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Interview mit Dr. Sönke Kock, Leiter Automation Solutions bei ABB „Werkzeuge für Industrie 4.0“

ABB AG

„Durch die Verknüpfung von Simulation und SCADA können wir schon beim Engineering einer Maschine die Auswirkung auf die Gesamtanlageneffektivität sehen.“ Dr. Sönke Kock, Leiter Automation Solutions bei ABB.

Bild: ABB
29.09.2016

Mit dem Automation Builder vereint ABB Engineering, Simulation und Konfiguration von Maschinen und Anlagen. Das neue SCADA-System zenon ergänzt die Lösung, um die Produktivität der laufenden Fertigung zu erhöhen. Welches Potenzial zenon – auch im Umfeld Industrie 4.0 – hier bietet, erläutert Dr. Sönke Kock, Leiter Automation Solutions bei ABB, im Gespräch mit A&D.

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A&D: Warum bietet ABB mit zenon jetzt auch eine SCADA-Lösung an?

Dr. Kock: In der Prozessindustrie ist ABB mit seinen Leitsystemen Weltmarktführer. In der diskreten Fertigung und im Bereich Maschinenbau ist zenon als HMI- und SCADA-Lösung ein ideales Instrument, alle anfallenden Daten in der Fertigung neben der Visualisierung zu sammeln, auszuwerten und passend weiterzusenden. Außerdem kann über eine SCADA auch eine Liniensteuerung realisiert werden.

Macht zenon ein MES überflüssig?

Dr. Kock: Nein, wenn eine komplette Produktion gesteuert werden soll, dann ist ein MES notwendig. zenon als SCADA-Lösung ist eine Ebene darunter angesiedelt, hat aber durchaus die Funktionalität, einzelne Fertigungslinien komplett zu steuern. Viele Anlagenbetreiber besitzen kein eigenes Manufacturing Execution System und können dann mit zenon beginnen, einzelne Bereiche ihrer Fertigung zu steuern. Natürlich besitzt zenon auch maßgeschneiderte Schnittstellen zu MES-Systemen, denn unser Ziel ist es nicht, ein MES zu ersetzen.

Ist zenon als ein Baustein von ABBs Automation Builder zu sehen?

Dr. Kock: zenon ist ein eigenständiges Produkt, das sich über Datenschnittstellen effizient und durchgängig mit unseren Engineering-Plattformen integriert. Denn wir wollen mit zenon unsere Kunden beim Engineering, bei der Simulation und bei der Inbetriebnahme von Anlagen nicht alleine lassen. Der Vorteil für unsere Kunden ist, dass diese Lösungen perfekt interagieren. Wenn im Automation Builder beispielsweise neue Funktionen einer Verpackungsmaschine mit SPS simuliert werden, lässt sich durch die Verbindung mit zenon gleich überprüfen, wie das SCADA-System die neuen Daten interpretiert und weiterverarbeitet. Unsere Kunden können während des Engineerings schon die Auswirkungen auf die höheren Ebenen der Fertigung sehen, wie beispielsweise den Einfluss auf die OEE-Daten der Fabrik.

Warum hat sich ABB für eine fertige SCADA-Lösung entschieden?

Dr. Kock: Wir haben über eine eigene SCADA-Neuentwicklung nachgedacht, aber unser Kredo im Kontext von Industrie 4.0 beinhaltet, verstärkt auf Zusammenarbeit zu setzen. Beweisen wir Kooperationsfähigkeit, so profitieren auch unsere Kunden von den erweiterten Wirtschaftsketten und den Erfahrungen der Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen.

Und warum fiel die Wahl auf zenon von Copa-Data?

Dr. Kock: Wir haben nach einer offenen, aber natürlich auch technisch ausgefeilten Lösung gesucht. Wichtig waren uns die Möglichkeiten der Vernetzung mit unserem Automation Builder sowie die Cloud-Funktionalitäten für die Einbindung neuer Services. Im Kontext von ABBs Internet of Things, Services and People IoTSP hat sich die von Copa-Data entwickelte zenon-Lösung als attraktivste Lösung herauskristallisiert. Zudem hat zenon in Branchen wie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie schon eine starke Präsenz und wird dort für seine Funktionalität sehr geschätzt.

Übernimmt ABB den vollen Service und Support bei zenon?

