Überblick zu Personalia und Plänen Dekra verstärkt Digitalisierung, Investitionen und Mitarbeiterstab

Der Dekra-Vorstand: Ulrike Hetzel, CTO, Vorständin für Services, Innovation und IT; Stefan Kölbl, CEO, Vorstandsvorsitzender; Stan Zurkiewicz, COO, Vorstand für Regionen und Vertrieb; Wolfgang Linsenmaier, CFO, Vorstand für Finanzen, Personal und Organizational Excellence.

Bild: Thomas Küppers
06.05.2021

Auch im Corona-Krisenjahr 2020 konnte Dekra sich als verlässlicher Arbeitgeber präsentieren: Die Stammbelegschaft wurde um 400 Mitarbeiter auf fast 30.000 erhöht. Zudem lag, mit 3,2 Milliarden Euro, der Umsatz fast auf Vorjahresniveau. Für die Zukunft plant das Unternehmen bis 2025 das komplette Dienstleistungsportfolio zu digitalisieren, mit Cybersecurity und Künstlicher Intelligenz als Zentralfelder.

Die Stammbelegschaft wurde um 400 Mitarbeiter auf fast 30.000 erhöht. „Durch unsere breite fachliche Aufstellung, unsere globale Präsenz und ein konsequentes Optimierungsprogramm konnten wir die Auswirkungen der Pandemie in engen Grenzen halten“, sagte der Dekra Vorstandsvorsitzende Stefan Kölbl auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz in Stuttgart.

Dekra erzielte mit 3,2 Milliarden Euro einen Umsatz fast auf Vorjahresniveau, ohne den Umsatzrückgang der Sparte Zeitarbeit. Der operative Cashflow legte um 70 Millionen Euro zu. Der Ergebnis-Rückgang fiel geringer aus als erwartet. Kölbl betrachtet 2021 als ein Jahr des Aufbruchs zu neuen Wachstumsufern, was sich auch durch Neubesetzungen im Vorstand zeigt:

Die von Bosch gewechselte IT-Expertin Ulrike Hetzel treibt als CTO den Aufbau neuer digitaler Kompetenzen weiter voran. Stan Zurkiewicz hat fünf Jahre lang die wichtige Wachstumsregion East & South Asia geleitet und verantwortet nun als COO die weitere globale Expansion.

Stammbelegschaft soll weiter erhöht werden

Im Jahr 2021 will Dekra die beiden Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit für sich nutzen: Durch den Ausbau von digitalen Services soll die Stammbelegschaft um weitere mindestens 1.000 Mitarbeiter erhöht werden. Die Gesamtbelegschaft einschließlich Zeitarbeit umfasst dann mehr als 45.000 Beschäftigte.

Dieser Personalaufbau knüpft nahtlos an die vergangenen Jahre an: Seit 2015 hat Dekra seine Stammbelegschaft um ein gutes Fünftel erhöht, und zwar von rund 25.000 auf aktuell 30.000. Ein Großteil des Zuwachses wurde dabei außerhalb von Deutschland, speziell in Asien erzielt. Das wird nach Aussage von Kölbl auch für die Zukunft gelten.

„Selbst im Corona-Jahr ist unser Umsatz beispielsweise in China zweistellig gewachsen“, berichtete der Dekra Chef. „Deshalb werden wir im laufenden Geschäftsjahr allein in der Wachstumsregion Asien-Pazifik weitere rund 400 neue Arbeitsplätze zu den bisherigen rund 3.500 schaffen.“

Digitalisierung vorantreiben

Für das weitere Wachstum wird Dekra die Digitalisierung bestehender und die Entwicklung neuer digitaler Dienstleistungen vorantreiben. Bis 2025 – Dekra blickt dann auf 100 Jahre Einsatz für mehr technische Sicherheit zurück – wird die Expertenorganisation ihr komplettes Dienstleistungsportfolio digitalisiert haben.

„Das gesamte Unternehmen wird konsequent an den Chancen der Digitalisierung ausgerichtet: Das beinhaltet neue Arbeitsformen wie auch verstärkte digitale Interaktion und Innovation bis hin zu datengetriebenen Dienstleistungen“, so der Dekra Vorstandsvorsitzende.

