P&A im Gespräch mit Wolfgang Ens und Frank Sass von Siemens „Mehr als nur Standard“

Wolfgang Ens und Frank Sass zusammen mit dem Sitrans TO500

Bild: Therese Meitinger
25.11.2016

Wolfgang Ens und Frank Sass von Siemens über die Notwendigkeit von integriertem Lösungsgeschäft, Innovationen in der Temperaturmessung und den Stellenwert der Digitalisierung.

P&A:

Welchen Stellenwert hat das Messsystem Sitrans TO500 im Portfolio der Siemens-Prozessinstrumentierung?

Frank Sass:

Ein Temperaturmessumformer ist ein relativ standardisiertes Produkt, das neue Temperaturmesssystem Sitrans TO500 dagegen ermöglicht echtes Lösungsgeschäft. Es ergänzt unser Portfolio ideal, weil es in Bereiche vordringt, die die klassische Messtechnik nicht ausreichend abdecken kann. Außerdem fügt es sich sowohl in unser bestehendes Portfolio als auch in die neue digitale Welt perfekt ein. Denn in der Digitalisierung sehen wir eine Chance für unsere Kunden, ihre Prozesse zu optimieren.

Wolfgang Ens:

Daten sind die Basis für die Digitalisierung, für Industrie 4.0. Dadurch, dass wir jetzt messen können, wo es bisher nur bedingt möglich war, bieten wir nun auch die Datengrundlage für eine weiterführende Digitalisierung.

In der Prozessinstrumentierung hat Siemens in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht. Wo würden Sie sich aktuell verorten?

Wolfgang Ens:

Wir haben kontinuierlich unser Spektrum erweitert, auch in der Einbindung, und bieten nun ein umfassendes und ideal aufeinander abgestimmtes Portfolio in Instrumentierung und Leittechnik. Ein Beispiel ist die Sitrans-Library, die Funktions- und Bedienbausteine zur Verfügung stellt, um die umfangreichen Funktionen unserer Feldgeräte in Simatic-basierten Anwendungen optimal zu nutzen. Die Sitrans EDDS sind in allen Siemens-Systemen getestet und bieten über die Wizards einen einfachen und schnellen Zugriff auf alle relevanten Informationen. Damit unterstützen wir umfassend Engineering, Betrieb und Wartung der Feldgeräte.

Frank Sass:

Wir müssen beide Seiten beleuchten: Die Siemens-System-Sicht, unter der wir als Projektanbieter mit einer kompletten Automatisierungs- und Instrumentierungslösung zum Kunden gehen. Zugleich treten wir als Main Instru­mentation Vendor auf.

Was bringt die Zukunft?

Frank Sass:

Alle unsere Kunden bewegt derzeit die gleiche Frage: Wie kann ich von Industrie 4.0 und der Digitalisierung profitieren? Dem müssen wir begegnen, indem wir die Vernetzung über die Segmente hinaus anbieten und unsere Portfolio-Elemente weiterhin konsequent miteinander verknüpfen, um die für den Anwender bestmögliche Lösung zu realisieren. Ein Beispiel: Unser Schwestersegment Identification & Communication entwickelt unter anderem RFID-Tags und optische Lesegeräte für die Automobilindustrie. Zum Portfolio gehört das optische Lesegerät Simatic MV440, das eigentlich zur Bauteilgütebewertung eingesetzt wird, indem sie Formen erkennt. Ein Kunde kam wegen einer optischen Füllstandmessung durch ein Schauglas auf uns zu. Alle klassischen Verfahren haben nicht funktioniert, um die Trennschicht zwischen zwei Flüssigkeiten zu messen. Dabei war sie optisch gut zu erkennen. Bevor der Kunde ein mechanisches Verfahren nutzte, fragte er uns, ob wir nicht ein berührungsloses Messverfahren hätten – das ist leichter zu warten. Als Lösung bot sich das kompakte, stationäre Lesegerät Simatic MV440 mit Kantenerkennungs-Funktion an, und es wurde ein Test in der Applikation durchgeführt. Das Ergebnis: Die Kantenerkennung konnte die Y-Koordinate (Phasenübergang/Trennschicht der zu messenden Medien) des Füllstandes sauber identifizieren, messen und ausgeben. Über Profibus ist die direkte Einbindung in Automatisierungssysteme möglich. Der Kunde hat sich sofort dafür entschieden. Solche Verknüpfungen machen das Konzept Indus­trie 4.0 erlebbar.

Wolfgang Ens:

Erstaunlich daran: Die komplette Umsetzung, von der Idee bis zur Installation, benötigte nur Wochen. Eine auf Kundenanforderungen abgestimmte Lösung zu finden, funktioniert bei Siemens gut, weil wir intern stark vernetzt sind und die gleiche Sprache sprechen. Integrated Engineering bedeutet bei uns bereits in der Planungsphase mit den gleichen Tools zu arbeiten, die auch der Kunde nutzt. So kann er sicher sein, dass die eingesetzten Geräte nicht nur miteinander funktionieren, sondern dass sie auch effizient genutzt werden.

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