Forschung im Bereich Quantencomputing Volkswagen und Google verkünden Zusammenarbeit

Volkswagen und Google arbeiten gemeinsam auf Quantencomputern.

Bild: Volkswagen
07.11.2017

Beide Unternehmen wollen ihr Spezialwissen ausbauen und anwendungsnah forschen. Ein Team aus Spezialisten von Volkswagen und Google arbeitet dazu auf einem Google-Quantencomputer.

Der Volkswagen Konzern und Google haben heute auf der Technologiekonferenz „Web Summit 2017“ in Lissabon eine umfassende Forschungszusammenarbeit im Bereich Quantencomputing bekannt gegeben. Quantencomputer können bestimmte hochkomplexe Aufgaben weitaus schneller lösen als herkömmliche Super-Rechner oder ermöglichen überhaupt erst eine Lösung.

Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf anwendungsnahe Forschung. Spezialisten aus den Volkswagen Information Technology Centern (IT-Labs) in San Francisco und München entwickeln gemeinsam mit Google-Experten Algorithmen, Simulationen und Optimierungen. Hierzu arbeiten sie an einem sogenannten universellen Quantencomputer von Google. Dessen Architektur eignet sich für viele experimentelle Rechenoperationen.

Weiterentwicklung der Verkehrsoptimierung

Die Volkswagen Konzern-IT will das Potenzial dieses Quantencomputers in mehreren Bereichen erproben. So arbeiten die Spezialisten an der Weiterentwicklung der Verkehrsoptimierung. Sie bauen damit auf ihrem erfolgreichen Forschungsprojekt auf und wollen neben der Fahrzeitverkürzung weitere variable Größen integrieren. Dazu zählen städtische Verkehrsleitsysteme, verfügbare E-Ladesäulen oder freie Parkflächen. Bereits im März 2017 hatte Volkswagen sein erstes erfolgreiches Forschungsprojekt auf einem Quantencomputer bekannt gegeben: In einem Forschungsprojekt mit dem Quantencomputing-Spezialisten D-Wave Systems optimierte VW damals den Verkehrsfluss für 10.000 Taxis in der chinesischen Hauptstadt Bejing.

Auf diesen Erkenntnissen möchte das Unternehmen nun weiter aufbauen: Es geht den VW-Experten dabei sowohl um Lösungen für alle Fahrzeuge als auch um Steuerungsmöglichkeiten in der städtischen Verkehrsplanung. Denkbar wäre, einem Fahrzeug neben Fahrzeitverkürzung und Stauvermeidung bei Bedarf auch verfügbare E-Ladesäulen oder freie Parkflächen zuweisen zu können. Ebenso denkbar ist die Einbindung übergeordneter Faktoren wie städtische Verkehrsleitsysteme, öffentliche Verkehrsmittel
oder Wetterbedingungen. Die Idee dahinter: Städte könnten auf diese Weise Großereignisse oder Baustellen im Stadtgebiet verkehrstechnisch effizienter (um)steuern und Staus vermeiden. Hierbei steht der Konzern aber laute eigenen Angaben noch am Anfang seiner Entwicklungsarbeit.

Simulation von E-Fahrzeug-Batterien und Werkstoffen

In einem weiteren Projekt wollen die Spezialisten mit einem Algorithmus die Materialstruktur leistungsstarker E-Fahrzeug-Batterien und anderer Werkstoffe simulieren und optimieren. Im ersten anwendungsnahen Forschungsprojekt geht es ihnen darum mit einem Algorithmus die chemische Struktur leistungsstarker E-Fahrzeug-Batterien simulieren zu können. Ein solcher Algorithmus könnte Batterievarianten für unterschiedlichste Anforderungen optimieren und entsprechende chemische Strukturen aufzeigen. Solche Anforderungen könnten beispielsweise die maximale Gewichtsreduzierung bei höherer Leistungsdichte oder eine alternative Zusammensetzung der Elemente sein.

Darüber hinaus wollen die Volkswagen Spezialisten das Potenzial des Google-Quantencomputers nutzen, um mit neuen Verfahren des maschinellen Lernens an künstlicher Intelligenz (KI) zu arbeiten. Fortgeschrittene KI-Systeme sind eine Voraussetzung für autonomes Fahren. Das Unternehmen will quantenbasierte Algorithmen erproben, um die Mustererkennung von Referenzdaten weiter zu verbessern. Ein lernendes System hätte somit einen großen Datenumfang, gewissermaßen einen großen Erfahrungsschatz, zur Verfügung, um eine Entscheidung zu treffen.

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