Anstoß Wie kommt man über Nacht an Präzisionsteile, Herr Dr. Friedrich?

25.02.2015

Kurzfristig an metallische Bauteile zu kommen, kann schnell zum Problem werden. Die B-2-B-Plattform Part Factory bringt Ingenieure mit Handwerksbetrieben zusammen, die Einzelteile oder kleine Serien fertigen. Wie das funktioniert, erklärt Geschäftsführer Dr.-Ing. Dirk Friedrich.

„Wir haben uns das bei unserem eigenen Unternehmen Grindaix oft gewünscht: Dass man Präzisionsteile unkompliziert wie bei Zalando bestellen kann. Als Optimierer von Werkzeugmaschinen braucht man viele Düsen und andere Bestandteile, allerdings nie in großen Mengen. Damals insgesamt vielleicht 50 am Tag. Es wäre praktisch, dachten wir, wenn man online eine Zeichnung des entsprechenden Teils hochladen könnte und in den nächsten zwei Tagen ein Angebot erhielte.

Um unseren Bedarf zu decken, haben wir eine entsprechende Online-Plattform entwickelt. Vergleichbare Probleme haben jedoch auch andere Unternehmen, die Metalle verarbeiten. So haben wir die Part Factory systematisch über einen Zeitraum von vier Jahren aufgebaut. Wir haben Kontakte zu unseren Zulieferern aus dem Handwerk genutzt und sie gefragt, ob sie auch für unser Portal fräsen, erodieren, lasern oder drehen möchten.

Außerdem haben wir in IT-Lösungen investiert. Drei Portale wurden entwickelt: eine Kunden-Welt, ein Portal, über das Lieferanten ihre Aufträge bekommen und ein Abwicklungsportal der Part Factory. Für den Bestellvorgang gibt es nun eine vollautomatisierte Internet-Lösung. Wir haben Handwerker als technische Operatoren angestellt, die eingegangene Zeichnungen prüfen und ihnen Merkmale wie zum Beispiel Länge, Durchmesser oder Materialart zuweisen. Die Software sortiert alle Anfragen aus, die technisch nicht infrage kommen.

Passt alles, wird der Auftrag einem entsprechenden Lieferanten zugeordnet. Oft handelt es sich um kleinere Familienbetriebe, die vielleicht drei Mitarbeiter beschäftigen. Auch wenn wir den Service EU-weit anbieten, stammen die meisten unserer 320 Kunden derzeit noch aus Deutschland. Maschinenbaukonzerne sind darunter, Werkzeugmaschinenhersteller, aber auch Instrumentenbauer.

Während des ganzen Vorgangs lernen sich Besteller und Lieferant nicht kennen, da alles über die Part Factory abgewickelt wird. Kunden bekommen die Bauteile in einem Part-Factory-Paket, wir schicken die Rechnung und übernehmen die Qualitätssicherung. Dafür berechnen wir eine standardisierte, geringe Provision.

Seit wir letzten August an den Start gegangen sind, haben wir bereits über 13.500 Anfragen erhalten, 90 Prozent davon beziehen sich auf klassische Fertigungsverfahren – Drehen, Bohren, Fräsen und Schleifen. Gefragt sind Frästeile im Größenbereich zwischen 80 und 200 mm Breite und Länge. Nach dem guten Start mit mittlerweile mehr als 350 Kunden planen wir, das gesamte Spektrum auch für Kunststoffe anzubieten.“

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