Open-Source-Projekt der Stadt München gescheitert? Zurück zu Microsoft für 90 Millionen Euro

Das Münchner Rathaus. Vor 15 Jahren wurde beschlossen, die gesamte Stadtverwaltung auf Open-Source-Rechner umzustellen. Nun geht es zurück zu Microsoft.

05.12.2017

404 - Seite nicht gefunden: Das wird nun angezeigt, wenn auf muenchen.de nach LiMux gesucht wird. Das einstige Vorzeige-Projekt, eine ganze Stadtverwaltung, die mit Open-Source-Betriebssystemen arbeitet, kehrt zurück zu Microsoft.

Im Jahr 2004 stand fest: Münchens Stadtverwaltung soll mit dem Open-Source-Betriebssystem Linux arbeiten. 13.000 Desktop-Rechner sollten dafür umgestellt werden, 30 Millionen Euro kostete das Projekt. Außerdem wurden Millionen Lizenzgebühren und Hardwarekosten durch die Nutzung der Produkte von Ubuntu und Libre gespart. Nun soll alles wieder auf Microsoft umgestellt werden. Diesmal kostet es 90 Millionen Euro, wie in der Kostenaufstellung des Stadtrats zu sehen ist.

Warum rudert München zurück?

Beschlossen wurde der Rückzug schon im Februar. „Bei den Standardfunktionen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Internetbrowser sollen stadtweit einheitliche marktübliche Standardprodukte eingesetzt werden, um intern wie extern eine höchstmögliche Kompatibilität zu ermöglichen," heißt es. Als Grund wird ein Gutachten der irischen Unternehmensberatung Accenture vermutet. „Vom Gutachter wurde als eine technische Maßnahme zur Ertüchtigung und Steigerung der Leistungsfähigkeit der IT der komplette Neuaufbau eines leistungsfähigen Windows-Clients samt der dazu gehörigen Infrastruktur empfohlen," wird in der Kostenaufstellung begründet. Der Standard berichtet, die Umstellung erfolge laut Stadtverwaltung wegen Beschwerden der Mitarbeiter über das Betriebssystem, doch Kritiker würden einen Zusammenhang mit der neuen Deutschland-Zentrale von Microsoft, die im Oktober 2016 in München eröffnet wurde, sehen.

Bis 2020 sollen also 30.000 Computer auf Microsoft umgestellt werden, „um einheitliche Arbeitsplätze zu schaffen“, wie es in der Kostenaufstellung heißt. Diese Umstellung wird etwa 50 Millionen Euro kosten, fast 30 Millionen Euro werden die Lizenzen kosten und 14 Millionen Euro fallen an Personalkosten an.

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