregelt: Das Oberbürgermeisteramt spricht Politik und Verwaltung an und die Wirtschaftsförderung ist zuständig für die Beteiligung von Unternehmen, Hochschulen, Instituten und Verbänden. Als Team agieren die Geschäftsführer des Lenkungskreises als Schnittstelle zu anderen Themenfeldern wie dem Klimaschutz oder der Energieberatung.

Der Lenkungskreis Elektromobilität ist in Dortmund einer der wichtigen Treiber für die E-Mobilität: Er koordiniert und unterstützt die gesamtstädtischen Aktivitäten und beantwortet Fragen und Wünsche, die von außen an ihn herangetragen werden. Durch den Kontakt zu den Experten der Region können Projektkonsortien schnell zueinander gebracht werden, um so erfolgreich Projektanträge zu erstellen. In regelmäßigen Treffen diskutiert und projektiert man Ideen, die die neue Mobilität vorantreiben könnten. Auf diesem Wege sind die Konsortien für die Leuchtturmprojekte „Elmo - elektromobile urbane Wirtschaftsverkehre“ und „Metropol-E“ entstanden, deren Förderung über das Modellregionenprogramm des BMVBS erfolgt.

Auch für die alltäglichen Fragen der E-Mobilität ist der Lenkungskreis die richtige Kontaktadresse. Schon vor seiner Gründung saßen die Vertreter der Geschäftsstelle am „Dortmunder Runden Tisch der Elektromobilität“, der 2008 gegründet wurde. Gemeinsam diskutieren dort vier Mal im Jahr Bürger, Elektroautofahrer, Wissenschaft, Handwerk und viele andere Akteuren über Probleme und Herausforderungen. Ziel ist es, den Teilnehmern Informationen zu ordnungsrechtlichen Fragen oder neuen Geschäftsmodellen näher zu bringen. Gleichzeitig gilt es, gemeinsam weitere Infrastrukturmaßnahmen zu planen, aufzubauen oder Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. In Kooperation und Einbindung der Bürgeranregungen sind bereits 120 Ladepunkte im öffentlichen Raum entstanden. Dortmund verfügt somit über das dichteste Ladenetz in Deutschland. Die Anzahl an zugelassenen Fahrzeugen konnte seit 2011 um 300 Prozent gesteigert werden, ohne große Fahrzeugflotten in Betrieb zu bringen.

Ausblick: Kommunales Mobilitätsmanagement

In nächsten Schritt entsteht ein zentrales, IKT-gesteuertes Reservierungssystem. Mitarbeiter sollen zukünftig internetbasiert ihre Dienstgänge buchen können und zudem die Rückmeldung erhalten, auf welchem Weg und mit welchem Transportmittel sie ökologisch, sparsam und/oder schnell von A nach B reisen können. Dies wird nicht nur den ÖPNV oder die Fahrzeuge betreffen, sondern zur Abfederung von Lastspitzen auch die problemlose Nutzung von Carsharing, Zweirädern oder Taxis umfassen. Eine weitere Herausforderung stellt derzeit noch die Zentralisierung aller vorhandenen Fahrzeuge bei gleichzeitiger dezentraler Stationierung dar.

Mit dem Gesamtpaket aus Maßnahmen, realisierten Projekten, Koordinationsbemühungen und der Bürgerbeteiligung nimmt Dortmund eine führende Rolle bei der Einführung der E-Mobilität in Deutschland ein.

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