Ladesysteme für E-Cars Stromtanken leicht gemacht

Bild: David Ulrich, I photo&retouch
06.06.2017

Eines der größten Probleme von Elektroautos sind die unzureichenden Ladesysteme. Sie bringen nicht nur zu wenig Leistung, sondern sind auch unpraktisch in der Handhabung. Verbessern lässt sich beides mit speziell darauf ausgerichteten Ladesystemen.

Damit die Elektromobilität den Durchbruch schafft, müssen die Hersteller von Elektroautos noch einige Hausaufgaben erledigen. Eine davon ist die immer noch zu geringe Reichweite der Fahrzeuge. Dafür sind Batterien mit einer höherer Energiedichte notwendig. Benötigt werden aber auch verbesserte Ladekonzepte, um diese Batterien schneller aufzuladen. „Flexibilität und Sicherheit beim Ladevorgang sind ausschlaggebend für die Zukunft der Elektromobilität“, sagt Karl Knezar, Leiter der Business Unit Mobility des Verbindungstechnikherstellers Lapp Systems. Wie das gelingen könnte, zeigt das Design eines Ladesystems, das das Unternehmen kürzlich auf den Markt brachte. Es kommt aktuell bei den iPerformance-Modellen von BMW (2er Active Tourer, 3er, X5 oder 7er) zum Einsatz. Bei ihnen handelt es sich um Plug-In-Hybride-Fahrzeuge. Bisher hatte Lapp Systems für Ladesysteme eine Heavy-Duty-Variante, für Anwendungen mit hoher Beanspruchung angeboten. Beide Systeme können mit Kabeln für einphasiges oder für dreiphasiges Laden ausgestattet werden. Gegenüber der einphasigen Version kann die Leistung beim dreiphasigen Laden von 7,4 auf 22 Kilowatt gesteigert werden. Das Kabel ist dabei allerdings etwas dicker, weil statt vier Adern nun sechs untergebracht werden müssen. Eine Ader ist jeweils für die Kommunikation reserviert. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Steckern liegt im Stecker selbst: Beim Design-Ladesystem ist er geschraubt, bei der Heavy-Duty-Variante umspritzt. Die geschraubten Varianten lassen sich einfacher handhaben.

Geschraubter Ladestecker

Die Stecker des neuen Systems sind leichter und schlanker und damit für die alltägliche Handhabung im privaten Bereich nutzbar. Ihr Stecker besteht aus drei Schalen, die mit sechs Schrauben fixiert werden, was für absolute Dichtheit sorgt. Mit dem geschraubten Stecker sind außerdem mehr Designvarianten möglich. Die drei Schalen erlauben mehr Variationen und kontrastierende Farben – für BMW zum Beispiel entsprechend des Corporate Designs in dunkelgrau und blau. Sehr viele weitere Kombinationen sind machbar, was eine durchgehende Umsetzung des Corporate Designs eines Kunden bei allen Steckervarianten ermöglicht.

Auch für Autofahrer ergeben sich Vorteile: Mit der Dreischalen-Konstruktion ist der Stecker leichter und schlanker. Außerdem ist die Mulde für den Zeigefinger ausgeprägter. Das macht den Stecker griffiger und handlicher und er lässt sich an der Ladesäule leichter anschließen und abziehen. Dagegen sind die Heavy-Duty-Ladesysteme mit umspritztem Stecker für Anwendungen geeignet, in denen sie stark beansprucht werden, wie an öffentlichen Ladestationen oder bei Carsharing-Anbietern. Die Ladegeräte für die BMW-i- und BMW-iPerformance-Fahrzeuge sind mit Typ-1- oder Typ-2-Kupplung ausgerüstet. Auf diese haben sich die europäischen Hersteller als Standard geeinigt.

Neben der öffentlichen Ladeinfrastruktur sind für die Elek-
tromobilität auch Heim-Ladestationen notwendig, die in Garagen oder an Firmenparkplätzen installiert werden. BMW verkauft dafür die sogenannten BMW-i-Wallbox-Ladestationen. Auch bei diesen stammen die Ladesysteme von Lapp Systems. Für das Mode-2-Laden, also das Laden an einer normalen Steckdose, hat das Unternehmen für einen weiteren OEM ein neues Ladekonzept mit einem In-Cable-Control-and-Protection-Device (IC-CPD) entwickelt. Damit kann der Fahrer sein Elektrofahrzeug bequem und sicher zu Hause an einer normalen Steckdose laden und zukünftig auch mit einer Smartphone-App den Ladestatus überprüfen.

Kabel räumt sich selbst auf

Ein weiteres Ladesystem von Lapp Systems ist das Schnellladekabel Helix. Es wird üblicherweise im Kofferraum untergebracht und ist für das Laden unterwegs gedacht. Es rollt sich selbst zu einer tellerförmigen Schnecke auf und räumt sich somit nach dem Ladevorgang von selbst wieder auf. Seine dauerhafte Schneckenform erhält das Kabel durch Erwärmen (Tempern). Bei gleicher Nutzlänge ist es 40 Prozent leichter als herkömmliche gewendelte Kabel, da für diese bei gleicher Länge ungefähr doppelt so viel Kabel verarbeitet werden muss. Lapp Systems liefert dieses Ladesystem unter anderem für den BMW i3 und i8 sowie die Plug-In-Hybride des Autoherstellers.

Für den Carsharing-Anbieter Drive Now in Kopenhagen hat Lapp Systems einen Stecker mit RFID-Chip entwickelt, der unverwechselbar einem bestimmten Fahrzeug zugeordnet ist und sich per Funk am Ladepunkt anmeldet. Dadurch wissen Strom-
anbieter und Carsharing-Unternehmen, welches Fahrzeug gerade wo geladen und wie viel Energie dabei verbraucht wird, und können das zur Abrechnung verwenden.

Bildergalerie

  • Geschraubte Stecker lassen sich oft einfacher handhaben als umspritzte Varianten. Gerade für Home-Ladesysteme ist das sehr wichtig.

    Geschraubte Stecker lassen sich oft einfacher handhaben als umspritzte Varianten. Gerade für Home-Ladesysteme ist das sehr wichtig.

    Bild: Wolfram Scheible, Lapp

  • Für den Carsharing-Anbieter DriveNow hat Lapp Systems ein Ladesystem mit integriertem RFID-Chip entwickelt.

    Für den Carsharing-Anbieter DriveNow hat Lapp Systems ein Ladesystem mit integriertem RFID-Chip entwickelt.

    Bild: Wolfram Scheible, Lapp

  • Mit dem IC-CPD (In-Cable Control and Protection Device) können Elektroautos an haushaltsüblichen Steckdosen geladen werden.

    Mit dem IC-CPD (In-Cable Control and Protection Device) können Elektroautos an haushaltsüblichen Steckdosen geladen werden.

    Bild: Wolfram Scheible, Lapp

  • Lapp hat neue Ladesysteme entwickelt, die leichter, schlanker und griffiger sind und mehr Freiheit bei der Einpassung ins Corporate Design bieten.

    Lapp hat neue Ladesysteme entwickelt, die leichter, schlanker und griffiger sind und mehr Freiheit bei der Einpassung ins Corporate Design bieten.

    Bild: Wolfram Scheible, Lapp

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