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Verkehrssicherheit Bosch baut elektronischen Beifahrer für Straßenbahnen

Bild: YouTube, Bosch
09.05.2016

Google, Apple, Tesla: Alle bauen an automatisierten Personenkraftwagen. Der Technikkonzern Bosch will diesen Gedanken auch in den öffentlichen Personalverkehr bringen und installiert ein Radar-Videosystem, um Kollisionen frühzeitig zu erkennen.

Der Job des Bahnfahrers verlangt jede Sekunde volle Konzentration. Im dichten Verkehrsgeschehen in den Innenstädten kann es sonst jederzeit zu einer Kollision mit anderen Straßenbahnen, Autos oder Lastwagen kommen. Doch in Frankfurt fahren bald die ersten Bahnen mit einer neuen Bosch-Technik, die solche Unfälle aktiv verhindern kann.

Ein Fahrerassistenzsystem warnt den Tramfahrer zunächst rechtzeitig vor einer drohenden Kollision. Greift dieser nicht oder zu spät ein, bremst das System die Bahn selbständig bis zum Stillstand ab, um den Unfall zu vermeiden. „Wir erhöhen mit unserem Kollisionswarnsystem die Sicherheit von Fahrgästen und Straßenbahnfahrern deutlich“, sagt Bernhard Bihr, Geschäftsführer von Bosch Engineering. Das Tochterunternehmen von Bosch hat die neue und erweiterte Kollisionswarnung für Stadt- und Straßenbahnen auf Basis von Großserientechnik aus dem Automobilbereich entwickelt. Zunächst erproben die Bahnfahrer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main den Umgang mit dem System. Anschließend gehen die Straßenbahnen mit ihrem elektronischen Beifahrer in den regulären Fahrgastbetrieb.

Diese unterstützen die Straßenbahnfahrer in eintönigen oder schwierigen Verkehrssituationen bei ihrer Fahraufgabe – und das bei Tag und Nacht, bei Regen und Schnee. Unfälle sollen damit möglichst ganz vermieden oder die Unfallfolgen deutlich gemildert werden. Somit trägt das System auch dazu bei, Ausfallzeiten und Folgekosten durch Unfälle zu reduzieren.

Die neue Kollisionswarnung kombiniert einen Video- und einen Radarsensor mit einem leistungsfähigen Steuergerät. Bosch nutzt hier seine Erfahrungen aus der automobilen Großserie. Mit einem Öffnungswinkel von bis zu 70 Grad erfasst der Radarsensor bis zu 160 Meter weit den Raum vor der Bahn und misst Abstand und Geschwindigkeit zu vorausfahrenden Autos, Bussen und anderen Straßenbahnen. Neben beweglichen Hindernissen erkennt der Radar auch feststehende Objekte, zum Beispiel Prellböcke. Der Videosensor ergänzt die Radartechnik. Er erfasst den Schienenverlauf und erkennt beispielsweise Querbewegungen früher und präziser.

In einem zentralen Steuergerät, der Rail Control Unit, werden die Informationen beider Sensoren zu einem sehr detaillierten Bild der Umgebung verschmolzen und um weitere Informationen, wie beispielsweise die Geschwindigkeit der Bahn, ergänzt. Erkennt das System daraus eine kritische Annäherung, warnt es den Fahrer optisch und akustisch. Reagiert der Straßenbahnfahrer nicht innerhalb von zwei Sekunden auf die Warnung, bremst das System die Bahn sanft bis zum Stillstand ab. Kein Fahrgast muss befürchten, den Halt in der Bahn zu verlieren. Der Fahrer kann die Bremsung zudem deaktivieren oder jederzeit die Verzögerungsleistung verstärken, wenn sich eine kritische Situation zuspitzt. Er bleibt somit stets Herr der Lage und kann sich auf die wachsamen Augen seines elektronischen Beifahrers verlassen.

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