„Auf dem weiteren Weg der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist Sicherheit ganz entscheidend“, sagte Kölbl. Dem Selbstverständnis als Vordenker entsprechend hat Dekra deshalb 2020 verstärkt in die Zukunftsfelder „Cybersecurity“ und „Künstliche Intelligenz“ investiert.

In zwei gleichnamigen „Hubs“ konzentriert die Expertenorganisation Know-how und entwickelt neue Services. Erste KI-Kompetenzen hat Dekra bereits mit dem Testen von Sprachassistenten wie Amazons Alexa oder auch einem Fahrzeugscanner, der mit Hilfe von Algorithmen Schäden identifizieren kann, unter Beweis gestellt. Der Anspruch von Dekra lautet: vertrauenswürdiger und neutraler Dritter für die Regulierung und Zertifizierung von Künstlicher Intelligenz zu werden.

„Ohne von unabhängiger Seite bestätigte Sicherheit werden Verbraucher smarten Produkten, die KI nutzen, nicht vertrauen“, erläuterte der Dekra Chef. Umso digitaler beispielsweise Fahrzeuge werden, desto mehr sind nachprüfbare Standards und intelligente Technologien zur Prüfung ihrer Einhaltung erforderlich.

Dekra setzt sich deshalb für einen rechtlichen Rahmen ein, der KI-Normen definiert und die Einhaltung prüfbar macht. Darüber hinaus baut Dekra am Standort Málaga (Spanien) als Teil des Internationalen Testverbunds Asien-Europa-USA seine Kompetenzen zur KI-Prüfung und zu Big Data aus. Zudem wird die Zusammenarbeit mit Partnern und Start-ups verstärkt.

Geht es, wie bei der KI, um datengetriebene Produkte oder Services, kommen auch die Megathemen Cybersecurity und funktionale Sicherheit ins Spiel. So entwickelt Dekra im Bereich der „Automotive Cybersecurity“ bereits Lösungen, mit denen die Sicherheit von Software-Updates „Over-the-Air“ (drahtlos) in Fahrzeuge überprüft werden kann.

Kölbl: „Unsere Position im Markt für Cyber-Security-Services werden wir weiter ausbauen. Bis 2025 wollen wir der globale Partner für Automotive Cybersecurity werden.“ Bereits heute arbeitet Dekra eng mit internationalen Automobil-OEMs und Zulieferern für Automotive Cybersecurity (UNECE R155 / 156 & ISO 21434) zusammen. Hierfür werden auf mehreren Kontinenten Expertenhubs für Testen, Zertifizieren, Beraten und Training aufgebaut.

Mobilität der Zukunft absichern

Eng verknüpft mit KI und Cybersecurity ist die Zukunft der Mobilität. „Als Expertenorganisation, deren Erfolg seit fast 100 Jahren eng mit sicherer Mobilität verbunden ist, begleiten wir unsere Kunden in diesem Transformationsprozess“, so Dekra Chef Stefan Kölbl. In allen Service Divisions entwickelt Dekra neue Angebote rund um Wachstumsmärkte wie das automatisierte Fahren, die Elektro- und Mikromobilität oder das Car Sharing.

Schon heute ist Dekra als Anbieter von End-to-End-Tests Vorreiter beim Prüfen von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität. Mit einem neuen Speziallabor in Stuttgart und durch die Übernahme der Labore der südkoreanischen Movon Corporation konnte Dekra zudem seine Marktstellung in der Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) und Hochfrequenzprüfung (RF), insbesondere für Automobilhersteller und -zulieferer, weiter stärken.

Im weltweit größten Automarkt China baut Dekra gerade mit einem inländischen Partner ein State-of-the-Art-Testzentrum für die Prüfung von Schlüsseltechnologien rund um drahtlose Kommunikation, Konnektivität, KI, Geoinformationssysteme und Cybersecurity auf. Nächstes Jahr sollen erste Tests anlaufen.

