Ökologie und Umweltschutz Bosch will mit Green Tech Milliarden für die Industrie erzielen

Gemeinsam mit Maximator Hydrogen hat Bosch Rexroth eine Lösung zur Kompression von Wasserstoff für Tankstellen, Speicher und Pipelines entwickelt. Bis 2030 wollen die Unternehmen Technik für 4.000 Wasserstofftankstellen bereitstellen.

Bild: Bosch
02.06.2022

Seit Februar 2020 produziert Bosch als erster globaler Industriekonzern CO2-neutral. Über 800 Millionen Euro Umsatz hat das Unternehmen im vergangenen Jahr mit Green Tech erzielt. Und es soll weitergehen: Für 2023 ist die Milliardenmarke geplant, mit Software, Anlagen und Fertigungstechnik für Batterien und Brennstoffzellen.

„Beim ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft wird die Industrie zum Motor.“ Das sagt Rolf Najork, in der Bosch-Geschäftsführung zuständig für die Industrietechnik. „Bosch mobilisiert alle Kräfte und bringt sich mit seiner Technologiekompetenz und langjährigen Fertigungserfahrung ein.“ 2021 hat das Unternehmen über 800 Millionen Euro mit Green Tech für die Industrie erzielt. Das entspricht knapp 14 Prozent des Umsatzes des Unternehmensbereichs Industrial Technology (6,1 Milliarden Euro in 2021). „2023 wollen wir mit grüner Industrietechnik die Schwelle zum Milliardenumsatz brechen“, verkündet Najork. Auf der Hannover Messe stellt Bosch seine Green-Tech-Lösungen vor.

„Grüne Fabriken sind keine Fantasiegebilde“

Rund ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen entfällt auf den industriellen Sektor. „Die Industrie muss einen wesentlichen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten – und sie kann es“, sagt Najork. „Grüne Fabriken sind keine Fantasiegebilde. Grüne Fabriken sind Realität. Wir brauchen nur mehr davon.“

Ein zentraler Hebel ist die Energieeffizienz, also Maschinen und Anlagen, die weniger Energie verbrauchen. Zur Steuerung des Verbrauchs von Wärme, Strom oder Druckluft setzt Bosch auf seine Energy Platform mit der Industrie-4.0-Software Nexeed. Damit lassen sich Energieverbrauch besser vorhersagen, Lastspitzen vermeiden, Abweichungen bei Maschinen erkennen und korrigieren. Inzwischen ist die Plattform an über 120 Standorten des Unternehmens und bei mehr als 80 Kundenprojekten im Einsatz. Im Industrie-4.0-Leitwerk von Bosch in Homburg ließ sich mit der Software der Energieverbrauch um über 40 Prozent pro hergestelltem Produkt senken.

Künstliche Intelligenz erweitert die Möglichkeiten. Im Werk in Eisenach pilotiert Bosch derzeit das Balancing Energy Network. Basierend auf der Energy Platform steuert und optimiert die KI-Lösung den Energiebedarf von 1.000 Maschinen. Sie setzt Informationen aus Fertigung und Logistik, Wetterdaten und Energiepreise ins Verhältnis und spricht Handlungsempfehlungen aus. Dadurch sollen die jährlichen Energiekosten am Standort zusätzlich um rund fünf Prozent sinken.

Maschinen mit mehr Leistung bei weniger Verbrauch

Für die „Fabrik der Zukunft“ verfolgt Bosch einen modularen Ansatz. Nur noch Boden, Decke und Wände sind statisch und fest, alles andere ist wandelbar. Maschinen ordnen sich immer wieder neu an und konfigurieren sich selbst, je nachdem, was gerade gefertigt werden muss. Die Anlagen werden langlebiger, der Verbrauch von Rohstoffen zur Herstellung neuer Hardware sinkt. Auf Basis von digitalen Zwillingen lassen sich Produktionssysteme ressourcenschonender planen, entwickeln und erproben. „Mit virtuellen Abbildern physischer ‚Assets‘ in der realen Fabrik können wir Abläufe und Prozesse simulieren und optimieren – und das parallel zum laufenden Betrieb“, sagt Najork.

