Treibhausgasemissionen sinken um 40 bis 45 Prozent Corona-Krise und milder Winter lassen Deutschland Klimaziel für 2020 erreichen

Corona-Krise schafft CO2-Minderung von 30 bis 100 Millionen Tonnen.

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17.04.2020

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland werden 2020 vor allem aufgrund der Corona-Krise um 40 bis 45 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken. Damit dies kein Einmaleffekt ist, auf den 2021 wieder höhere Emissionen folgen, ist ein grünes Wachstums- und Investitionsprogramm nötig, empfiehlt Agora Energiewende.

Deutschland wird sein Klimaschutzziel für 2020 – eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes um 40 Prozent gegenüber 1990 – voraussichtlich erreichen. Das zeigt eine aktuelle Abschätzung von Agora Energiewende. Der Grund liegt vor allem in zwei Einmaleffekten: Der milde Winter mit ausgeprägten Winterstürmen hat die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien ansteigen lassen und den Strom- und Energieverbrauch zum Heizen sinken lassen. Hinzu kommen seit Mitte März die Folgen der Corona-Krise, die sich über eine Reihe von Szenarien bereits jetzt für das Gesamtjahr abschätzen lassen. So werden die Emissionen im Verkehrsbereich durch den zurückgegangenen Personenverkehr sinken, ebenso die Nachfrage aus der Industrie nach Strom und Erdgas infolge der konjunkturellen Auswirkungen der Corona-Krise.

Keine gute Nachricht für den Klimaschutz?

„Wir gehen aktuell davon aus, dass der Rückgang der Emissionen bei 40 bis 45 Prozent liegen könnte“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Dies ist aber per se keine gute Nachricht für den Klimaschutz. Denn zum einen werden die Emissionen nach der Krise wieder hochschnellen, zum anderen dürfte es nun zu Zurückhaltung bei klimaschutzrelevanten Investitionen kommen, etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien, bei der Gebäudesanierung oder in der Industrie. Wachstums- und Konjunkturpakete, die jetzt geschnürt werden, sollten daher nicht nur die Folgen der Corona-Rezession bekämpfen, sondern sie müssen auch helfen, Deutschland langfristig klimasicher aufzustellen.“ Ein Wachstumspaket, das diese Elemente nicht berücksichtigt und blind alte Technologien fördert, wäre hier sogar schädlich, weil es höhere Emissionen auf Dauer zementieren würde. „Es ist daher jetzt nötig, dass zügig Konzepte für grüne Investitionsprogramme erarbeitet werden“, fordert Graichen.

Mögliche Entwicklungspfade der CO2-Emissionen

Agora Energiewende hat für die Bereiche Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude mögliche Entwicklungspfade der CO2-Emissionen für 2020 abgeschätzt. Im Ergebnis erwartet der Thinktank, dass die Emissionen im Jahr 2020 um mindestens 50 Millionen Tonnen CO2 im Vergleich zu 2019 sinken werden. Je nach weiterem Verlauf der Corona-Krise kann der Rückgang auch rund 120 Millionen Tonnen CO2 betragen. Dies bedeutet eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 40 bis 45 Prozent gegenüber 1990. In einem mittleren Szenario beträgt der Rückgang 80 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise 42 Prozent gegenüber 1990.

Corona-Krise schafft CO2-Minderung von 30 bis 100 Millionen Tonnen

Auch ohne die Corona-Krise würden die CO2-Emissionen aufgrund der Effekte der ersten zehn Wochen – warmer Winter, starke Windstromproduktion, niedrige Gaspreise - im Jahr 2020 sinken. Dieser „Ohne-Corona-Effekt“ macht einen Rückgang von etwa 20 Millionen Tonnen CO2 aus. Das alleine würde einem Rückgang der Emissionen gegenüber 1990 um 37 Prozent entsprechen. Durch die Corona-Krise kommen insofern 30 bis 100 Millionen Tonnen CO2-Minderung hinzu.

Die Kurzanalyse „Auswirkungen der Corona-Krise auf die Klimabilanz Deutschlands: Eine Abschätzung der Emissionen 2020“:

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