Smart Traffic & Mobility Mobile Abrechnung


Nicht ohne mein Handy: Auch die Bezahlung des Stroms für Elektrofahrzeuge funktioniert über das Smartphone.

10.10.2013

Für Nutzeridentifikation und Abrechnung halten eTAN-Verfahren und NFC Einzug in die Elektromobilität. Aber auch bewährte Lösungen wie RFID behalten weiterhin ihre Berechtigung. Der Schlüssel für den Ausbau der Ladeinfrastruktur liegt in der Kombination der Ansätze.

Die Vereinheitlichung der Identifikations- und Abrechnungsmöglichkeiten für E-Mobility ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Schaffung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Mittlerweile stehen für die Umsetzung benutzerfreundlicher Lösungen vielfältige technische Ansätze zur Verfügung, von Münzkassiersystemen über RFID, PIN- und TAN-Verfahren bis hin zu NFC (Near Field Communication). Welche Variante im Einzelfall sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab, von den Voraussetzungen und Wünschen des Betreibers ebenso wie von den Gegebenheiten vor Ort und den anvisierten Nutzergruppen.

Geeignet sind Lösungen, die modular aufgebaut sind, denn sie ermöglichen eine Infrastruktur, die individuell auf die Kundenanforderungen abgestimmt ist. Für ortsunabhängige Systeme ermöglicht das Extended-TAN-Verfahren (eTAN). Damit ist beispielsweise der Fahrer aus Berlin in der Lage, sein Fahrzeug auch in Leipzig aufzuladen, ohne sich bei einem anderen Ladesäulenbetreiber zu registrieren. Auch für Bezahlsäulen mit NFC-Technik sind die technischen Voraussetzungen gegeben.

Auf der anderen Seite stehen lokale Lösungen für Flotten, Firmen- und Werksparkplätze oder Tiefgaragen, wo es um fest umrissene Nutzergruppen geht. Diese Lösungen werden durch RFID-, PIN- oder Local-TAN-Verfahren umgesetzt. Mischansätze wie die gängige Kombination von RFID und PIN ermöglichen es, neben dem festen Nutzerkreis wie Unternehmensmitarbeiter auch temporäre Nutzer zum Beispiel Firmenbesucher oder Gäste zu versorgen.

Basis ist dabei entweder ein RFID-Medium - wobei hier optimalerweise an bestehende Systeme wie Mitarbeiterausweise angedockt wird -, eine PIN, die der Nutzer vom Betreiber erhält oder das Handy des Nutzers beim Local-TAN-Verfahren. Hier erfolgt die Identifizierung und Freischaltung per SMS. Daneben sind für Hotels, Kommunen und Parkhausbetreiber Münzkassiersysteme mit Quittungsdruck eine gute, kostenoptimierte Lösung - sie machen die Ladesysteme allgemein zugänglich, ohne dass eine aufwendige Infrastruktur, eine Zugangsbeschränkung und eine Nutzerregistrierung notwendig wären.

eTAN-Verfahren und NFC

Wirklich komplex wird es bei den ortsunabhängigen Systemen, die Lösungen für den einheitlichen Zugang zur E-Mobility-Ladeinfrastruktur bieten. Mit dem eTAN-Verfahren wird das Modell „Handyticketing“, das sich im öffentlichen Nahverkehr bewährt hat, auf die Elektromobilität übertragen.

Im Rahmen des wissenschaftlich begleiteten Projekts „SaxMobilityII“ haben dieses Verfahren beispielsweise die Walther-Werke umgesetzt. Zuerst wählt der registrierte Kunde Steckdose und Ladezeit über einen Touchscreen an der Ladesäule aus. Er erhält eine Verwaltungsnummer, die er per SMS an den Provider sendet; nach einer Prüfung bekommt er eine TAN zurück, mit der er die Säule freischaltet. Die Abrechnung erfolgt anschließend über die Mobilfunkrechnung des Kunden.

