Verfahrenstechnik Expertin mit dem ersten Dan


Jenny Barbier in der Lanxess-Zentrale. Um Kunden zu beraten, die Ionenaustauscher etwa bei der Soleaufbereitung einsetzen wollen, ist die Jungchemikerin weltweit unterwegs.

09.12.2013

Jenny Barbier hat viele Stärken. Sie kennt sich aus mit Psychologie und Marketing, mit chemisch-technischen Anlagen und kleinen Perlen, genau genommen mit Polymerkügelchen. Die Chemi­kerin begann nach der Promotion im technischen Marketing bei Lanxess und wurde innerhalb eines Jahres zur Expertin für Ionenaustauscher. Um wieder einmal festzustellen: Man lernt nie aus.

Jahrelang hat sich Dr. Jenny Barbier auf den Abschluss vorbereitet: gelernt, geübt, an sich gearbeitet, im letzten Jahr so richtig intensiv. Dann kam die Prüfung - und Jenny Barbier hatte Erfolg: Sie hat ihn, den ersten Dan, und für Laien gilt sie als Meisterin im Karate. Barbier sieht das anders: "Mit dem ersten Dan beginnt die richtige Ausbildung zum Karateka, die den gesamten Lebensweg begleitet."

Dr. Jenny Barbier ist auf dem Weg - und das nicht nur bei ihrem Lieblingshobby. Parallel zur Vorbereitung auf den ersten Dan hat sie promoviert: nach einem intensiven Chemiestudium in Hannover, einem Auslandsjahr in Stanford und jahrelangem "Köcheln" in universitären Forschungslabors. Die Promotionsurkunde bescheinigt: alles mit sehr gutem Erfolg. Mit 28 Jahren war sie fertig. Klar, da hat man erst einmal das Gefühl, es endlich geschafft zu haben. Nur um beim Eintritt in den ersten richtigen Job festzustellen, dass es jetzt erst richtig losgeht. Denn die Jungchemikerin merkt schnell: Technische Marketingmanagerin bei Lanxess bedeutet, sehr viel in kurzer Zeit zu lernen.

Barbier arbeitet in dem Geschäftsbereich Liquid Purification Technologies, der Ionenaustauscherharze und Umkehrosmose-Membranelemente vermarktet. Sie ist für die "Prozessspezialitäten" zuständig, also für Ionenaustauscher, die beispielsweise zur Soleaufbereitung in der Chloralkaliindustrie, zur Reinigung von Abwasser aus Chemiebetrieben oder zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität eingesetzt werden. Sie unterstützt und schult das Vertriebsteam und berät Kunden. Viele Dienstreisen sind dafür nötig, denn das Unternehmen ist international aufgestellt. Im ersten Dienstjahr war Jenny Barbier bereits in Australien, Asien und in den USA: bei Messen, Tagungen, Seminaren und vor allem bei Kunden. Dort führte sie Akquisitionsgespräche für bestehende und neue Produkte und Anwendungen - und hatte dabei die Gelegenheit, die wirklichen Bedürfnisse und Markttrends zu erkennen.

Inzwischen - nach gut einem Jahr - ist das für sie geübte Praxis. Doch zuerst galt es für die Chemikerin, mehr über Ionen-austauscher herauszufinden, als man normalerweise in einem Chemiestudium lernt. Sicherlich hätte sie gut und gerne erst einmal ein Jahr lang vertiefende Lehrbücher und wissenschaftliche Abhandlungen zum Thema lesen können. Das polymere Grundgerüst ist zwar immer gleich, aber die Funktionalisierungen und Strukturvariationen machen die Vielfalt aus; etwa 200 Ionenaustauscher-Produkte bietet Lanxess an.

500 Anwendungen - das gibt kein Lehrbuch her

Dazu die verfahrenstechnischen Hintergründe zu den Prozessen, in denen sie eingesetzt werden können: Rund 500 mögliche Anwendungen gibt es - und jeden Tag werden es mehr. Eines stellte sie bereits bei ihren ersten Kundengesprächen fest: "Mit Fachwissen allein lässt sich kein Problem lösen." Grundlage jeder erfolgreichen Zusammenarbeit ist, dass auch die "andere Chemie" passt, nämlich die zwischen Berater und Klienten. Hier kommt Barbier ihre feinfühlige Art sehr zugute.

