Dr. Eckhard Roos, Festo im Interview „Der Mensch sichert den Erfolg“

Dr. Eckhard Roos, Leiter Industry Segment Management Prozessautomation bei Festo.

Bild: Rüdiger J. Vogel
01.09.2016

Die Modernisierung der Wasseraufbereitungsanlage in der Türkei ist bereits das siebte realisierte Projekt in dem Land. Wie es vonstatten ging, was modernisiert wurde und wieso der Mensch eine große Rolle spielt, hat Dr. Eckhard Roos, Leiter Industry Segment Management Prozessautomation bei Festo, verraten.

Urban 2.0:

Durch die Modernisierung hat Festo es geschafft, die Anlage signifikant zu verbessern. Spulen wir kurz zurück: Wie sind Sie an das Projekt heran gegangen? Wie konnten Sie den Kunden überzeugen, Festo als Partner zu wählen?

Dr. Eckhard Roos:

Zunächst noch eine kurze Info vorab: diese Projekte werden in einem Ausschreibungsverfahren vergeben mit verschlossenem Angebotsumschlag. Wichtig ist hier neben dem Angebot hervorragender und bewährter Technik, dass Mitarbeiter des Betreibers auf allen Ebenen mitgenommen und auf die neue Technik vorbereitet werden. Zum einen muss der Nutzen für die gesamte Anlage in Richtung höherer Produktivität transparent werden. Zum anderen muss aber den Mitarbeiter auch gezeigt werden, dass die eigene Tätigkeit attraktiver wird und Automatisierung unterstützt und nicht den Job vernichtet.

Welche Festo-Technik kommt genau zum Einsatz?

Wir haben hier die komplette Anlage von der Bedien- und Beobachtungsebene bis zu den Antrieben im Feld modernisiert. Durch die aufeinander abgestimmten Komponenten haben wir hier ein Automatisierungssystem aus einem Guss installiert. Technik ist aber nur der eine Teil. Wir dürfen bei solchen Projekten die Menschen nicht vergessen, die den Schritt der Modernisierung mitgehen sollen und entsprechend darauf vorbereitet werden müssen. Ich glaube, dass wir hier einen entscheidenden Vorteil bieten können, durch unsere Angebote im Trainingsbereich, die natürlich auch individuell auf die jeweilige Anlage angepasst werden können. Denn letztendlich sichert der Mensch den Erfolg, Automatisierung kann ihn dabei unterstützen.

Welcher Teil der Anlage wurde automatisiert? Ist die Anlage menschenleer?

Wir haben alle wesentlichen Teile der Anlage automatisiert, angefangen von den Sandbettfiltern mit dezentraler Bedienung über Dosierung, Absetzbecken, Schlammeindicker, Chlorierung. Zu Ihrer Frage menschenleer: Anlagen dieser Bedeutung müssen nach wie vor überwacht werden. Die Automatisierung unterstützt den Betreiber beim Betrieb und gibt ihm wichtige Hinweise, zum Beispiel in Bezug auf sich abzeichnende Probleme, die dann schon im Vorfeld behoben werden. Die Arbeit der Menschen wird sich ändern in Richtung Tätigkeiten mit höherer Wertschöpfung, verschwinden wird sie nicht.

Die Wasserqualität konnte bedeutend verbessert werden. Was bedeutet dies genau?

Durch die Modernisierung wird es möglich, dass beispielsweise die Chlorierung besser an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden kann. Entsprechendes gilt auch für weitere Chemikalien, die im Wasseraufbereitungsprozess dosiert werden. In Summe führte dies dazu, dass das Wasser sich geschmacklich deutlich verbessert hat durch neue Technik, wobei dies natürlich ein subjektiver Eindruck ist.

Planen Sie weitere Projekte dieser Art?

Wir haben in der Türkei in Summe bereits sechs Wasseraufbereitungsanlagen modernisiert und realisieren gerade das siebte Projekt dieser Art. Vier dieser Anlagen versorgen Istanbul mit Frischwasser. Die Möglichkeit, unsere Beratungskompetenz und unsere Technik zum Nutzen des Kunden zu bündeln, eröffnet uns exzellente Geschäftsmöglichkeiten nicht nur in der Türkei. Wir werden daher dieses Thema noch intensiver vorantreiben.

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