Dr. Kock: Ja, wir behandeln zenon wie ein ABB-Produkt und bieten in Zukunft international den vollen Service und Support an. Der Kunde hat von der Beratung, Lizenzierung über den Support im Produktiveinsatz nur mit uns als einzigen Ansprechpartner zu tun. Copa-Data und ABB agieren hier dem Kunden gegenüber völlig unabhängig, obwohl das Produkt auf einer Basis fußt und Copa-Data uns gegenüber das Produkt supportet.

Was kann SCADA neben dem Sammeln von Daten noch?

Dr. Kock: Natürlich ist das Sammeln und Interpretieren von Daten eine Hauptanwendung. zenon besitzt eine hohe Konnektivität und unterstützt mehr als 300 Kommunikationsprotokolle. Die sehr offene Plattform ermöglicht es, mit nahezu jedem Gerät im Markt zu kommunizieren. Aber auch das Logging und Tracing aller Aktivitäten und Produkte sind Themen, die in Branchen wie der Nahrungsmittelindustrie ganz oben stehen. Für diese Aufgaben ist zenon hervorragend geeignet. Weitere Anwendungen sind zum Beispiel die Auswertung der Gesamtanlageneffektivität. Oder denken Sie an die Möglichkeiten von Predictive Maintenance und anderen Big Data Analysen. Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, für die wir unsere Kunden mit vorgefertigten Lösungen unterstützen, indem wir zenon als weiteres Element an die ABB Cloud-Infrastruktur und an unsere IoTSP-Services ankoppeln.

Können sich Kunden schon mit geringer Investition von zenon überzeugen?

Dr. Kock: Genau das ist eine der Stärken von zenon. Man kann ohne Risiko mit einer zenon-Instanz auf einem einfachen Windows-CE-Panel für die Maschinensteuerung anfangen. Maschinenbauer profitierten von einer hoch entwickelten Maschinenvisualisierung und Bedienoberfläche, die auch auf eine Liniensteuerung hochskaliert werden kann. Da zenon als Netzwerk konzipiert ist, lassen sich verschiedene Knoten am Ende zu einem Supervisor zusammenschalten. Die Daten fließen dann in diesem Netzwerk und zusätzliche Instanzen sind jederzeit möglich – oder die Daten verschiedener Standorte werden zusammengeführt.

Punktet zenon besonders beim Einsatz über mehrere Produktionsstandorte von seiner Cloud-Funktionalität?

Dr. Kock: Das ist nur ein wichtiger Aspekt für die Cloud. Sie können die Cloud auch als leistungsfähigen Compute-Server nutzen, um rechenintensive Analyse-Algorithmen auszulagern. Die Security in professionelle Hände zu legen, ist ebenfalls ein Argument für die Cloud. Anlagenbetreiber müssen sich weder um Betriebssystem-, Software-Updates oder Patches selbst kümmern, da diese Leistungen im Cloud-Service enthalten sind. Für die Einsparung von IT-Kosten im eigenen Unternehmen bringt die Cloud also viele Pluspunkte.

Und wie gewährleistet ABB bei der Vernetzung und Cloud-Anbindung die wichtige Datensicherheit?

Dr. Kock: zenon hat natürlich diverse Security-Mechanismen, die die Sicherheitsanforderungen von ABB erfüllen. Neben der komplett verschlüsselten Kommunikation erlaubt zenon die Koppelung mit dem User Management von Active Directory. Wir haben für zenon auch eine Zulassung für kritische Infrastrukturen.

Welche Cloud-Dienste unterstützt die SCADA-Lösung?

Dr. Kock: zenon bietet zu Microsoft Azure bereits eine native Cloud-Anbindung. Neben unseren eigenen Cloud-Diensten zum Beispiel im Bereich Condition Monitoring sind jederzeit auch andere Provider mit ihren Services realisierbar.

Ist zenon ein Werkzeug für Industrie 4.0?

Dr. Kock: zenon ist auf jeden Fall eine ideale Plattform dafür. Wir haben täglich neue Ideen, was wir noch an Apps, Services oder Datenauswertungen anbieten können. Und wir wollen mit zenon ein Werkzeug zur Verfügung stellen, mit dem Kunden neue Geschäftsmodelle und Cloud-Lösungen im Kontext von Industrie 4.0 leichter realisieren können. zenon ist ein weiterer Eckpfeiler für das ABB-Konzept des Internet of Things, Services and People IoTSP.

In unserer Titelreportage über Produktivität 4.0 erfahren Sie mehr zu den Software-Werkzeugen von ABB.

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