Die Zukunft von Mikrofabriken Viel Lärm um Micro Factories: Fakten und Fiktion auseinanderhalten

Die Micro Factory entstammt dem Konzept kleinerer automatisierter, digitaler Fabriken, die wie ein Pop-up-Shop Waren und Dienstleistungen mit hoher Nachfrage vor Ort anbieten.

Bild: iStock, Mikhail Mishunin
09.01.2024

Micro Factories sind zellbasierte, lokal ausgerichtete Anlagen, die maßgeschneiderte Produkte, höhere Umweltfreundlichkeit und Marktnähe ermöglichen. Doch trotz dieser Vorteile konnte sich das Konzept bislang nicht durchsetzen. Warum ist das so, und wie könnten Nearshoring und moderne Technologien die Zukunft von Mikrofabriken gestalten?

Der Begriff Micro Factories kam erstmals 1990 im Mechanical Engineering Laboratory in Japan auf. Er bezeichnet die zellbasierte Fertigung in einer Vielzahl kleiner und hoch automatisierter Anlagen, um maßgeschneiderte Waren lokal zu erzeugen. Dabei profitieren Unternehmen von der individuellen Warengestaltung, schnellen Bereitstellung, höheren Flexibilität, geringeren Kapitalinvestition und verringerten Umweltauswirkung.

Warum haben sich Micro Factories trotz dieser Vorteile nicht durchgesetzt? Kann die zunehmenden Bedeutung des Nearshorings, der Verlagerung von Fabriken aus Niedrigkostenländern in Hochkostenländer, Micro Factories wettbewerbsfähiger machen? Welche Software-Investitionen müssen Hersteller treffen, um Micro Factories nutzen zu können?

Schwierigkeiten bei der Umsetzung

Die Micro Factory entstammt dem Konzept kleinerer automatisierter, digitaler Fabriken, die wie ein Pop-up-Shop Waren und Dienstleistungen mit hoher Nachfrage vor Ort anbieten. Ein Vorteil der Micro Factories ist die Nähe zum Kunden und die Vermeidung von Einfuhrzöllen. Da Micro Factories auch nicht so viel Platz wie reguläre Fabriken benötigen, können sie schneller gebaut werden. Zudem ermöglicht ihre Konzeption die Konzentration auf ein beliebtes Produkt, um den lokalen Verbraucherbedarf zu decken.

Trotz dieser Vorteile stehen Micro Factories vor einigen Herausforderungen, wie beispielsweise der Anpassung an Kundenwünsche – und diese Fähigkeit ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Hersteller aus vielen Branchen sind nicht in der Lage, ihre Produkte anzupassen, da die Lagerkapazitäten begrenzt sind. Dazu ist die Logistikkette der Micro Factories nicht vollständig automatisiert und kann so keine weitere Produktion unterstützen, um die Anforderungen der Kundenanpassung zu erfüllen.

Die fehlende Skalierfähigkeit hindert die Kleinstfabriken an einer schnellen Diversifizierung und Verbesserung ihres Ergebnisses. Zudem sind Micro Factories nicht für die Verarbeitung der großen Datenmengen ausgelegt, die bei der Herstellung komplexerer Produkte anfallen. Sprich Micro Factories konnten sich nicht durchsetzen, da sie Herstellern keine schnelle Skalierbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit bieten können. Wodurch Unternehmen dazu gezwungen sind, mehr Land und Platz für größere Anlagen zu finden.

Inspiration durch Nearshoring-Trend?

In den letzten Jahren konnte sich das Nearshoring, die Verlagerung von Fabriken aus Niedrigkostenländern in Hochkostenländer, weiterverbreiten. In der Vergangenheit dominierte das Offshoring die Produktion, da billige Arbeitskräfte zur Verfügung standen und die Betriebskosten insgesamt niedriger waren. Ähnlich wie bei den Vorteilen einer Micro Factory haben die Hersteller die Nähe zum Markt in den Vordergrund gestellt, um die Kosten für Transport und Logistik zu senken. Dazu kommt der zunehmende staatliche Druck auf die Hersteller, die Umweltbelastung zu reduzieren.

Darüber hinaus haben westliche Regierungen strenge Arbeitsgesetze, die hohe Standards aufrechterhalten und Hersteller, die sich nicht an die Vorschriften halten, mit hohen Geldstrafen belegen. Zusätzlich bieten Regierungen Unternehmen Mittel zur Entwicklung von Gebieten in westlichen Ländern. Grundsätzlich kann durch Nearshoring die Arbeitsintensität verringert werden, da es in den großen Fabriken mehr Möglichkeiten zur Automatisierung der Produktion gibt. Zwar werden nach wie vor Mitarbeiter für den reibungslosen Betrieb einer Fabrik eingestellt, doch kann durch den Einsatz moderner Technologien Zeit gespart und die Effizienz auf breiter Front gesteigert werden.

Inspiriert durch den Nearshoring-Trend könnten sich Micro Factories in den nächsten Jahren durchsetzen, sofern die Hersteller IT-Cloud-Infrastrukturen einsetzen. Durch vermehrte Automatisierung und den Einsatz von KI in Fabriken können Hersteller ihre Produktionseffizienz steigern und den Betrieb schnell skalieren. Dabei ist das Herzstück jeder erfolgreichen modernen Fabrik eine moderne Cloud-Infrastruktur: Mit dieser lassen sich Automatisierungs- und 3D-Druckvorgänge schnell umsetzen, die Verwaltung digitaler Elemente wird vereinfacht und die in der Fertigung erzielte Transparenz ermöglichte datenbasierte Geschäftsentscheidungen in Echtzeit.. Die Cloud ist unabdingbar, um die mit hohen Produktionsvolumina verbundene Komplexität zu überwachen. denn ohne die Cloud ist eine moderne Fabrik nicht in der Lage, Produkte zu skalieren und an die Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen.

Fazit

Das große und visionäre Konzept der Micro Factories konnte sich aufgrund der Komplexität der Lieferkette und der begrenzten Möglichkeit, die für die herkömmliche Fertigung erforderlichen physischen Komponenten zu lagern, nicht flächendeckend durchsetzen. Doch mit der richtigen Technologie könnten sich Micro Factories sehr wahrscheinlich zu einem wichtigen Bestandteil der Fertigungslandschaft entwickeln, wodurch die Hersteller wettbewerbsfähiger werden und die Kundenanforderungen besser erfüllen könnten.

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