Future Innovation „Start-ups sind Innovationstreiber für Großunternehmen“

Josua Ritter, Jahrgang 1981, studierte an der Fachhochschule Basel Elektrotechnik und absolvierte ein Executive MBA mit Vertiefungsrichtung International Management. Seit 2017 ist er Managing Director von TrueDyne Sensors, einem Spin-off der Endress+Hauser-Gruppe mit Fokus auf Realisierung und Industrialisierung marktfähiger Kleinstsensorik.

Bild: TrueDyne
10.08.2020

Großunternehmen sind stark in der Weiterentwicklung bestehender Produkte und in der Optimierung von Prozessen. Eine losgelöste Start-up-Struktur ermöglicht Innovation, Industrialisierung und Vertrieb mit einem starken Partner im Rücken.

Josua Ritter ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Wie kann man von den Strukturen und dem Know-How eines Großunternehmens profitieren und trotzdem eine hohe Innovation bei neuen Technologien ermöglichen? Die Lösung ist eine Ausgründung aus einem Großunternehmen, welche als Schnellboot die Innovation vorantreiben kann und gleichzeitig von der Unterstützung der Mutterfirma profitieren kann.

Genau dies haben wir bei Endress+Hauser im Jahre 2015 getan und TrueDyne Sensors gegründet. Unser Kernauftrag ist es, aus Innovationen und Ideen marktfähige und industrialisierte Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

MEMS-Technologie für bessere Qualitätsparameter

Basierend auf Kleinstsensorik und neuartigen physikalischen Modellen generieren wir einen echten Mehrwert für den Kunden. Mithilfe der MEMS-Technologie bringen wir das Qualitätslabor nicht nur näher an den Prozess (Lab to the Process), sondern in den Prozess hinein (Lab into the Process).

Der Fokus liegt dabei klar auf vibronischen Systemen, welche für die Dichtemessung genutzt werden. Daraus abgeleitet können diverse Qualitätsparameter für den Kunden erfasst werden, wie Konzentration und Reinheit von gasförmigen und flüssigen Medien. Rethink Sensing ist die Essenz unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Dies beinhaltet ein großes Maß an Offenheit für Sensorik, physikalische Modelle und Kundennähe.

Es ist nicht primär unser Anspruch, neue Sensoren zu entwickeln, sondern vielmehr setzen wir unseren Fokus darauf, die Herausforderungen der Kunden mit neuartigen Konzepten gemeinsam anzugehen. Dies kann beinhalten, dass bestehende MEMS-Sensoren zweckentfremdet werden und dank neuen physikalischen Modellen und spezifischen Kalibrationen Kundenprobleme lösen.

Sensorentwicklung als Kundenanforderung

Startpunkt der Neuentwicklung eines Sensors ist immer ein Kundenanliegen. Oftmals werden dafür auch schnell erste Ideen gefunden, welche in Demonstratoren resultieren.

Die wirkliche Herausforderung liegt jedoch meist in der Industrialisierung und Vermarktung der Produkte. Genau hier setzt unser Start-up-Ansatz an. Obwohl wir losgelöst von den bestehenden Strukturen von Endress+Hauser sind, können wir auf deren Know-How zurückgreifen.

Gerade bei Industrieprodukten ist der Qualifizierungsaufwand des finalen Produkts sehr hoch. So müssen Klimatests, EMV-Tests, Schocktests und weitere durchgeführt werden. Durch die Zusammenarbeit mit Endress+Hauser können viele Ressourcen eingespart werden, und die Time-to-Market lässt sich deutlich verkürzen.

Gleiches gilt bei der Vermarktung. Meist können hierfür nicht die bestehenden Vertriebsstrukturen von Endress+Hauser genutzt werden, jedoch öffnet die Brand für uns sonst verschlossene Türen. Alle diese Attribute machen unsere Firma einzigartig, und ich bin überzeugt, dass dies ein nachhaltiges Erfolgskonzept ist. Wird eine neue Technologie zu einer Erfolgsgeschichte, kann diese in die Mutterfirma reintegriert werden und die Spin-off-Firma kann sich auf neue Ansätze konzentrieren. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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