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Pandemie setzt Mittelstand unter Druck Coronavirus: 26 Prozent der Unternehmen spüren Auswirkungen schon jetzt

Der Ausbruch des Coronavirus bereitet der Industrie zunehmend Probleme.

Bild: iStock, wildpixel
27.02.2020

Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 setzt die deutsche Industrie zunehmend unter Druck: In einer BVMW-Umfrage gaben bereits 26 Prozent der befragten Unternehmen an, dass der Corona-Ausbruch ihr Unternehmen spürbar beeinflusst

Die Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft könnten drastischer ausfallen als bislang gedacht. Bereits jetzt bereiten die Auswirkungen deutschen Unternehmen Schwierigkeiten: Die Produktion in chinesischen Werken muss heruntergefahren oder eingestellt werden, Logistik und Lieferketten sind weltweit gestört und die Aktienkurse stürzen ab.

Diese Auswirkungen sind auch hierzulande schon in erheblicher Breite greifbar: Im Rahmen einer Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) gaben 268 von 1.018 befragten Unternehmen (26,33 Prozent) an, dass die Folgen des Corona-Ausbruchs für ihr Unternehmen bereits spürbar sind. Mario Ohoven, Präsident des BVMW prognostiziert im Gespräch mit dem Spiegel, „Die Auswirkungen des Coronavirus werden das Wachstum in Deutschland in diesem Jahr erheblich dämpfen.”

Produktionsstopps

In chinesischen Werken wird aufgrund der Ansteckungsgefahr die Produktion heruntergefahren oder eingestellt. Das Luft-, Regel- und Antriebstechnikunternehmen Ziehl-Abeck beispielsweise meldete einen Verlust von zwei Millionen Euro Umsatz. Ihr Werk musste wegen einer Quarantäne zeitweise geschlossen werden.

Sie sind bei weitem nicht die einzigen: Viele in China tätige mittelständische Unternehmen trieben bereits auf den Bankrott zu, erklärte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China im Interview mit der Deutschen Welle. Sie hätten seit Wochen keine Einnahmen mehr. Für kleinere Unternehmen ist ein solcher Verlust schwer bis gar nicht abzufedern.

Logistik und Nachfrage brechen ein

Durch teils rigide Reiseeinschränkungen und sinkende Nachfrage droht die Lieferkette zusammenzubrechen. Dies betrifft nicht nur Importe, auch der Export aus Europa nach Asien nimmt ab. Berichten beispielsweise aus der Lebensmittelindustrie zufolge kommt es inzwischen sowohl vor der chinesischen Küste als auch in europäischen Häfen zu Containerstaus.

Besonders die Automobilindustrie leidet unter den Problemen in ihrem wichtigsten Absatzmarkt: Die Umsätze von VW brachen in China deutlich ein. Die Produktion musste in allen chinesischen Werken zeitweise eingestellt werden und der Verkauf sackte allein im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent ab.

Insgesamt schrumpfte laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) der Automarkt in China im Januar, verglichen mit dem Vorjahresmonat, sogar um 20 Prozent.

Aktienmarkt stark unter Druck

Aktuell scheint die letzte Februarwoche sich zu einer der schlimmsten Wochen für die Börse überhaupt zu entwickeln. Seit Montag sackte Dax um rund zehn Prozent, also um über 1.400 Punkte, ab.

Marktstrategen bezeichnen die Corona-Epidemie inzwischen als Stresstest für die deutsche Wirtschaft. Und warnen, dass Unternehmen mit starkem China-Fokus diesem möglicherweise nicht standhalten können.

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