Fachbeitrag Mitdenkende Steuerung für das Haus


Komfort: Das Rockethome-Portal beitet eine Gesamtschau auf die Daten und schlägt dem Nutzer bei Bedarf Handlungsoptionen für eine effiziente Energienutzung vor.

06.06.2013

Die Zahl der Smart-Home-Anbieter wächst (siehe S. 20). An die Spitze der Bewegung setzen sich neuerdings neben Energieversorgern auch Telekommunikationsanbieter und Elektronikhersteller. Nach zahlreichen proprietären Insellösungen zeichnen sich neue Produkte nun zunehmend durch offene Plattform-Strukturen aus - und durch eigene Optimierungsvorschläge.

Smart Home entwickelt sich zu einem dynamischen Marktumfeld, in das zahlreiche Anbieter aus unterschiedlichen Branchen drängen. Laut einer aktuellen VDE-Studie wird Deutschland bei Smart Home zu einem globalen Leitmarkt mit hohem Wachstumspotenzial werden. Die kumulierten Umsätze dürften allein im deutschen Markt bis 2025 rund 19 Milliarden Euro erreichen. Arthur D. Little beziffert in einer Smart-Home-Studie die Zuwächse bei den europäischen Smart-Home-Umsätzen bis 2020 auf durchschnittlich zwölf Prozent pro Jahr.

In der nächsten Marktphase sind nun Lösungen gefragt, die Standards vorantreiben und Systemkompatibilität gewährleisten. Da der allgemeine Trend zu Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette von Smart-Home-Anbietern geht, setzt Rockethome auf offene, massenmarktkompatible „360 Grad“-Lösungen, die viele Smart-Home- und Smart-Energy-Angebote abdecken.

Smart Home im Praxistest

Als erster Development Partner für die Deutsche Telekom hat das Unternehmen eine ganzheitliche Applikations- und Service-Delivery-Lösung für die Heimvernetzungsplattform Qivicon entwickelt. Vor allem Stadtwerke werden von dieser Entwicklung profitieren und schon kurzfristig neue Möglichkeiten für die Vermarktung von Smart-Home-Angeboten nutzen können.

Nach einer internen Testphase wurden im März 2013 zur Cebit erste Erkenntnisse über Sicherheit und zentralen Funktionen der Qivicon-Smart-Home-Plattform vorgestellt. Über eine App können Mieter, Haus- und Wohnungsbesitzer dabei Geräte und Funktionen in ihrem Zuhause per Smartphone, PC oder Tablet-PC überwachen und steuern. Derzeit laufen nun die umfangreichen Markttests der Partnerunternehmen auf der Plattform.

Im Zuge des Markttests erhalten zahlreiche Privatnutzer smarte Technik wie Lichtschalter, Steckdosen, Rauchmelder, Bewegungsmelder, Fenster- und Türkontakte, die auf Funkbasis mit dem Gateway - der sogenannten Homebase - kommunizieren. Ihre „Home Base“ gibt ihnen Zugriff auf das Qivicon-Webportal, in dem die Rockthome-Software über eine App anzuwählen ist. Projektpartner wie EnBW, eQ-3 und Miele stellen Aktorik, Sensorik und kommunikationsfähige Endgeräte zur Verfügung.

Im Vordergrund stehen Anwendungsbeispiele, sogenannte „Use-Cases“, rund um Licht, Heizung, Raumklima und Home-Monitoring. Die ganzheitliche Heimautomationslösung ermöglicht hierbei die effiziente und bewusste Steuerung. Ist das System einmal installiert, denkt das Haus für den Bewohner mit: So regelt die Heizung sich bei offenem Fenster und während der Arbeits- und Schlafzeiten automatisch herunter. Durch Verknüpfung von Bewegungsmeldern und Lichtschaltern brennt immer nur dann Licht, wenn es auch gebraucht wird. Das eigene Anwenderprofil kann dabei so individuell und vielfältig gestaltet werden wie sein Nutzer.

