Digitale Remote-Anwendungen Aus der Ferne sicher (zusammen)arbeiten

Jörg Freitag, Vice President Sales & Verticals, Digital Industries, Process Automation bei Siemens, über individuell angepasste Remote-Lösungen für den industriellen Produktionsalltag.

Bild: Siemens
23.09.2020

Was tun, wenn wie zuletzt Reise- und Kontaktbeschränkungen den Zugang in ein Land, zu einer Fabrik oder Anlage verhindern? Oder wenn Zeit- und Kostenaspekte gegen einen Präsenz vor Ort sprechen? Digitale Remote-Anwendungen sind eine wirtschaftliche Alternative für effizientes und zugleich sicheres (Zusammen)Arbeiten aus sicherer Entfernung, und angesichts aktueller Vorgaben oft auch die einzige Alternative.

Die pandemiebedingten Restriktionen treffen derzeit alle Wirtschaftszweige und niemand weiß, wie lange noch in welchem Maß. Aber eines ist sicher: Produktionsprozesse müssen weiter- beziehungsweise wieder anlaufen und unterbrochene neue Projekte möglichst zeitnah fortgeführt werden.

Es gilt Anlagen regelmäßig zu warten, in Betrieb zu nehmen, zu optimieren oder schnell auf die Produktion alternativer Produkte umzustellen, obwohl Techniker nicht persönlich vor Ort sein können. Außerdem müssen Mitarbeiter fundiert geschult werden, um die Prozesse und Abläufe sicher durchführen und warten zu können.

Die wichtige Frage lautet daher: Wie können wir mit all diesen Anforderungen in Anbetracht der Reise- und Kontaktbeschränkungen umgehen? Was wir hier benötigen, sind effiziente und zugleich sichere Lösungen für das Engineering, die Inbetriebnahme, den Betrieb, den Service und die Wartung aus der Ferne. Kurz gesagt: individuell angepasste „Homeoffice“-Lösungen für den industriellen Produktionsalltag.

Sicherer Fernzugriff für Servicepersonal und Inbetriebnahme

Das „New Normal“ beeinträchtigt zum einen das Servicepersonal, zum anderen aber auch die Programmierer: Da diese nur noch eingeschränkt reisen dürfen, sind die Inbetriebnahme neuer sowie Wartung und Anpassungen bestehender Anlagen beeinträchtigt.

Zu meistern sind diese Restriktionen zum Beispiel mit der Managementplattform Sinema Remote Connect in Verbindung mit den Scalance Industrie-Routern. Damit lassen sich einfach, gesicherte Fernzugriffe auf Maschinen und Anlagen von praktisch jedem Ort der Welt aus einrichten und verwalten.

Virtuelle Zusammenarbeit auf sicherer Plattform

Noch einen Schritt weiter geht Siemens sogenannte Common Remote Service Platform (cRSP). Über die Plattform können Fernzugriffe sogar mit komplexesten Anforderungen realisiert werden. Damit sind auch anspruchsvolle Engineering-, Inbetriebnahme- und Instandhaltungsarbeiten an Automatisierungssystemen komfortabel aus der Ferne umsetzbar.

Nur ein Beispiel: mit Sipix SD (Siemens Process Industry Expert Service Devices) für die fernunterstützte Zusammenarbeit (Remote Assisted Collaboration) ist es möglich, Servicetechniker vor Ort videobasiert anzuleiten und zu führen.

Virtuelle Zusammenarbeit auch in der Leittechnik

Einen sicheren web-basierten Weg der zentralen Fernsteuerung und -überwachung weltweit verteilter Anlagen geht Siemens seit Jahren mit dem etablierten Prozessleitsystem Simatic PCS 7, das einen abgesicherten Zugriff auf lokale Bedien- und Beobachtungsfunktionen sowie auf die laufenden Produktionsdaten ermöglicht. Damit lassen sich auch unbemannte Anlagen sicher aus der Ferne führen.

Die globale Zusammenarbeit verschiedener Projektteams an ein und demselben Engineering-Projekt via Web ist beim web-basierten Prozessleitsystem Simatic PCS neo integraler Bestandteil der Architektur. Das System sorgt für die nötige Transparenz und Konsistenz der Engineering-Daten und vermeidet automatisch Konflikte.

Sowohl den Anlagenfahrern als auch den Wartungsteams stehen für Arbeiten an Anlagen auf der ganzen Welt sämtliche Informationen geräteunabhängig zur Verfügung. Sie können sozusagen ihr Leitsystem via Tablet oder Laptop in der Tasche mit in die Anlage nehmen.

Virtuelle Inbetriebnahme und Bedienerschulung von Zuhause aus

Auch die Simulation und die virtuelle Inbetriebnahme von Automatisierungssystemen spielen inzwischen eine immer wichtigere Rolle: Hierfür bieten wir skalierbare Lösungen, die drohende Projektverzögerungen wegen Kontaktbeschränkungen vermeiden können.

Am digitalen Zwilling eines realen Automatisierungssystems lässt sich mit der Simulationsplattform Simit das Anlagenverhalten am PC simulieren, testen, optimieren und auch komplexere Software virtuell in Betrieb nehmen. So können Projekte im Homeoffice reifen, was Verzögerungen und Kontakte bei der realen Inbetriebnahme minimiert. Der digitale Zwilling lässt sich zudem für standortunabhängige, kontaktarme Schulungen abseits der Anlagen nutzen.

Auch Comos, unsere Softwarelösung für das ganzheitliche Management eines Anlagenprojekts, kann hier wertvolle Dienste leisten. Mit Comos Walkinside steht eine 3D-VR-Visualisierung von Anlagen zur Verfügung, die sich noch im Bau befinden. Das Training der späteren Wartungs- und Betriebsteams lässt sich hier, wie in einem Computerspiel, realistisch im virtuellen Modell durchführen.

Mit diesen digitalen Remote-Anwendungen unterstützt Siemens sowohl Hersteller als auch Betreiber in vielfältiger Weise dabei, die Verfügbarkeit und Produktivität ihrer Maschinen und Anlagen auf höchstem Niveau zu halten. Darauf wird es auch bei der industriellen Produktion im „New Normal“ verstärkt ankommen.

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