Expansion im Kfz-Prüfgeschäft

Im traditionellen Kerngeschäft, der periodischen Prüfung von Kraftfahrzeugen (Service Division Vehicle Inspection), bereitet sich Dekra unter anderem auf die notwendige Überwachung von Over-the-Air-Updates bei vernetzten Fahrzeugen vor. Weiteres Wachstum in den kommenden Jahren wird sich durch die Erschließung neuer Märkte ergeben.

In der Fahrzeugprüfung hat Dekra den Umsatz im Jahr 2020 trotz Corona um rund 6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert. Kölbl: „Mit dem aktuellen Markteintritt in Chile und Mexiko haben wir unsere Position als Weltmarktführer erneut ausgebaut.“ Derzeit ist Dekra in 22 Ländern aktiv und wird sich auch in Zukunft bei weiteren Ausschreibungen für den Aufbau von Prüfstationen beteiligen. Aktuell werden jährlich etwa 27 Millionen Fahrzeuge geprüft, davon in Deutschland rund zehn Millionen.

Digitale Lernwelten auf dem Vormarsch

Weitere Wachstumschancen eröffnen sich Dekra durch die Virtualisierung von Dienstleistungen – beispielweise in der Service Division Industrial Inspection in Form des Online Monitorings von Anlagen, in der Service Division Audit durch die Fern-Prüfung (remote) von Prozessen des Qualitätsmanagements oder in der Service Division Training durch digitale Lernwelten.

Insbesondere das Angebot an digitalen Trainings und Qualifizierungen hat Dekra in der Corona-Pandemie für Privatpersonen, Firmen und öffentliche Auftraggeber deutlich erweitert. Ein Beispiel ist das High-Voltage Vehicles Training HiVo:

„Das neue digitale Angebot kommt zur rechten Zeit, da die Arbeit mit und an Hochvoltfahrzeugen wie E-Autos, zum Beispiel im Verkauf, bei Abschleppdiensten und in Kfz-Werkstätten, spezielle Kenntnisse erfordert, um Risiken und Unfälle zu vermeiden“, sagte der Dekra CEO.

Jahrtausendthema Nachhaltigkeit

Dekra hat im Jahr 2020 die eigene Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt und wird bis 2025 den CO2-Fußabdruck halbieren. Dekra rangiert schon heute mit dem Platinum-Rating von EcoVadis unter den Top-1-Prozent der nachhaltigen Unternehmen.

„Dekra ist im doppelten Wortsinn ein nachhaltiges Unternehmen – zum einen reduzieren wir konsequent unseren eigenen ökologischen Fußabdruck, zum anderen helfen wir mit unseren Dienstleistungen anderen, nachhaltiger zu wirtschaften“, erläuterte Dekra Finanzvorstand Wolfgang Linsenmaier.

So haben beispielsweise sechs Profi-Fußballclubs an der Nachhaltigkeits-Zertifizierung „sustainClub“ durch Dekra teilgenommen; weitere Profivereine kommen demnächst dazu. Das Angebot an Nachhaltigkeitsdienstleistungen wird Dekra angesichts des enormen Bedarfs nach mehr Klimaneutralität in den kommenden Jahren weiter ausbauen.

Ausblick

In das laufende Jahr ist Dekra gut gestartet. Der Umsatz im ersten Quartal übersteigt die Höhe des Vorjahres sowie die Planung. „Dank unserer konsequenten Ausrichtung auf Digitalisierung, Innovation und die Märkte der Zukunft werden wir durchstarten und auf unseren Wachstumskurs zurückkehren, sofern die Corona-Pandemie uns nicht ausbremst,“ sagte Dekra Chef Stefan Kölbl. „Aus aktueller Sicht beginnt ab 2022 ein neuer Wachstumszyklus für Dekra und die TIC-Branche. Denn Sicherheit ist ein zentrales menschliches Grundbedürfnis – besonders in einer digitalisierten Welt.“

Dekra wird deshalb weiter stark auf organisches Wachstum setzen und dafür rund 500 Millionen Euro bis 2025 investieren. „Wir sind aber auch bereit für weitere nachhaltige Akquisitionen, um unser digitales Dienstleistungsangebot zusätzlich abzurunden“, so Stefan Kölbl.

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