Corporate News „Automation meets Electrification“

13.03.2014

Siemens scheint auf dem „Totally Integrated“-Trip zu sein: erst Automation, jetzt Power. Was sich hinter den Marketing-­Begriffen verbirgt, wollten wir vom Verantwortlichen der Division wissen, die sich TIP auf die Fahnen geschrieben hat.

Energy 2.0: Herr Christian, was ist neu an „Totally Integrated Power“?

Ralf Christian: Bisher lag der Fokus auf der Planung von Energieanlagen. Dazu gibt es Planungstools bei uns im Haus und eine Elektroplaner-Betreuung. Derzeit beschäftigen wir weltweit etwa sechzig technisch hochausgebildete Kollegen, die bei der Unterstützung der Energie​anlagenplanung aktiv sind. Jetzt ergänzen wir TIP mit einem kompletten Portfolio von der Mittelspannung bis in die Niederspannung. Dabei werden Themen der Vernetzung, Buskommunikation und kommunikationsfähiger „intelligenter“ Schaltanlagen – Smart Switch Gear – jetzt unter dem Stichwort TIP zusammengefasst.

Siemens spricht schon länger von TIA, Totally Integrated Automation. Wo verläuft da die Grenze?

Wir denken weniger in Abgrenzungen als in Gemeinsamkeiten – beide Konzepte ergänzen einander. Unter TIA bietet Siemens ein komplettes Konzept für Industrieautomatisierung, und ähnlich nun auch in der Stromversorgung mit TIP: Von der Elektrifizierung der Anlagen bis zum Smart Grid, wo Buskommunikation und „intelligente“ Schaltgeräte eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Im Grunde arbeiten wir an einem Konzept „Automation meets Electrification“ oder umgekehrt.

Über die „Intelligenz“ der Geräte wird ja schon lange geredet …

Seit etwa 10 oder 15 Jahren sehen wir den klaren Trend, dass die Feldgeräte dank erweiterter Funktionen in der Prozessführung zunehmende Eigenständigkeit gewinnen. Der Prozess geht weiter, und mit zunehmender Miniaturisierung sinken die Kosten. Während man in den ersten Generationen noch extrem zentral gesteuert hat, geht das heute immer mehr dezentral.

Braucht man je nach Anwendungsfeld unterschiedliche Geräte?

Die Geräte sind grundsätzlich Plattformen und bieten eine hohe Flexibilität, um sie an eine konkrete Anwendung anzupassen. Je nach Anwendung sind die dann natürlich mit unterschiedlichem Zubehör auszustatten und müssen von Fall zu Fall Umwelteinflüsse berücksichtigen, für Offshore beispielsweise. Unsere neueste Generation der 36-kV-Kompaktschaltanlage für den Mittelspannungsbereich ist so aufgebaut, dass sie nicht nur in den Turm der Windkraftanlage passt, sondern auch mit Umweltbedingungen wie der Seeluft zurechtkommt, sodass sie auch über extrem lange Zeiträume völlige Wartungsfreiheit gewährleisten können.

Wie verändern sich durch den integrierten Ansatz Industrieanwendungen?

TIP verhilft solchen Anlagen zu mehr Energieeffizienz und sorgt für eine sichere und zuverlässige Stromverteilung. Das beginnt während des Planungsstadiums, in dem man festlegt, welches Leistungsspektrum eine Anlage aufweisen soll. Dann greifen die ersten Tools in der Portfolio-Suite, beispielsweise um die Anlagen optimal zu planen mit Bemessungsströmen und Kommunikationsfähigkeit. Bei der effizienten Umsetzung sorgen Tools dafür, dass alle Komponenten zusammen funktionieren und von der Niederspannung bis in die Mittelspannungsebene hinein einfach und durchgängig verbunden werden können.

Wie groß sind die Vorteile für Kunden?

Pauschal lässt sich das nicht sagen, aber ich kann Anwendungsbeispiele nennen, etwa eine Automobilfabrik, in der sich mit einem Schienenverteilersystem eine hohe Flexibilität in der Produktion erreichen lässt. Da erzielt man Zeiteinsparungen von bis zu 75 Prozent gegenüber einer einfachen Verkabelungslösung. Oder in den Turmsegmenten einer Windkraftanlage: Von der Gondel bis zum Boden lässt sich die Stromverteilung vorkonfektioniert in jedem Segment fabrikmäßig einbauen. Auf der Baustelle steckt man nur noch die Segmente aufeinander. So sind auch dort ganz enorme Einsparungen beim Aufbau des Turms möglich im Vergleich zu einer Kabelverbindung.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0.

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