Efficiency Der holprige Einstieg in den umkämpften Oszilloskopmarkt

Josef Wolf ist Leiter Fachgebiet Oszilloskope bei Rohde & Schwarz. Der Spezialist für Spektrumsanalyse hat maßgeblich die Einführung der Oszilloskope beim Unternehmen vorangetrieben. Rohde & Schwarz ist in den Geschäftsfeldern Messtechnik, Broadcast- und Medientechnik, Aerospace, Verteidigung, Sicherheit sowie Netzwerke und Cybersicherheit tätig.

Bild: Rohde & Schwarz
03.08.2020

Vor zehn Jahren ist Rohde & Schwarz ins Oszilloskop-Geschäft eingestiegen. Das war damals ein echter Paukenschlag, der den Markt kräftig aufgewirbelt hat. Heute sind wir dort nicht mehr wegzudenken. Auch wenn die Einstiegshürde hoch war.

Josef Wolf ist mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten. Alle Beiträge des E&E-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Die Hauptkomponenten eines Oszilloskops, sofern es nicht im Niedrigpreissegment angesiedelt ist, kann man ja nicht am Markt kaufen. Wir mussten sie also selbst entwickeln, um das Gerät so zu realisieren, wie wir es uns vorstellten. Wir wollten unseren Kunden einen Mehrwert und sichtbare Innovation bieten, um im hart umkämpften Oszilloskopmarkt Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Als Neueinsteiger konnten wir mit einzigartigen Eigenschaften wie schnellster Geschwindigkeit, präziseste Triggerung oder mit der höchsten Empfindlichkeit punkten. Die Bedienung per Touchscreen war zu der Zeit die fortschrittlichste. Dass wir vieles richtig gemacht haben, erkenne ich an der Tatsache, dass die Mitbewerber angefangen haben, nachzuziehen.

Start unserer Oszilloskop-Serien

Entstanden sind der erste Single-Core-10-GHz-AD-Converter, ein Frontend mit sehr geringem Rauschen und guter Dynamik und ein Backend-ASIC, das erstmals einen digitalen Trigger realisierte und eine Million Waveforms in der Sekunde verarbeiten konnte. Aber auch auf der Anwendungs- beziehungsweise Bedienseite hatten wir eine Menge Know-How zu erwerben.

Das Team hatte viel Erfahrung mit Analyse im Frequenzbereich. Dies war dann auch beim ersten Gerät gut erkennbar. Die Analysefunktion war bedienbar wie bei einem echten Spektrumanalysator – eine für Oszilloskope damals einmalige Funktion, die von unseren treuen Kunden sehr gut aufgenommen wurde.

Zum Start hat Rohde & Schwarz zwei Oszilloskop-Serien für das Einstiegssegment vorgestellt. Mittlerweile umfasst das Portfolio acht Gerätefamilien mit Frequenzbereichen bis 16 GHz. Für Anwendungen im Automobilbereich bieten wir eine Klasse bis 6 GHz mit dem R&S RTO und dem R&S RTE. Sie ist mit ihren Optionen für die Messung an den heutigen und zukünftigen Bussen im Auto prädestiniert und erfolgreich.

Wenn es weiter darum geht, alle Schnittstellen in einer modernen ECU zu testen, ist der R&S RTP erste Wahl. Für die Charakterisierung von Leistungselektronik ist der R&S RTM bestens geeignet. Beiden Segmenten gemeinsam ist, dass wir dafür vollständige Lösungen mit echtem Kundenmehrwert anbieten können.

60 Prozent Marktanteil

Die Mehrzahl der Anwendungen von Oszilloskopen sind Inbetriebnahme und Fehlersuche an elektronischen Schaltungen – also ein sehr interaktives Arbeiten mit dem Messgerät. Deshalb werden ja auch die Bildschirme bei Oszilloskopen für ergonomisches Arbeiten immer größer und die Gerätetiefe immer geringer, damit der Arbeitsplatz besser genutzt werden kann.

Mit fortschreitender Integration von Funktionen in Chips und entsprechenden Endgeräten ist es notwendig, Tests von digitalen und analogen Funktionen zu kombinieren. Die Messungen finden nicht mehr im Zeit- oder Frequenzbereich, sondern in beiden Bereichen statt. In die Zukunft gedacht, betrachte ich das als Mainstream, auf den wir uns konzentrieren.

Wir erweitern laufend unser Portfolio und bedienen neue Segmente. Deshalb decken wir heute mit unserem Portfolio etwa 60 Prozent des Gesamtmarktes ab. Aber auch etwa im Bereich Distribution wachsen wir sehr erfreulich, weil wir nach einer zugegebenermaßen zähen Startphase immer besseren Zuspruch von Channel-Partnern bekommen und damit unseren Footprint im Markt laufend erweitern können.

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