Erdöl-Ersatz Chemie-Reaktor in der Zielgerade

Zentimeter für Zentimeter schwebt der maßgefertigte Reaktor ins Zentrum der CO2-Produktionsstraße, die Bayer MaterialScience am Standort Dormagen errichtet.

Bild: Bayer MaterialSciences
01.06.2015

Erstmals wird CO2 in kommerziellem Maßstab als Kunststoff-Rohstoff genutzt.

Bayer MaterialScience errichtet derzeit am Standort Dormagen eine Produktionsstraße, in die jetzt als Herzstück ein 25 Tonnen schwerer chemischer Reaktor eingesetzt wurde. Gesamtprojektleiter Dr. Karsten Malsch erklärt: "Wir liegen optimal im Zeitplan. Im Herbst soll als letztes Teil ein CO2-Tank in die 15 Mio. Euro teuren Anlage eingebaut werden, Anfang kommenden Jahres soll sie betriebsberei sein.

In der neuen Produktionsstraße will Bayer MaterialScience im Rahmen des Projekts "Dream Production" erstmals in kommerziellem Maßstab Kohlendioxid als Rohstoff in Polyole einbauen - zentrale Vorprodukte zur Herstellung von Schaumstoff. Die Anlage wird für ein Produktionsvolumen von 5.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. Das neuartige Polyol, das rund 20 Prozent CO2 enthält, soll zunächst zur Herstellung von Matratzen aus Polyurethan-Weichschaum dienen.

Intensive Tests haben gezeigt, dass das Material mit CO2-Anteil mindestens genauso gut ist wie konventionelle Produkte. Das Kohlendioxid ersetzt dabei einen Teil des Erdöls, auf dem solche Polyole und Polyurethane üblicherweise komplett beruhen. "Die Kunststoffindustrie ist seit langem auf der Suche nach alternativen Rohstoffen, um sich von knapper werdenden fossilen Grundstoffen zu lösen", erläuterte Malsch. Außerdem nehme in der Gesellschaft die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten zu. "Wir glauben, mit unserem neuen Verfahren für beide Stoßrichtungen eine Lösung anbieten zu können."

Um CO2 in der Kunststoffproduktion verwenden zu können, war wissenschaftliche Grundlagenarbeit nötig. Diese hatte Bayer MaterialScience in Zusammenarbeit mit dem CAT Catalytic Center, einer Forschungseinrichtung an der Universität Aachen, geleistet. Die große Herausforderung bestand darin, einen Katalysator zu finden, der das chemisch sehr träge Kohlendioxid auf effiziente Weise zur Reaktion mit anderen Substanzen bringt. Diesen passenden Katalysator hatten die Kooperationspartner entdeckt.

Aber die Forschung und Entwicklung geht noch weiter: In Zukunft soll nach den Vorstellungen von Bayer MaterialScience der Anteil an CO2 in den Produkten weiter erhöht werden. Gleichzeitig soll die Zahl der Kunststoffe auf CO2-Basis ansteigen.

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