In den Ladesäulen ist neben der Steuerung, den nötigen Sicherheitseinrichtungen und dem Touchscreen für die Interaktion mit dem Benutzer ein TAN-Generator untergebracht. Er liefert mithilfe eines komplexen Algorithmus die Verwaltungsnummer für die Freischaltung. Gleichzeitig wird eine TAN beim Provider generiert.

Für den Betreiber - in der Regel Energieversorger, die auf bereits bestehende, registrierte Nutzerkreise und etablierte Abrechnungsstrukturen zurückgreifen können - bietet das eTAN-Verfahren eine flexible und kosteneffiziente Abrechnungslösung mit minimiertem Verwaltungsaufwand. Rechnungslegung und Mahnwesen sind dabei Sache des Mobilfunkbetreibers, und die Transaktionskosten werden weitgehend an den Nutzer übertragen.

Eine Offline-eTAN-Lösung, bei der die gesamte Kommunikation mit dem Backend zwischen Kunde und Provider erfolgt, ermöglicht außerdem Einsparungen bei den Betriebs- und Kommunikationskosten. Zudem müssen bei dieser Lösung keine teuren GSM-Module eingesetzt werden. Das System von Walther beispielsweise beruht auf einer klassischen Steuerung und birgt zusätzlichen den Vorteil einer hoher Zuverlässigkeit und Sicherheit: Probleme mit der Funkverbindung entfallen ebenso wie die Abhängigkeit von den gängigen Betriebssystemen. Bei flächendeckenden Lösungen geht die Tendenz generell zu solchen kostenoptimierten Ansätzen, die es erlauben, umfangreiche Prozesse auszulagern.

Die NFC-Technik bietet Betreibern dieselben Vorteile wie Lösungen auf eTAN-Basis. NFC ermöglicht den verschlüsselten, kontaktlosen Datenaustausch per Funktechnik über eine Distanz von wenigen Zentimetern. Nutzer halten zur Identifikation und zur Bezahlung der entnommenen Energie einfach ihr Smartphone an die Ladesäule.

Eine Vorab-Registrierung ist hier nicht mehr notwendig. Voraussetzung ist eine Kreditkarte mit Kommunikationsfunktion oder ein Handy mit Kreditkartenfunktion. Über eine Zwischenbank wird mit der Hausbank abgerechnet. Zusätzliche Sicherheit bietet eine SMS-Bestätigung oder die Eingabe eines Passworts oder einer PIN.

Was die Zukunft bringt

Aufgrund ihrer Vorteile für Betreiber und Nutzer stellen eTAN und NFC die Basis für die Schaffung einer flächendeckenden, allgemein zugänglichen Ladeinfrastruktur. Optimiert durch die Möglichkeiten, die Smartphones, QR-Codes und spezielle Apps im Hinblick auf den Benutzerkomfort bieten, werden sich beide Techniken in den nächsten Jahren verbreiten - auch länderübergreifend. Um auch lokal eine sinnvolle Versorgung zu gewährleisten, werden jedoch auch in Zukunft dezentrale Anwendungen benötigt. Setzen zum Beispiel Stadtwerke auf eine eTAN-Lösung, können sie es ihren Mitarbeitern gleichzeitig ermöglichen, kostenlos zu laden, indem sich diese mit ihrem Mitarbeiterausweis via RFID identifizieren. Eine sinnvolle Ergänzung finden diese „Hightech“-Verfahren in den nur auf den ersten Blick simplen Münzkassiersystemen.

Egal ob lokal oder ortsunabhängig - der zentrale Punkt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur ist es, die jeweils passgenaue Lösung für den Einsatzzweck zu finden. Im Fokus muss hierbei die Anwenderfreundlichkeit stehen, sowohl im Hinblick auf den Nutzer als auch auf den Betreiber. Dazu gehört auch, dass sich �?nderungen an den Lademöglichkeiten problemlos umsetzen lassen. Bei den modularen Ladelösungen der Walther-Werke ist das auch softwareseitig der Fall, etwa durch den Einsatz von SD-Karten, die auf unkomplizierte Weise ein Update oder eine Neuprogrammierung auch von Offline-Säulen zulassen.

Bildergalerie

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel