E-Mobilität Münchner Flughafen wird CO2-neutral

Der gesamte Ladevorgang geschieht automatisch, sobald sich ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug über der im Boden eingelassenen Spule befindet.

Bild: obs/INTIS GmbH/Tobias Prechtl
18.07.2018

Der Flughafen München soll Deutschlands erster CO2-neutral betriebener Flughafen werden. Die Elektrifizierung der Transportsysteme soll hierfür einen Beitrag leisten. Seit einem Jahr wird die induktive Ladetechnik von INTIS am Flughafen erfolgreich erprobt.

Bereits im Jahr 2016 setzte sich der Flughafen München (FMG) zum Ziel, Deutschlands erster CO2-neutral betriebener Airport zu werden. Die Energieversorgung, ein umweltfreundlicher Fuhrpark sowie die weitere Optimierung des Stromverbrauchs der Gepäckförderanlage stehen im Fokus.

Laden mit Kabel ist Geschichte

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die FMG unter anderen auf das induktive Ladesystem von INTIS. Im Rahmen eines Demonstrationsprojektes wurde ein elektrisches Gepäckschleppfahrzeug mit berührungsloser Ladetechnik ausgestattet. Die Inbetriebnahme erfolgte im Februar 2017. Nach nunmehr knapp 1,5 Jahren Betrieb konnte die Alltagstauglichkeit der induktiven Energieübertragung in diesem konkreten Arbeitsumfeld nachgewiesen werden. Die erwarteten Vorteile im Vergleich zum Laden mit Kabeln wurden bestätigt, auch Funktion und Zuverlässigkeit der Technik haben den Auftraggeber überzeugt.

Was verbirgt sich technisch hinter dem induktiven Laden?

Die Idee ist, E-Fahrzeuge nicht mehr per Ladekabel, sondern berührungsfrei mit Strom zu versorgen. Dies wird mit Spulen realisiert, die einerseits in der Straße und andererseits am Unterboden des Elektrofahrzeugs angeordnet sind. Ein Ladekabel wird nicht mehr benötigt, die Energieübertragung erfolgt über den Luftspalt zwischen den beiden Spulen. Die Effizienz der Energieübertragung ist mit der Effizienz kabelgebundener Ladesysteme vergleichbar.

Der gesamte Ladevorgang geschieht automatisch, sobald sich ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug über der im Boden eingelassenen Spule befindet. Die straßenseitige Übertragungsspule ist so in den Boden integrierbar, dass ihre Überfahrt kein Hindernis darstellt. Somit lässt sich die Technik auch in vielbefahrenen Straßenbereichen unterbringen, ohne den Verkehrsfluss zu beeinträchtigen. In Ruhezeiten dient die Straße dem Nachladen, zusätzliche Ladeflächen werden nicht benötigt und eigene Anfahrwege und -zeiten zur Ladestation entfallen.

Störende Landinfrastrukturen werden überflüssig

Die Induktivladetechnik ist gegenüber dem elektrischen Laden mittels Stromkabel von Vorteil, wenn - wie im konkreten Anwendungfall am Flughafen - das Nachladen der Fahrzeugbatterie besonders häufig erfolgen kann, zum Beispiel in den Pausenzeiten der Fahrer. Dadurch kann die Speicherkapazität der Batterien reduziert werden, ohne dass dies zu verminderter Tagesleistung beziehungsweise Reichweite führt. Weitere Vorteile ergeben sich immer dann, wenn eine Ladeinfrastruktur den Normalbetrieb stört, wie etwa in Logistikhallen. Auch bei Anwendungen, wo schnellstmögliches und automatisches Zwischenladen erforderlich ist, ohne dass der Mensch tätig wird, hat das induktive Laden die Nase vorn. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz autonomer Fahrzeuge.

Die Ergebnisse aus dem Demonstrationsprojekt fließen in die bei INTIS nun anstehende Serienvorbereitung der Technik ein. Ralf Effenberger, Geschäftsführer der INTIS GmbH, blickt optimistisch in die Zukunft: "Wir sind davon überzeugt, dass das induktive Laden die Elektrifizierung von Transportsystemen an Flughäfen, aber auch in anderen Industrieanwendungen, weiter voranbringen und eine maßgebliche Reduzierung des CO2-Footprints bei den Anwendern ermöglichen wird".

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