Auch die neue Steuerungstechnik ctrlX Automation von Bosch Rexroth liefert durch App-Technologie und webbasiertes Engineering Vorteile. Sie ermöglicht es, das Bauvolumen aller Automatisierungskomponenten im Durchschnitt um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Antriebe wiegen so bis zu einem Drittel weniger. Drei Jahre nach Markteinführung nutzen bereits über 300 Kunden die Bosch-Automatisierung nach dem Smartphone-Prinzip.

Auch in der Hydraulik lassen sich Potenziale heben. Bei Werkzeug-, Spritzgussmaschinen oder Pressen kommen oft intelligente Hydraulikaggregate wie die CytroBox von Bosch Rexroth zum Einsatz. Die integrierten drehzahlvariablen Pumpenantriebe reduzieren Energieverbrauch und Stromkosten um bis zu 80 Prozent gegenüber konventionellen Antrieben. Das Prinzip: Mittels lastabhängiger Regelung arbeitet die CytroBox stets im optimalen Betriebsmodus. Wird keine Leistung benötigt, schaltet sie automatisch auf Standby.

Elektrifizierung von Baggern und Gabelstaplern

Deutsche Unternehmen tragen mit 15 Prozent zum Green-Tech-Weltmarkt bei. Eine besondere Position hat dabei der Anlagen- und Maschinenbau: Die Branche verzeichnet laut dem Umwelttechnik-Atlas des BMU den höchsten Green-Tech-Anteil. „Beim Aufbau einer Green Economy kommt es vor allem auf die Industrie an. Hier entstehen Innovationen, die nicht nur die Industrie nachhaltig gestalten, sondern verschiedene Wirtschaftssektoren“, sagt Najork.

Beispiel Mobilität: Als größter Automobilzulieferer entwickelt Bosch verschiedene Technologien für das elektrische Fahren. Bosch Rexroth treibt wiederum die Elektrifizierung mobiler Arbeitsmaschinen wie Bagger, Gabelstapler oder Traktoren voran. Der Start der Serienproduktion von Elektromotoren für Off-Highway-Anwendungen ist für die zweite Jahreshälfte 2022 geplant.

Bosch stattet auch Fabriken mit Anlagen und Maschinen aus. Das reicht von einzelnen Komponenten und Systemlösungen über Software bis hin zu Montagelinien zur Produktion und Wiederverwertung von Batteriemodulen und -packs. Gemeinsam mit Volkswagen will der Konzern Fabrikausrüstung für die Fertigung der Batteriezelle entwickeln. Ein Projekthaus evaluiert derzeit den Markt und soll die Gründung eines Unternehmens bis Ende des Jahres prüfen und vorbereiten.

Brennstoffzellen und Wasserstoffverdichter

Neben Batterien wird die Brennstoffzelle auf Wasserstoffbasis ein Energieträger für die Mobilität. Der Bosch-Sondermaschinenbau liefert hier Fertigungs- und Prüftechnik, zugeschnitten auf Bedarfe von Automobilherstellern, -zulieferern und Kunden aus der Luftfahrtindustrie. So stattet Bosch in diesem Jahr unter anderem die Fabrik seines Partners Nikola im US-Bundesstaat Arizona mit Fertigungslinien zur Produktion von Brennstoffzellensystemen für Trucks aus.

Für den Aufbau einer Infrastruktur gilt es, den aus der Elektrolyse gewonnenen Wasserstoff an Tankstellen zu komprimieren. Bosch Rexroth entwickelt hierfür hydraulische Antriebe und elektrische Steuerungen inklusive Software für Wasserstoffverdichter, die den Druck des Gases auf bis zu 900 bar erhöhen. Bis 2030 sollen weltweit rund 4.000 Wasserstofftankstellen mit Bosch-Technik ausgerüstet sein. Najork ist überzeugt: „Die Industrie öffnet das Tor zu einer klimaneutralen Zukunft.“

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  • Bosch Rexroth elektrifiziert mobile Arbeitsmaschinen wie Bagger, Gabelstapler oder Traktoren.

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  • Auf Basis von digitalen Zwillingen lassen sich Produktionssysteme ressourcenschonend planen, entwickeln und erproben.

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  • Zusammen mit Volkswagen will Bosch künftig auch Fabrikausrüstung für die Batteriezellfertigung anbieten.

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