In früheren Testphasen für europäische Energieversorger haben sich Energiemanagement und Sicherheit als zentrale Anwendungen erwiesen, die die Entwicklung von Heimautomation vorantreiben. Dies belegen auch Smart-Home-Studien wie die von Arthur D. Little. Der laufende Markttest soll weitere Erkenntnisse vor Produktstart liefern. Die Unternehmen versprechen sich vor allem Ergebnisse unter Realbedingungen zu den technischen Funktionen und Hürden.

Mit der Unterstützung der Qivicon-Infrastruktur eröffnet Rockethome Stadtwerken, Service Providern und Hardware-Herstellern die Möglichkeit, in Zukunft eigene Smart-Home-Anwendungen auf Basis der Heimvernetzungsbox der Deutschen Telekom in den Markt zu bringen. Mit den derzeit getesteten Technologien können Smart-Home- und Energiemanagement-Projekte schnell gestartet und in kurzer Zeit zur Markteinführung gebracht werden. Die Kunden können zudem bestehende Produkte mit Qivicon-Infrastruktur vernetzten oder erweitern.

Zukunftssichere Systeme für den Markt

Die modulare und offene Struktur der 360-Grad-Software-Plattform bietet Flexibilität: Die Anwendung unterstützt verschiedene Hardware-Komponenten und Endgeräte. Neue erweiterte Funktionen und Anwendungsszenarien können jederzeit hinzugefügt und in späteren Projektphasen in erweiterten Produkt- und Geschäftsmodellen umgesetzt werden. Das soll sicherstellen, dass alle marktführenden Standards auf Dauer verfügbar sind.

Die Kooperation der Hersteller und Anbieter in der Qivicon-Alliance setzt auf zukunftssichere Systeme, bei denen die Bedürfnisse der Endkunden im Mittelpunkt stehen. Der Nutzer erhält Lösungen vieler namhafter Hersteller aus einer Hand und auf einer technologischen Plattform anstatt eine Summierung limitierter und geschlossener Insellösungen.

Energieeffizienz mit Komfort

Die Qivicon Home Base ist das zentrale Kommunikationselement, das mit allen Geräten im vernetzten Haus interagieren kann. In einem Webportal können Nutzer von jedem Computer aus die angeschlossenen Geräte kontrollieren, steuern sowie Szenarien und Prozesse automatisieren und optimieren - dank einer App auch unterwegs vom Tablet oder Smartphone aus. Sie stellt Energieverbräuche transparent dar und ermöglicht, darauf Einfluss zu nehmen. Die Anwendungen liefern Handlungsempfehlungen für sparsame Energienutzung. Damit der Nutzer die Steuerung nicht jeden Tag selbst einstellen muss, sondern alles nach erstmaligem Einstellen optimal läuft, schlägt das System bei Bedarf Handlungsoptionen vor, aus denen er auswählen kann. Das aktive Verhalten animiert zu energieeffizienterem Verhalten, bietet erhöhten Komfort, Sicherheit und nicht zuletzt Spaß an der Nutzung der vielseitigen Funktionen.

Treiber für die Marktentwicklung

Die Herausforderung für die Anbieter von Smart-Home-Angeboten ist es, die bereits vorhandenen, technischen Möglichkeiten in alltagstaugliche Anwendungen umzusetzen, für die der Kunde zu zahlen bereit ist. Wie kommt man aber über die Türschwelle der Verbraucher? Komfort, Modularität und „Rundum sorglos“-Funktionen bestimmen die Anforderung von Kundenseite - vor allem bei Sicherheit und Home-Monitoring. Kosteneinsparungen hingegen treiben Energiemanagementsysteme.

In der nächsten Marktphase wird es entscheidend sein, Kunden mit einem konkreten Service zu gewinnen. Ist die Infrastruktur einmal in einem Haushalt vorhanden, können die Kunden in der Regel schnell auch von erweiterten Services überzeugt werden.

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