Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz – das Leitmotto der Energiewende liest sich natürlich gut. Es bedeutet allerdings einen Wandel mit disruptiven Zügen. Traditionelle Geschäftsmodelle und ganze Infrastrukturen, Produkte, Technologien und Dienstleistungen müssen umstrukturiert werden. Das Besondere daran: Es betrifft alle Teile der Wirtschaft, weil alle mit Energie zu tun haben. Sei es bei Erzeugung, Speicherung, Wandlung, Verteilung oder sei es der Energieverbrauch in Industrie, Transport und Gebäuden.
Einfach umschalten?
Warum genau stellt die Energiewende eine so außergewöhnliche Herausforderung dar? Zum einen, weil die Aufgabe so groß ist. Der erforderliche Infrastrukturausbau ist immens und erstreckt sich auf alle Bereiche des Energiekreislaufs. Das betrifft Stromerzeuger zu Beginn der Supply Chain genauso wie Netzbetreiber und Industrieunternehmen als Endverbraucher. Zum anderen, weil die Aufgabe Energiewende so komplex ist. „Sie zählt zu den größten Veränderungsprozessen, für die es weltweit keine Blaupause gibt. Einfach umschalten? Das wird so nicht funktionieren“, sagt Uwe Scharf, Geschäftsführer Vertrieb Deutschland bei Rittal.
Bekannt ist immerhin, worauf das Mammutprojekt beruht: auf neuen Schwerpunkten bei den Primärenergiequellen, auf neuer Infrastruktur und einem hoch effizienten, diversifizierten Umgang mit Energie. Bis 2050 soll der Anteil aller erneuerbaren Energien bei 83 Prozent der Stromerzeugung liegen, so die global viel beachtete Studie „Energy Transition Outlook 2022“ (ETO) des norwegischen Unternehmens DNV. Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern wird demgegenüber von 59 Prozent auf 12 Prozent reduziert, Kernkraft von 10 Prozent auf 5 Prozent.
Zeitfenster mit Chance
Der rasche Umbau der Energiesysteme gilt als zukunftsentscheidend. Auch sind Lösungen gefragt, die das Energiemanagement in den Unternehmen auf ein neues Niveau heben. „Energieeffizienz und das digital gestützte, smarte Management der Energieflüsse, der Verbräuche und Lastspitzen entscheiden zukünftig über den wirtschaftlichen Erfolg, speziell in der fertigenden Industrie. Parallel muss der Aus- und Umbau der Infrastruktur bei den Energieversorgern und Netzbetreibern mit Hochdruck vorangehen“, sagt Uwe Scharf. Der Studie zufolge fungiert Europa weiterhin als Lokomotive der Energiewende und verschärft im Gefolge der Energiekrise das Tempo bei Auf- und Ausbau der Erneuerbaren. Uwe Scharf konstatiert: „Eine Herausforderung dieser Größenordnung bietet fast immer einmalige Chancen, sich neu zu positionieren.“