Interessant sei er, der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen, meint Barbier, "doch es erfordert schon ein gewisses Einfühlungsvermögen, um an die relevanten Informationen zu gelangen." Bei aller Unterschiedlichkeit der weltweit verteilten Kunden aus unterschiedlichen Kulturen, die Ausgangslage sei fast immer gleich: "Der Ionenaustauscher ist schuld." Wieso er jedoch nicht mehr das leistet, was er wenige Tage zuvor problemlos bewerkstelligte, das muss Jenny Barbier herausfinden. Nach vielen Fragen ergibt sich in der Tat häufig eine andere Diagnose. Nun heißt es herauszufinden, was die Funktion des Ionenaustauschers beeinflusst, damit eine schnelle Lösung gefunden werden kann.

Das psychologische Einfühlungsvermögen - und wohl auch ein klein wenig detektivischen Spürsinn - hat Barbier offensichtlich mitgebracht zu Lanxess nach Köln-Deutz, wo sie seit dem Firmenumzug im August arbeitet. Das Wissen über Ionenaustauscher und die Prozesse der Anwender konnte sie sich allein schon aus Zeitgründen nur zum Teil anlesen: "Ganz viel habe ich von den alten Hasen in unserer Abteilung gelernt", erzählt sie. Dank der hilfsbereiten Kollegen mit vielen Dienstjahren gelang es ihr, in kurzer Zeit enorm viel zu lernen: etwa bei den Besuchen bei Dr. Stefan Neumann, dem Laborleiter der Anwendungstechnik.

Besonders spannend findet Jenny Barbier gerade diese enge Verknüpfung zwischen dem Vertrieb, der Forschung, der Entwicklung und der Produktion. "Ich fühle mich wie das Bindeglied zwischen allen Einheiten." Besonders wohl fühlt sie sich im anwendungstechnischen Labor. Gerne fachsimpelt sie mit den Chemikern dort, bespricht eine Versuchsanordnung oder interpretiert gemeinsam mit ihnen die Resultate. Nach 998 Reaktionen, die sie in drei Jahren Promotionszeit in der organischen Chemie durchgeführt hat, fühlt sie sich im Labor immer noch zu Hause.

Ran an den Markt und Probleme lösen: Das ist heute aber genauso Jenny Barbiers Passion. Zudem neue Kunden von den Lanxess-Produkten zu überzeugen, zusammen mit den Kollegen vom Vertriebsteam. Weltweit sind rund 60 Außendienstler für die Business Unit Liquid Purification Technologies unterwegs, denen Jenny Barbier zur Seite steht, wenn es "technisch" wird. Ob Schulung oder Kundenkontakt - mit besonders viel Elan legt sich die technische Marketingmanagerin ins Zeug, sobald es um neu einzuführende Produkte geht. Begeistert stürzt sie sich in Beratungsgespräche und erläutert dem Kunden seine konkreten Vorteile. Bevor Barbier sich in technische Einzelheiten verliert, bringt sie es auf den Punkt: "Bisher müssen Sie Ihre Membranen für die Soleaufbereitung regelmäßig wechseln. Wenn Sie die Sole allerdings vorher mithilfe unserer Ionenaustauscher reinigen, können sie eine Menge Geld sparen." Die Expertin kann dann ins Detail gehen, weiß über die osmotische Stabilität und die verbesserte Kinetik der Neuentwicklung Bescheid.

"Ich bin zwar erst seit einem Jahr dabei, aber ich kann mir gut vorstellen, diesen Job hier bei Lanxess sehr, sehr lange zu machen", so Jenny Barbier. "Es wird nie langweilig." Der richtige Job für eine Jung-Chemikerin, die weiß, dass sie mit dem ersten Dan gerade erst den Weg zum höchsten Meistergrad beschritten hat.

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